Wenn ein Maerchenprinz heiraten will
nicht mehr zurückhalten. Er nahm sie einfach, trug sie zur Couch und setzte sie auf seinen Schoß. Beruhigend strich er ihr übers Haar. „Ja, okay, Bill, okay. Jetzt beruhig dich, du willst doch keinen Herzinfarkt bekommen. Ist gut, ich komme zurück. Sobald ich es einrichten kann.“
Entschuldigend blickte sie Shehab an.
„Du brauchst dir von ihm nichts mehr sagen zu lassen“, murmelte er. „Als meine Frau kannst du seine Geschäfts-klitsche einfach aufkaufen und fertig.“
Wie schön sich das anhörte: „meine Frau“. Sie umarmte ihn glücklich.
Aber dann musste sie ein ernstes Wort mit ihm reden. „Erstens: Ich heirate dich nicht, um von deinem immensen Reichtum und deiner Macht zu profitieren. Und zweitens: Hier geht es nicht um Geld. Bill ist gewissermaßen der einzige echte Freund, den ich habe, und er braucht mich.“
Am liebsten hätte er ihr geraten, sie solle diesen Bill zum Teufel jagen. Aber er fasste sich rechtzeitig und sagte beherrscht: „Ich akzeptiere und verstehe das.“ Ich sollte ihr genügen, dachte er, aber wenn es andere Menschen gibt, die ihr Leben bereichern und zu ihrem Lebensglück beitragen, sollen sie mir willkommen sein. „Aber er darf nie wieder in diesem Tonfall mit dir reden. Sonst wird ihn meine Strafe ereilen.“
„Ach, Hunde, die bellen, beißen nicht. Mich jedenfalls nicht. Mein Dad war genauso, deswegen weckt diese Schimpferei in mir sogar sentimentale Erinnerungen.“
„Du bist viel zu nachsichtig. Nie darf ich jemanden bestrafen, der dir etwas angetan hat. Aber auch diese Herzenswärme liebe ich an dir.“
„Das hast du schön gesagt, mein kleiner Racheengel. Würdest du also einen Flug nach Los Angeles für mich organisieren?“
Ihm war etwas unwohl bei diesem Gedanken. Seit sie sich gegenseitig ihre Liebe gestanden hatten, war alles noch unendlich schöner geworden, und er fürchtete jede kleinste Veränderung. Aber konnte er ihr diesen Wunsch abschlagen?
Natürlich nicht. Künftig wollte er ihr jeden Wunsch erfüllen, bevor sie ihn überhaupt aussprach. „Du glaubst doch wohl nicht, ich schicke dich allein los?“
Freudig fiel sie ihm in die Arme. „Oh, du kommst mit?“
„Ich würde mit dir bis ans Ende der Welt gehen. Was ist da schon ein kleiner Abstecher nach Los Angeles?“
In mancherlei Hinsicht war der Flug von der Insel in die USA das genaue Gegenteil des Hinflugs. Auf dem Hinflug hatten sie nur geredet und sich vom Schlafzimmer an Bord ferngehalten. Jetzt verbrachten sie die gesamte Zeit nur dort und kamen kaum dazu, Luft zu holen.
Aber sosehr Shehab die heißen Stunden inniger Liebe auch genoss, im Hinterkopf hatte er immer das Gefühl, dass er Farah bald die ganze Wahrheit beichten musste.
Doch dann sah er sie wieder an, sah das vollkommene Glück in ihren Augen und wagte es nicht. Warum die wunderbare Stimmung jetzt zerstören?
Erst als er sie in der Stadt bis vor das Bürogebäude gebracht hatte – alle zwei Schritte wandte sie sich zu ihm um und winkte ihm zu –, wusste er: Er durfte es nicht mehr länger aufschieben.
Wenn er sie wiedersah, würde er ihr seine wahre Identität verraten, alles gestehen und sie um Entschuldigung bitten.
Und die großherzige Farah würde ihm verzeihen.
Noch einmal drehte sie sich zu ihm um, bevor sie das Bürogebäude betrat, und warf ihm eine Kusshand zu. Spielerisch tat er so, als würde er den Kuss auffangen und fest an sein Herz pressen.
Ja. Er würde ihr alles gestehen, und sie würde ihm vergeben und vergessen.
Und dann würde ihr gemeinsames Leben richtig anfangen.
10. KAPITEL
Farah schwebte förmlich auf dem Weg zu Bills Büro und lächelte alle an, die ihr über den Weg liefen, ob sie sie kannte oder nicht. Statt sich bei der Sekretärin anzumelden, stürmte sie gleich durch die Tür in Bills Büro.
Er saß an seinem Schreibtisch und hatte den Kopf in den Händen vergraben.
Ihr Hochgefühl verschwand schlagartig. Von Shehab abgesehen war Bill die stärkste, stabilste Person, die sie je kennengelernt hatte. Egal, welche persönlichen oder geschäftlichen Schicksalsschläge ihn trafen, zumindest äußerlich steckte er sie so weg, dass man ihm nie etwas anmerkte. Jetzt aber sah er völlig erschöpft und niedergeschlagen aus.
Schnell eilte sie zu ihm hinüber, und er sah sie müde an. „Wie ich sehe, hat dein Liebhaber dich auf dem schnellsten Wege zurückgebracht. Weißt du, wer er ist?“
Er klang so brüsk, dass sie zusammenzuckte. Er wusste also, warum sie sich die Auszeit
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