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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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Klirren zerbrechenden Glases und jemand schreit: »In Deckung!« Dann dröhnt Musik aus den Boxen: I’m a hustler, baby, I just want you to know . Die Treppe ist so schmal, dass wir uns im Gänsemarsch hinaufzwängen müssen, weil uns Leute mit leeren Bierbechern entgegenkommen. Die meisten von ihnen müssen seitlich runtergehen. Wir sagen ein paar Leuten Hallo und ignorieren den Rest. Wie üblich kann ich spüren, dass uns alle ansehen. Noch eine gute Sache am Beliebtsein: Man muss nicht auf die Leute achten, die auf einen achten.
    Oben an der Treppe ist ein schummriger Flur, behängt mit lauter bunten Lichterketten. Es gibt mehrere miteinander verbundene Zimmer, in denen überall drapierte Stoffe hängen, große Kissen liegen und Sofas stehen und die alle voller Leute sind. Alles ist weich und sanft – die Farben, die Oberflächen, wie die Leute aussehen. Alles außer der Musik, die durch die Wände wummert und den Boden zum Vibrieren bringt. Die Leute rauchen auch hier drin, so dass alles hinter einem dichten blauen Schleier abläuft. Ich habe nur einmal Gras geraucht, aber ich stelle mir vor, dass es sich so anfühlt, wenn man high ist.
    Lindsay beugt sich zu mir und sagt etwas, aber es geht in dem Stimmengewirr unter. Dann geht sie weg und schlängelt sich durch die Menge. Ich drehe mich um, aber Elody und Ally sind auch weg, und bevor ich weiß, wie mir geschieht, hämmert mein Herz und meine Handflächen jucken.
    In letzter Zeit habe ich immer diesen Albtraum, in dem ich mitten in einer riesigen Menge stehe und hin und her geschubst werde. All die Gesichter kommen mir bekannt vor, aber irgendwas stimmt nicht mit ihnen: Zum Beispiel geht jemand vorbei, der aussieht wie Lindsay, aber ihr Mund ist ganz komisch und hängt schlaff herunter, als würde er sich auflösen. Und niemand erkennt mich.
    Natürlich ist es nicht dasselbe, in Kents Haus zu stehen, da ich so ziemlich jeden hier kenne außer ein paar Elftklässlern und einigen Mädchen, die Zehntklässlerinnen sein könnten. Aber trotzdem reicht es, um nervös zu werden.
    Ich will gerade zu Emma Howser rübergehen – sie ist total peinlich und normalerweise würde ich nicht im Traum daran denken, mit ihr zu reden, aber ich halte es nicht aus, hier so rumzustehen –, als ich starke Arme um mich herum spüre und Zitronenmelisse rieche. Rob.
    Er drückt seinen nassen Mund an mein Ohr. »Sexy Sammy. Wo bist du nur mein ganzes Leben lang gewesen?«
    Ich drehe mich um. Sein Gesicht ist knallrot. »Du bist betrunken«, sage ich und es klingt anklagender als geplant.
    Â»Nüchtern genug«, sagt er und versucht vergeblich eine Augenbraue zu heben. »Und du kommst zu spät.« Er grinst träge. Nur die Hälfte seines Mundes biegt sich nach oben. »Wir haben schon im Handstand Bier aus dem Fass getrunken.«
    Â»Es ist zehn«, sage ich. »Wir kommen nicht zu spät. Außerdem hab ich dich angerufen.«
    Er tastet seine Fleecejacke und seine Hosentaschen ab. »Ich muss mein Handy wohl irgendwo abgelegt haben.«
    Ich verdrehe die Augen. »Du bist echt kriminell.«
    Â»Ich mag es, wenn du so große Wörter benutzt.« Die andere Hälfte seines Lächelns biegt sich langsam nach oben und ich weiß, gleich küsst er mich. Ich drehe mich halb weg und suche den Raum nach meinen Freundinnen ab, aber sie sind immer noch weg.
    In der Ecke entdecke ich Kent, der eine Krawatte trägt und ein Hemd, das ihm ungefähr drei Nummern zu groß ist und das er halb in eine verschlissene Kakihose gesteckt hat. Wenigstens hat er seine Melone nicht auf. Er unterhält sich mit Phoebe Rifer und sie lachen. Esärgert mich, dass er mich noch nicht bemerkt hat. Ich hoffe irgendwie, dass er aufsieht und wie üblich auf mich zugerast kommt, aber er beugt sich nur näher zu Phoebe hinüber, um sie besser zu verstehen.
    Rob zieht mich an sich. »Wir bleiben nur eine Stunde, okay? Dann gehen wir.« Sein Atem riecht nach Bier und ein bisschen nach Rauch, als er mich küsst. Ich schließe die Augen und denke daran, wie ich ihn in der Sechsten Gabby Haynes küssen sah und so eifersüchtig war, dass ich zwei Tage lang nichts essen konnte. Ich überlege, ob ich wohl so aussehe, als ob ich es genießen würde. Gabby sah in der Sechsten so aus.
    Wenn ich an solche Sachen denke, daran, wie komisch das Leben ist, werde ich

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