Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
sie mit einem Hammer auf den Boden, um zur Ordnung zu rufen, und schnaubt dann in ihre Handfläche.
Das dichte Gefühl um mich herum ist groÃartig. Ich schwimme in Nebelschwaden. Die grünen Wände sind Wasser. »Ich habe Mr Daimler geküsst.« Sobald ich es gesagt habe, lache ich mich schon wieder halb tot. Das müssen die fünf lächerlichsten Wörter sein, die es gibt.
Katie stemmt sich auf einen Ellbogen hoch. »Du hast was ?«
»Pssst.« Ich nicke. »Wir haben uns geküsst. Er hat seine Hand unter mein Top geschoben. Er hat seine Hand â¦Â« Ich zeige zwischen meine Beine.
Sie schüttelt heftig den Kopf. Ihre Haare peitschen um ihren Kopf herum und erinnern mich an einen Tornado. »Das glaub ich nicht. Nie und nimmer.«
»Ich schwöre bei Gott.«
Sie beugt sich vor, so nah, dass ich ihren Atem auf meinem Gesicht riechen kann. Sie lutscht an einem Altoid. »Das ist krank. Das weiÃt du, oder?«
»Ich weiÃ.«
»Krank, krank, krank. Er war hier auf der Schule, vor ungefähr zehn Jahren.«
»Vor acht. Wir haben das mal nachgeguckt.«
Sie brüllt vor Lachen und einen Augenblick lang legt sie ihren Kopf auf meine Schulter. »Die sind doch alle pervers«, sagt sie und spricht mir die Worte ruhig und direkt ins Ohr. Dann löst sie sich von mir und sagt: »ScheiÃe! Ich bin völlig fertig.«
Sie steht auf, wobei sie sich mit einer Hand an der Wand abstützt. Einen Moment schwankt sie, als sie vor dem Spiegel steht und ihre Haare glatt streicht. Sie holt ein Fläschchen mit Augentropfen aus ihrer Hosentasche und drückt ein paar Tropfen in beide Augen. Ich sitze immer noch auf dem Boden und sehe zu ihr hinauf. Sie scheint meilenweit entfernt zu sein.
Ich platze heraus: »Du bist zu schade für Alex.«
Sie ist auf dem Weg zur Tür bereits über mich hinweggestiegen. Ich sehe, wie ihr Rücken sich versteift, und denke, dass sie jetzt ärgerlich wird. Sie hält einen Moment inne, eine Hand auf den Stuhl gelegt.
Aber als sie sich umdreht, lächelt sie. »Und du bist zu schade für Mr Daimler«, sagt sie und wir brechen erneut in Gelächter aus. Dann schiebt sie den Stuhl zur Seite, zieht die Tür auf und verschwindet hinaus auf den Gang.
Nachdem sie weg ist, sitze ich noch ein bisschen mit zurückgelegtem Kopf da und genieÃe es, dass der Raum sich anfühlt, als machte er Loopings. So ist es, wenn man die Sonne ist , denke ich, und dann denke ich, wie bekifft ich bin, und dann denke ich, wie witzig es ist, zu wissen, dass man bekifft ist, aber nicht aufhören zu können, bekiffte Gedanken zu denken.
Ich sehe etwas WeiÃes unter dem Waschbecken hervorblitzen: eine Zigarette. Ich beuge mich hinunter und finde noch eine. Katie hatvergessen sie aufzuheben. Genau in diesem Moment klopft es fest an der Tür und ich schnappe mir beide Zigaretten und stehe auf. Sobald ich stehe, wird das Kreiseln und das Gefühl, unter Wasser zu sein, schlimmer. Es kommt mir so vor, als dauerte es ewig, bis ich den Stuhl weggeschoben habe. Alles ist so schwer.
»Die hast du vergessen«, sage ich und halte die Zigaretten zwischen zwei Fingern hoch, als ich die Tür öffne.
Es ist allerdings nicht Katie. Es ist Ms Winters, die mit verschränkten Armen im Gang steht. Ihr Gesicht ist so verkniffen, dass es aussieht, als sei ihre Nase ein schwarzes Loch, das den Rest ihres Gesichts langsam aufsaugt.
»Das Rauchen auf dem Schulgelände ist verboten«, sagt sie und spricht dabei jedes Wort sorgfältig aus. Dann lächelt sie und lässt alle ihre Zähne aufblitzen.
DIE PINSCHER
In der Schulordnung heiÃt es: Jeder Schüler, der auf dem Schulgelände rauchend angetroffen wird, hat mit drei Tagen Schulverweis zu rechnen. (Das weià ich auswendig, weil alle Raucher diese Seite gerne aus ihrem Exemplar der Schulordnung reiÃen und sie in der Lounge verbrennen, wobei sie manchmal in die Hocke gehen und ihre Zigaretten in die Flammen halten, um sie anzuzünden, während die Wörter auf der Seite sich kräuseln und schwarz werden und sich rauchend in nichts auflösen.)
Ich komme allerdings mit einer Verwarnung davon. Wahrscheinlich macht die Verwaltung Ausnahmen bei Schülern, die Tratsch über eine gewisse Konrektorin und einen gewissen Sportlehrer/FuÃballtrainer/Schnurrbartfan kennen. Ms Winters sah aus, als bekäme sie gleicheinen Herzinfarkt, als
Weitere Kostenlose Bücher