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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Gedanken überschlugen sich: die Schwäne, die Küste, der Schnee. Und dann hörte er das Klopfen.
    Ein Geräusch, das er niemals vergessen würde. Tap, tap, tap … kam es aus der Tiefe, hörbar auf dem Sonar und – war das möglich – sogar mit bloßem Ohr? Er hätte schwören mögen, dass er das Geräusch vernommen hatte, das die Wellen durchdrang und vom Wasser verstärkt wurde.
    Das Geräusch der deutschen Besatzungsmitglieder, die versuchten, ihrer nassen Falle zu entfliehen. Die um Hilfe flehten, um Gnade, um Rettung. Doch er hatte sich geweigert, ihnen Zuflucht zu gewähren, nur wenige hundert Meter vom Refuge Beach entfernt. Er wusste: Wenn es ihm damals möglich gewesen wäre, persönlich zu U-823 hinabzutauchen und die Ausstiegsluke zu öffnen, er hätte es nicht getan.
    Er hatte die Besatzung sterben lassen. Ihr Kommandant, Oberleutnant Kurt Lang, war erst vierundzwanzig gewesen, im gleichen Alter wie er. Er hatte den Tod von Lang und seinen Männern zu verantworten, und er war stolz darauf gewesen.
    »Dad?«, fragte Tim noch einmal.
    »Weißt du eigentlich, wie sehr ich mir wünsche, dass sie das U-Boot dort lassen, wo es ist?«
    »Ich denke schon«, erwiderte sein Sohn mit ernster Stimme.
    »Bringst du sie für mich hinunter? Zum Wrack?«
    »Natürlich.« Tims Hand schloss sich um die silberne Medaille. »Für Johnny und Howard.«
    Joe schüttelte den Kopf, seine Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte seinen Männern sechsundzwanzig Jahre lang jeden April die letzte Ehre erwiesen und würde diese Tradition fortsetzen. Doch der heutige Tag erforderte einen anderen Tribut. »Nein, für Kurt Lang«, sagte er. »Und die Männer von U-823.«
    »Mache ich, Dad.«
    Er küsste seinen Vater, den Talisman in der Hand, und tippte Shane auf die Schulter; dann schnallten sie die Sauerstoffflaschen um und sprangen ins Wasser.

    Das Wasser war klar, die Sicht passabel. Tim hörte seine eigenen Atemzüge in den Ohren rauschen und blickte zu Shane hinüber; sein Herz klopfte, als er nach unten schwamm, die Medaille in den Händen. Er hatte den Schmerz in den Augen seines Vaters gesehen und war entschlossen, alles zu tun, ihm seinen Wunsch zu erfüllen.
    Die Strömung war stark an dieser Stelle, aber sie benutzten die Ankerleine, um sich herunterzulassen. Das Wrack war auf Anhieb sichtbar. Der Anblick löste starke Gefühle in ihm aus, aber er kämpfte gegen sie an, wusste, dass er ruhig bleiben musste, um ihrer Sicherheit willen.
    Gestern, als er alleine tauchen wollte, war das anders gewesen. Neve und er hatten nicht miteinander gesprochen; er hatte von Frank geträumt, mit einer so qualvollen Intensität, dass er glaubte, nicht mehr weiterleben und den Schmerz aushalten zu können. Die Entscheidung, alleine zum Wrack hinabzutauchen, Fotos zu machen, um seine Bedeutung als Kriegsschauplatz zu dokumentieren, war mehr als verwegen. Als Shane ihn am Strand erwischt hatte, hatte er überlegt, dass es einfacher wäre, gar nicht mehr aufzutauchen.
    Als er nun an der Ankerleine emporblickte, sah er die Sonne über die Oberfläche des Wassers gleiten. Er wusste, dass sein Vater im Boot saß und Neve und Mickey am Strand warteten. Frank war ihm letzte Nacht im Traum erschienen – nicht als bloßer Name im Sand, sondern wirklich.
    Es war ein Traum gewesen, aber Träume besaßen eine tiefere Bedeutung. Tim umklammerte die Medaille seines Vaters und schwamm Shane voraus, auf den dunklen Rumpf zu. Sein Sohn und Shanes Vater waren beide ertrunken. Wasser war ihr Element; er hätte gerne gewusst, ob Shane den gleichen Frieden und die gleiche Liebe für seinen Vater empfand wie er in diesem Moment für Frank.
    Das Zischen des Atemreglers und das dumpfe Geräusch bei der Ausatmung hallte in seinen Ohren. Der Anblick des U-Boots, das er zum ersten Mal seit Jahren wiedersah, hatte nichts von seinem Schrecken eingebüßt. Der lange schwarze Rumpf, rissig und geborsten, eingehüllt in den brüchigen Fischernetzen, glich einer Gruft. Die skelettartigen Überreste von Lippfischen, Flundern, Goldmakrelen und etwas Größerem – vielleicht einem Wal –, die sich vor langer Zeit in den Netzen verfangen hatten, wiegten sich in der Strömung.
    Unter den Netzen war das U-Boot selbst zu sehen. Es war aus Deutschland gekommen, aus weiter Ferne, wie ein Raubtier, das seinen Schrecken verloren hatte. Er betrachtete die Rohre und Drähte, die aus den Spalten hervorquollen, die Löcher, die von den Bomben und dem Aufprall auf den

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