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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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Reaktion nicht, denn sein höhnisches Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. Die Veränderung ließ ihn kein bisschen erfreulicher aussehen.
    » Wie du möchtest«, murmelte er. Und wie durch ein Wunder wirbelte er herum, um durch die Kiefernnadeln davonzustampfen, die den Boden bedeckten. Doch bevor er ganz im Wald verschwand, blieb er noch einmal stehen und drehte sich zu mir um. Er verschränkte die Arme vor der Brust, das Gesicht immer noch zu dem boshaften Grinsen verzogen.
    » Ich werde dir nicht wieder folgen, Amelia. Im Grunde hat es gar keinen Sinn.« Eli senkte den Kopf und starrte zu mir empor, während er allmählich die Augen zusammenkniff. » Aber du wirst schon bald kommen und mich suchen, das kann ich dir versprechen. Du hast keine Ahnung, was wir sind – was du bist. Ich aber schon. Also gebe ich dir einfach eine Warnung mit auf den Weg. Einen kleinen Vorgeschmack auf den Ort, an den du wirklich gehörst. Den Ort, an dem du letztlich gefangen sein wirst, da du nun wach bist, wenn du mich nicht um Hilfe bittest.«
    Bei Elis letzten Worten spürte ich auf einmal eine Kälte, heftiger und schneidender als alles, was ich je zuvor gespürt hatte. Anders als der Wind, der Elis Eintreffen ankündigte, war diese Kälte nicht auf etwas gerichtet oder von kurzer Dauer. Sie war überall um mich her, als sei die Temperatur am Flussufer jäh um mindestens dreißig Grad gesunken. Schockiert keuchte ich auf, und mein Atem bildete sichtbare Wölkchen vor meinem Gesicht.
    Ich war so starr vor Kälte, dass ich kaum bemerkte, wie sich meine Umgebung ebenfalls veränderte. Bevor ich begriff, was vor sich ging, verdunkelte sich das Flussufer. Binnen Sekunden schien die Sonne völlig verschwunden zu sein und alles Licht und sämtliche Farben mit sich genommen zu haben.
    Anfangs dachte ich, das Ufer sei in vollständige Dunkelheit getaucht, aber das stimmte gar nicht. Alles um mich her lag in einem kalten, tiefen Grau da, wohin ich auch blickte.
    Ich starrte wieder Eli an, der in dieser neuen Umgebung völlig entspannt zu sein schien – die Arme hatte er immer noch lässig vor der Brust verschränkt. In der anthrazitfarbenen Dunkelheit sah seine blasse Haut noch heller aus, noch unnatürlicher.
    » Was … Wo …«, flüsterte ich, ohne echte Fragen formulieren zu können.
    Eli reagierte, indem er düster in sich hineinlachte, antwortete aber nicht.
    Er starrte mich einen weiteren Moment lang eindringlich an, dann huschte sein Blick nach rechts und links von mir, als suche er etwas neben mir. Ohne nachzudenken, drehte ich mich um, um einen Blick auf das zu erhaschen, was ihn abgelenkt zu haben schien.
    Da sah ich sie: die Gruppen seltsamer schwarzer Gestalten, die sich am Rande meines Gesichtsfelds entlangbewegten. Wie riesige Motten oder Schatten, die sich knapp außerhalb meiner Sichtweite wanden und umherhuschten. Ich drehte den Kopf ruckartig von der einen Seite zur anderen und versuchte, sie richtig zu sehen. Doch jedes Mal, wenn ich den Kopf drehte, bewegten sich die veränderlichen schwarzen Gestalten mit mir und waren wieder außer Sichtweite.
    Ich wirbelte ganz herum, sodass ich Eli den Rücken zukehrte und auf den Fluss hinaussah. Und in dem Augenblick vergaß ich die Gestalten, die immer noch am Rand meines Gesichtsfelds tanzten, völlig.
    Vor lediglich ein paar Minuten war hinter mir ein normaler Fluss geflossen, grünlich und braun in der Spätsommersonne. Jetzt, trotz der grauen Dunkelheit an diesem Ort, nahm ich eine dramatische Veränderung wahr, die sich mit dem Gewässer vollzogen hatte.
    Etwas strömte in dieser Version des Flusses, aber ganz gewiss nichts so Gutartiges wie Wasser. Zwischen den Ufern des neuen Flusses zog eine zähe Flüssigkeit an mir vorbei. Sie sah wie Teer aus, war so tintenartig und schwarz, dass an der Oberfläche kaum Anzeichen von Bewegung wahrzunehmen waren.
    Und dennoch bewegte sie sich, floss träge auf die High Bridge zu. Langsam wandte ich den Kopf der Brücke zu, doch bevor ich ihre neue Gestalt betrachten konnte, wurde meine Aufmerksamkeit von dem auf sich gezogen, was darunter lag – von dem Ort, zu dem der dunkle Fluss zu führen schien.
    Unterhalb der Brücke, bei der es sich um die High Bridge handeln mochte oder auch nicht, klaffte eine gewaltige Schwärze. Weit dunkler als das graue Flussufer, noch dunkler als der Fluss selbst. Oben reichte sie bis zur Unterseite der Brücke, und unten schlug sie ihre Krallen in das Wasser und das umliegende Ufer. Ich spähte in

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