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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Kommandoturm auf, brechen und laufen in Richtung Pier aus.« Er schirmte die Augen ab, spähte aufs Wasser, um sich zu orientieren und nickte, als sei er absolut sicher.
    »Er hat recht, Tim.« Joe drosselte den Motor und schaltete in den Leerlauf, so dass er das Boot relativ ruhig über der Stelle halten konnte. Er musste sich dabei weder auf die Elektronik verlassen noch die Koordinaten auf der Seekarte überprüfen, obwohl beides zur Verfügung stand: Er wusste es auch so. Er spürte es, als würde U-823 eine magische Anziehungskraft ausüben. Das Gefühl breitete sich in seinen Beinen aus, kroch sein Rückgrat empor, elektrisierend und unwiderstehlich. Es befand sich genau hier, an dieser Stelle auf dem Meeresgrund.
    »Also gut, wir tauchen hier«, erklärte Tim.
    »Tut mit leid, Mr. O’Casey«, meinte Shane.
    »Wahrscheinlich kenne ich das Naturschutzgebiet besser als das Wasser.« Dann sah er Shane an. »Da wir jetzt Tauchpartner sind, solltest du mich besser Tim nennen und duzen, okay?«
    »Okay.« Shane grinste.
    Dann hörte Joe, wie Tim die Regeln für ihren Tauchgang durchging. Zusammenbleiben; das Wasser war heute klar, und sie würden keinesfalls tiefer als dreißig Meter runtergehen. Sie würden um den Kommandoturm herumtauchen und ein paar Aufnahmen machen. Sie würden keinen Fuß in das Innere des Wracks setzen und sich in sicherer Entfernung halten, um sich nicht in den Angelleinen oder Fischernetzen zu verheddern, die sich im Lauf der Jahre am Rumpf des U-Boots verfangen hatten.
    »Alles klar?«
    »Alles klar«, erwiderte Shane.
    Joe setzte den Anker; die beiden würden die Leine als Orientierungshilfe benutzen, um sich zum U-Boot herunterzulassen und zurück zur Oberfläche zu gelangen. Er hörte, wie Tim Shane an die Taucherkrankheit erinnerte – unter Wasser nahm der Druck mit der Tiefe zu, alle zehn Meter um das Doppelte. In den Lungen bildete sich Stickstoff, der ins Blut gelangte und eine narkotisierende Wirkung auf den Taucher hatte.
    »Mann, ich habe einen Tauchschein, falls du es vergessen haben solltest.«
    »Ich weiß, nur für den Fall. Falls du Fische zu dir sprechen hörst oder Männer siehst, die mit Maschinengewehren aus dem U-Boot kommen, gibst du mir ein Zeichen – dann tauchen wir wieder auf. Und zwar langsam; wir hängen uns auf dem Weg nach oben an die Ankerleine und verweilen auf jeder Tauchstufe, wegen der Dekompression, klar?«
    »Alles klar.«
    »Damit der Druck im Körper langsam gemindert wird.«
    »Schon kapiert.« Er war höflich, aber ungeduldig. Genau wie Frank; ob Tim das ebenfalls bemerkte? Junge Männer, denen man vorschreiben wollte, wie sie etwas zu tun hatten … die Reaktion änderte sich offenbar nie. Joe hatte es bei den Männern unter seinem Kommando, bei seinem eigenen Sohn und bei seinem Enkel erlebt.
    Während Shane damit beschäftigt war, Gurt und Flossen anzulegen, die Maske umzuhängen und das Tauchmesser zu verstauen, überprüfte Joe das Funksprechgerät. Tim hatte Neve und ihn damit ausgestattet – es gehörte zur Standardausrüstung eines Rangers –, nur für den Fall. Als er auf den Knopf drückte, hörte er laut und deutlich ihre Stimme; er blickte hoch und sah Tim vor sich stehen.
    »Dad? Hast du noch irgendwelche Wünsche?«
    »Wünsche?« Joe runzelte die Stirn.
    »Ja. Gibt es bestimmte Fotos, die ich machen soll?«
    Joe kniff die Augen zusammen, spürte das Schaukeln des Bootes und fragte sich, ob sein Sohn seine Gedanken gelesen hatte. Am 17. April, dem Tag der Schlacht, hatte er immer einen Kranz an den Strand gebracht. Zur Erinnerung an den Tod von Johnny Kinsella und Howard Cabral, seine beiden Besatzungsmitglieder. Sie waren in ihrem Heimatstaat bestattet worden, aber für ihn war ihr Grab hier.
    »Ich habe etwas, das ich ins Wasser werfen wollte, sobald Shane und du unten seid.«
    »Und was?«
    Joe griff in die Tasche seiner Windjacke und holte den kleinen Talisman aus Sterlingsilber mit dem Bildnis der Jungfrau Maria hervor, den seine Mutter ihm zur Erstkommunion geschenkt hatte. Die kleine Medaille hatte ihn während des Krieges Tag und Nacht begleitet, und er war fest davon überzeugt, dass sie ihm das Leben gerettet und die Kraft gegeben hatte, seiner Verantwortung als Kommandant des Schiffes gerecht zu werden. Er hatte sie auch an diesem 17. April getragen, seither hatte er Maria um Fürbitte für die Seelen von Johnny und Howie gebeten.
    »Das da.« Er reichte sie Tim.
    »Deine Medaille.« Tom nahm sie und betrachtete

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