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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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mich.
    Ich schniefte und versuchte, mich nicht verletzt zu fühlen. » Dann lass mich das mal zusammenfassen: Ich habe einen hübschen Mund und ein hässliches Kleid? Ich sag dir mal was – wenn du mir den Geist von jemandes Trägertop und abgeschnittener Jeans besorgst, ziehe ich sie auf der Stelle an, das schwöre ich.«
    Joshua grinste breiter und schüttelte den Kopf. » Nein, das Kleid ist nicht hässlich.« Er bedachte meine Figur mit einem abschätzenden Blick und fügte dann hinzu: » Eigentlich ganz im Gegenteil.«
    » Oh«, sagte ich wieder. Ich senkte den Blick erneut auf mein Kleid. Wieder einmal wünschte ich, es bedeckte ein wenig mehr Haut. Ich fragte mich, was für ein Mädchen ich gewesen sein mochte, dass ich mir solch ein auffälliges Outfit ausgesucht hatte: jemand Verwegenes und Selbstbewusstes, jemand Protziges und Gemeines?
    Joshua hingegen bereitete meine Kleidung offensichtlich nicht so viel Kopfzerbrechen wie mir. Er lachte leise in sich hinein und lehnte sich an den Tisch zurück, die Arme vor der Brust verschränkt. Wir saßen eine Zeit lang so da, er in lässig amüsierter Haltung und ich erneut den Blick auf meinen Rock geheftet. Ob mein Kleid nun sexy war oder nicht, war unser kleinstes Problem, das wusste ich.
    Schließlich beugte Joshua sich wieder vor.
    » Was sollte ich also sonst noch über dich wissen?«
    Ich schien den Blick nicht von meinem Rock abwenden zu können. » Tja, wie wäre es damit: Ich spüre nichts, was ich berühre. Anscheinend abgesehen von dir.«
    » Was? Du spürst nichts?«
    » Nö. Nicht diese Bank, nicht die Bäume dort – nichts. Ich kann noch nicht einmal Türen aufmachen.«
    » Aber was ist mit Menschen? Ich meine, du und ich können uns offensichtlich …«
    » Ich weiß«, unterbrach ich ihn. » Ich habe keine Ahnung, wie sich das, was eben passiert ist, erklären lässt. Du bist der erste Mensch, den ich je zu berühren versucht habe, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sonst niemanden spüren könnte. Nicht so wie … na ja, dich eben.«
    » Irgendeine Idee, warum das so ist?«
    Ich zuckte mit den Schultern. » Ich weiß es nicht. Vielleicht gilt da das Gleiche wie bezüglich der Tatsache, dass du mich sehen kannst. Da du kurze Zeit tot warst, kannst du vielleicht Geister sehen und sie irgendwie berühren. Und vielleicht kann eine solche Verbindung von beidem auch die Sinne eines Geistes wiedererwecken. Wenigstens ein bisschen.«
    » Vielleicht«, überlegte er. Nach ein paar Sekunden fügte er hinzu: » Das ist aber irgendwie eine traurige Aussage über das Leben nach dem Tod, nicht wahr? Dass man nichts spürt, es sei denn, jemand anders stirbt ebenfalls?«
    Ich nickte eifrig, den Blick immer noch starr auf mein Kleid gerichtet. Wieder reagierte Joshua nicht, sondern verfiel in nachdenkliches Schweigen. Schließlich sah ich zu ihm auf, gerade rechtzeitig, um etwas über sein Gesicht huschen zu sehen, was ich für einen Schatten hielt. Sie schmerzte mich, diese düstere Miene – als habe Joshua vielleicht endlich den entscheidenden Moment erreicht, in dem ihm bewusst wurde, wie verrückt das alles in Wirklichkeit war. Doch stattdessen schüttelte er nur den Kopf und schenkte mir ein mitfühlendes Lächeln.
    » Weißt du, Amelia, tot zu sein muss echt … beschissen sein.«
    Ich stieß ein überraschtes Lachen aus. » Ja, Joshua. Es ist tatsächlich beschissen.«
    Wir kicherten gemeinsam. Aus unserem Gelächter hörte ich eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Anspannung heraus. Dann zog Joshua die Augenbrauen zusammen und rieb sich die Hände.
    » Also …«
    Er zog das Wort verlegen in die Länge. Jetzt klang er vorsichtig, hatte vielleicht sogar Angst fortzufahren. Sein Tonfall verriet, dass er mich wohl etwas fragen wollte, sich aber nicht sicher war, wie er es anstellen sollte. Ich sah ihm in die Augen und nickte aufmunternd.
    » Was auch immer du sagen möchtest, Joshua, sag es einfach.«
    Er räusperte sich und platzte dann mit der Frage heraus. » Wie lange bist du schon tot?«
    Ich schürzte die Lippen und versuchte, eine Erklärung zu formulieren, die nicht furchterregend war. » Da bin ich mir auch nicht sicher. Eine ganze Weile, glaube ich. Es gab da eine furchtbar lange Zeit des ziellosen Herumwanderns. Es ist mir ziemlich schwergefallen, das Zeitgefühl nicht völlig zu verlieren. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen … Jahre? Allerwenigstens.«
    Joshua stieß einen leisen Pfiff aus und flüsterte das Wort »

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