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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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miese Schlampe«, nachdem sie Lindsay miese Schlampe genannt hatte. Aber ich bleibe lieber hier bei ihr, als raus auf den Gang zu gehen. Schließlich denke ich: Scheiß drauf , setze mich auf den Stuhl und lege meine Beine auf eins der Waschbecken. Katies Blick ist jetzt leicht verschwommen. Sie wirkt entspannter und lehnt locker an einer der Wände. Sie zeigt mit dem Kinn auf mein Knie. »Sieht geschwollen aus.«
    Â»Tja, irgendjemand hat einen Stuhl von innen an die Tür gestellt.«
    Sie fängt an zu kichern. Ganz offensichtlich ist sie bekifft. »Schöne Schuhe.« Sie hebt die Augenbrauen beim Anblick meiner Füße, die jetzt über dem runden Waschbecken baumeln. Ich weiß nicht genau, ob das ironisch gemeint ist. »Nicht ganz leicht, darin zu gehen, was?«
    Â»Ich kann darin gehen«, sage ich zu schnell. Dann zucke ich mit den Schultern. »Kurze Entfernungen zumindest.«
    Sie prustet und hält sich dann den Mund zu.
    Â»Ich hab sie aus Spaß gekauft.« Ich weiß nicht, warum ich das Bedürfnis habe, mich vor Katie Carjullo zu rechtfertigen, aber heute ist offenbar nichts so, wie es sein sollte. Alle Regeln sind irgendwie zum Fenster rausgeflogen. Katie wird auch lockerer. Sie benimmt sich, als wäre es nicht komisch, dass wir beide in einem Klo von der Größe einer Gefängniszelle abhängen, obwohl wir eigentlich beim Mittagessen sein sollten.
    Sie setzt sich auf den Waschtisch und streckt mir ihre Füße entgegen. Es überrascht mich nicht, dass sie nichts Valentinstagmäßiges trägt.Sie hat mehrere schwarze Tanktops übereinander an und eine offene Kapuzenjacke darüber. Ihre Jeans sind am Saum ausgefranst und haben eine Sicherheitsnadel am Hosenschlitz, wo ein Knopf fehlt. Sie trägt riesige Stiefel mit runder Kappe und Plateausohlen, die aussehen wie Doc Martens auf Crack.
    Â»Du brauchst ein Paar von diesen.« Sie schlägt die Absätze zusammen wie eine Punkversion von Dorothy, die versucht aus Oz nach Hause zu kommen. »Die bequemsten Schuhe, die ich je hatte.«
    Ich gucke sie an, als wollte ich sagen: Ja, klar. Sie zuckt mit den Schultern. »Mach sie nicht runter, bevor du sie nicht probiert hast.«
    Â»Okay, dann gib sie mir.«
    Katie sieht mich einen langen Moment an, als wäre sie sich nicht sicher, ob ich das ernst meine.
    Â»Guck.« Ich schüttele meine Schuhe ab. Sie fallen klappernd auf den Boden. »Wir tauschen.«
    Katie beugt sich wortlos vor, macht ihre Stiefel auf und schält sich heraus. Ihre Socken sind bunt gestreift, was mich überrascht. Ich hätte Totenköpfe oder so was erwartet. Die streift sie als Nächstes ab, knüllt sie in einer Hand zusammen und will sie mir geben.
    Â»Iih.« Ich rümpfe die Nase. »Nein, danke. Da gehe ich lieber ohne Unterwäsche.«
    Sie zuckt lachend die Schultern. »Wie du meinst.«
    Als ich in ihre Schuhe schlüpfe, merke ich, dass sie Recht hat. Sie sind total bequem, sogar ohne Socken. Das Leder ist kühl und ganz weich. Ich bewundere sie an meinen Füßen.
    Â»Ich komme mir vor, als müsste ich Kinder terrorisieren.« Ich schlage die wülstigen stahlbedeckten Kappen zusammen, was ein befriedigendes klirrendes Geräusch macht.
    Â»Ich komme mir vor, als müsste ich auf den Strich gehen.« Katie hat ihre Füße in meine Pumps geschoben und schwankt versuchsweise durch das Klo, die Arme ausgestreckt, als stünde sie auf einem Drahtseil.
    Â»Gleiche Schuhgröße«, stelle ich fest, obwohl das offensichtlich ist.
    Â»Neununddreißig/vierzig. Ziemlich verbreitet.« Sie wirft mir einen Blick über die Schulter zu, als überlegte sie, noch was zu sagen, dann greift sie unter das Waschbecken und holt ihre Tasche hervor, ein ramponiertes Patchwork-Penner-Teil, das aussieht, als hätte sie es selbst gemacht. Sie holt eine kleine Altoids-Dose heraus. Darin liegen ein kleines Päckchen Gras – zu irgendwas scheint Alex Liment zu taugen –, Zigarettenpapier und ein paar Zigaretten.
    Sie fängt an, noch eine Tüte zu drehen, wobei sie die Mappe für Lebenspraktische Fertigkeiten auf ihrem Schoß als Tablett benutzt. (Anmerkung: Ich habe die Mappe für Lebenspraktische Fertigkeiten bisher bereits als 1. Regenschirm, 2. behelfsmäßiges Handtuch, 3. als Kissen benutzt werden sehen und jetzt das. Ich habe allerdings noch nie jemanden damit lernen sehen,

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