Wenn ein Maerchenprinz heiraten will
Mutter meinte, sie habe einfach keinen Geschäftssinn. Sie gab sich die Schuld, dass wir Dads Vermögen verloren hatten, und hatte Angst, sie würde auch das Geld von Bill verlieren. Ich war noch zu jung, die am Boden liegende Firma zu übernehmen, und außerdem wurde mir schnell klar, dass ich nicht das Zeug dazu hatte, Geschäftsführerin eines multinationalen Konzerns zu werden.“
Farah seufzte. „Stattdessen bat ich Bill um einen Job. Er gab mir einen sehr, sehr gut dotierten Posten, und ich arbeitete schwer, um das Geld auch wert zu sein. Schon bald machte er mich zu seiner persönlichen Finanzberaterin. Ich unterstellte ihm, dass er das nur aus Mitleid und Hilfsbereitschaft täte. Aber er meinte, ich sei wirklich die Beste für den Job, und das aus zwei Gründen: Erstens hätte ich viel von meinem Dad gelernt, der der Allerbeste war. Zweitens könne er mir voll vertrauen, und das sei etwas, das man mit allem Geld der Welt nicht kaufen könne.“
Misstrauisch sah Shehab sie an.
„Genau zu dem Zeitpunkt, als er mich beförderte, also vor zweieinhalb Jahren, kamen die Gerüchte über die heimliche Liebschaft auf. Bill meinte, wir sollten sie auf keinen Fall dementieren, denn wir hätten beide etwas davon. Und damit hatte er irgendwie auch recht. Ich war es nämlich leid, ständig aufdringliche Verehrer abzuwimmeln. Und er konnte sich so an seiner Frau rächen, die ihn wegen eines anderen Mannes verlassen hatte, der gerade mal so alt war wie sein jüngster Sohn. Ich war also zufrieden mit diesem Arrangement, bis ich dich kennengelernt habe. Und dann war ich froh, dass du von diesen Gerüchten offenbar nichts wusstest. Denn ich fühlte mich irgendwie nicht in der Lage, dir das alles zu erklären, und obendrein hatte ich Angst, du würdest mir nicht glauben.“
Farah sah Shehab erwartungsvoll an. Wie würde er reagieren?
Doch er reagierte überhaupt nicht, stand da wie versteinert.
Nur in seinem Gehirn arbeitete es. Nachdem ihm klar geworden war, dass sie fast völlig unerfahren war, hatte er immer wieder darüber nachgegrübelt, wie sie einen Mann wie Hanson so um den Finger hatte wickeln konnte. Und jetzt wusste er, dass sie absolut unschuldig war. Was seinen Plan umso unmoralischer erscheinen ließ.
Denn er glaubte ihr. Im Herzen hatte er es ja schon immer gespürt: Sie war einfach nicht der Typ der kaltherzigen, berechnenden Frau.
Nur eines verstand er noch nicht. „Warum wolltest du denn keine Verehrer? Eine so attraktive Frau wie du?“
„‚Verehrer‘ hat nur Bill sie genannt. Meine Bezeichnung für diese Menschen ist ‚Raubtiere‘. Genau wie Raubtiere umkreisen und belauern sie mich, seit mein Dad gestorben ist. Erst wegen meiner Erbschaft – als sie noch etwas wert war – und später dann, als ich Bills rechte Hand wurde, wegen meiner Position und meiner Einflussmöglichkeiten.“
„Ach, deshalb hast du damals, als wir uns kennenlernten, auch …“
„Du meinst mein anfängliches Misstrauen? Ja, das war meine Unsicherheit. Ich hatte tatsächlich Angst, du könntest einer dieser Typen sein, die durch mich an Bill rankommen wollten.“
„Aber auch ohne Geld, ohne deine Beziehungen, wärst du doch eine Frau, der die Männer scharenweise nachlaufen würden.“
„Aber klar doch“, sagte sie ironisch.
„Wir kannst du denn daran zweifeln? Du siehst doch, wie du auf mich wirkst. Vom ersten Augenblick an hast du mich verzaubert.“
„Ehrlich gesagt, ich halte es immer noch für ein Wunder, dass du mich genauso stark begehrst wie ich dich. Aber bevor du in mein Leben getreten bist, wäre es mir auch egal gewesen, wenn mich ein Mann um meiner selbst willen geliebt hätte. Ich wollte nämlich nie wieder einen Liebhaber. Nach der einen Erfahrung, die ich gemacht hatte, war ich fest davon überzeugt, dass ich Sex einfach nicht genießen kann.“
Eine Erfahrung. Sein Gefühl hatte ihn also nicht getrogen. Ihre erste wirkliche Lust, ihren ersten Höhepunkt, hatte sie in seinen Armen erlebt.
Diese Erkenntnis machte ihn überglücklich, aber gleichzeitig bedauerte er zutiefst, dass er all den Gerüchten und Berichten über sie Glauben geschenkt hatte. Weil er diese Gerüchte im Hinterkopf gehabt hatte, hatte er das Beisammensein mit ihr nie völlig unbeschwert genießen können.
Er empfand es zwar als indiskret, aber jetzt musste er alles wissen. „Erzähl mir von dieser schlechten Erfahrung“, forderte er sie auf. „Wer hat dir nur den Floh ins Ohr gesetzt, dass du Sex nicht genießen
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