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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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und wanden sich fieberhaft. Daraufhin schüttelten Jillians Geiselnehmer die Arme und bewegten Jillian an der Leitplanke hin und her. Entsetzt riss sie die Augen auf, und ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei.
    » Lass sie los!«, rief ich. Ich stürzte mich auf Eli, packte seinen ausgestreckten Arm und grub die Fingernägel in sein totes Fleisch.
    Einen stummen Moment starrte Eli auf seinen Arm und die kleinen blutigen Halbmonde hinab, die meine Nägel dort hinterlassen hatten. Wir wussten beide, dass er eigentlich nicht bluten sollte – dass er nicht bluten konnte. Und doch hatte ich ihn jetzt verletzt, wie er es auf dem Friedhof mit mir getan hatte.
    » Was zur Hölle?«, setzte Eli an, als ein eigenartiges ächzendes Geräusch unter uns erklang. Es klang wie Metall, das protestierend nachgab.
    Eli entriss mir den Arm, und wir blickten beide erstaunt auf die Straße zu unseren Füßen. Da war ein schmaler Riss, der im Zickzack durch den dicken Asphalt zwischen uns führte. Er verlief von einer Seite der Straße zur anderen, als habe eine unglaublich gewaltige Kraft die Brücke selbst zerbrochen.
    » Amelia, was hast du gerade getan?«, murmelte Eli, doch ein Reifenquietschen schnitt ihm das Wort ab. Wir alle – Eli, Jillian und ich – drehten die Köpfe in Richtung des Geräuschs.
    Zuerst konnte ich nur die negativen Abbildungen zweier Scheinwerfer sehen, die leuchtende schwarze Punkte auf die Innenseite meiner Augenlider malten. Während ich versuchte, sie wegzublinzeln, ging eine Wagentür auf, und ich hörte eine wunderbar vertraute Stimme.
    » Lass sie alle gehen, Eli, oder ich schwöre, ich sorge dafür, dass du ein zweites Mal stirbst.«
    » Joshua!«, riefen Jillian und ich gleichzeitig. Ich drehte mich mit einem triumphierenden Lächeln zu Eli.
    Eli sah an mir vorbei zu Joshua. » Dein Ritter ohne Furcht und Tadel?«, fragte er mich leise, gefährlich.
    » Ja«, flüsterte ich, auf einmal leidenschaftlich. Ich packte ihn an seinem offenen Hemd. » Bitte, Eli. Ich liebe ihn. Wirklich. Und ich glaube auch nicht, dass du böse bist. Bloß … in die Irre geführt. Also beweise, dass ich recht habe, und lass Jillian gehen. Lass sie alle gehen. Bring mich dazu, etwas für dich zu empfinden, Eli.«
    Einen unglaublichen Augenblick lang schwankte Eli. Ich sah den Widerstreit der Gedanken auf seinem Gesicht, den Kampf zwischen seinem Machtbedürfnis und seinem Verlangen nach etwas anderem …
    » Amelia«, flüsterte er und streckte eine Hand aus, um meine Wange zu berühren. Doch in dem Augenblick, bevor seine Finger über meine Haut streichen konnten, wich ich vor ihm zurück.
    Eli ächzte sowohl vor Wut als auch – da war ich mir sicher –, weil die Kränkung ihn schmerzte. » Ich halte das nicht mehr aus«, murmelte er vor sich hin.
    Auf einmal richteten sich die Partygäste auf und versteiften sich. Sie standen völlig reglos da, ihre weit aufgerissenen Augen auf einmal starr, leer. Dann fingen sie gleichzeitig an zu zucken und sich zu krümmen.
    Beinahe auf der Stelle wichen die dunklen Geister von den Lebenden zurück, als hätte die Gewaltsamkeit ihrer unfreiwilligen Bewegungen ihnen Angst eingejagt. Die Partygäste zitterten so heftig, dass sie zu schimmern schienen, ihre Umrisslinien bewegten sich wellenförmig wie die Luft über einer heißen Teerstraße im Sommer.
    Soweit ich sehen konnte, krümmten sich alle Lebenden, ohne Ausnahme. Was auch bedeuten würde …
    Mein Kopf fuhr ruckartig zu Jillian und ihren Freunden herum, und ich sah gerade noch, wie O’Reilly wie eine Marionette zusammensackte, der man die Fäden durchgeschnitten hatte. Seine beiden Arme hingen schlaff an ihm herunter, auch der Arm, der bis eben noch Jillian aufrecht gehalten hatte. Als Kaylens und Scotts Krämpfe dazu führten, dass sie nach hinten fielen, wurde Jillian nicht einmal mehr an den Beinen gehalten.
    Alles danach schien in Zeitlupe zu passieren.
    Jillians Blick huschte kurz zu ihrem Bruder, der sich immer noch durch die zuckende Menschenmenge kämpfte, und dann zurück zu ihren Freunden. Ihre Arme hoben sich von der Planke wie die einer Trapezkünstlerin, während ihr Körper weiter nach hinten kippte.
    Sie schrie, nur einmal. Der Laut klang in meinen Ohren gedämpft und dumpf, genau wie Joshuas Schrei hinter mir. Doch das nächste Geräusch hörte ich klar und deutlich. Das Geräusch, das Jillians Schrei übertönte.
    Ein lautes Krachen erklang, gefolgt von einem tiefen, vibrierenden scharfen Ton, als

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