Wenn ein Maerchenprinz heiraten will
genommen hatte. Aber das hätte sie sich denken können, schließlich hatte er die Mittel, alles herauszufinden. Aber warum war er so gereizt? Fürchtete er, sie hätte beim Bettgeflüster Geschäftsgeheimnisse über seine Firmen ausgeplaudert? Das konnte sie sofort richtigstellen.
„Natürlich weiß ich das, aber …“
„Darauf war ich wirklich nicht vorbereitet“, unterbrach er sie schroff. „Natürlich, ich konnte mir ausrechnen, dass du deine Abneigung irgendwann überwindest. Und warum dann nicht gerade bei diesem Mann? Mit ihm zu schlafen bringt ja in vielerlei Hinsicht Vorteile.“
Farah war verwirrt. Was redete Bill da nur?
Seine nächsten Sätze machten die Angelegenheit nicht klarer. „Vielleicht ist das ja ein Zeichen. Vielleicht sollte ich mir langsam eingestehen, dass ich nicht völlig unschuldig daran bin, dass Stella mich verlassen hat. Und wenn ich jetzt über meine Wut und den Herzschmerz hinweg bin, sollte ich vielleicht mal bei ihr anfragen, ob sie auch ihre Lektion gelernt hat. Ein Neuanfang, wer weiß …“ Seine Gedanken schienen einen Moment abzuschweifen, dann wandte er sich wieder Farah zu. „Aber dass du mich so im Dunkeln gelassen hast, enttäuscht mich. Du hast eine überaus profitable Entscheidung getroffen – dafür hätte ich doch Verständnis gehabt. Verdammt, ich hätte dir sogar noch Tipps geben können.“
„Ich glaube, ich rufe lieber einen Arzt. Du redest völlig wirres Zeug.“
Bill seufzte. „Eigentlich recht clever, den Kronprinzen von Judar erst mal anzutesten, bevor du in eine Heirat einwilligst. Eine Ehe in diesen Ländern ist schließlich für die Ewigkeit, da kann man sich nicht so leicht scheiden lassen wie hierzulande. Aber wie ich an deinem überaus zufriedenen Gesichtsausdruck ablese, sind seine Fähigkeiten im Bett nicht von schlechten Eltern.“
Einen Augenblick lang war sie sprachlos.
„Du glaubst, Shehab wäre …“ Sie lachte auf. „Ach, jetzt verstehe ich. Dieser Kronprinz heißt auch Shehab, richtig? Das ist dort wahrscheinlich ein häufig vorkommender Name, so wie bei uns Sam oder Tom. Aber ‚mein‘ Shehab heißt mit Nachnamen Al Ajman. Er ist der Geschäftsmann, der …“
„Ich weiß genau, wer er ist. Nämlich derjenige, der vor drei Monaten wie aus dem Nichts aufgetaucht ist und die Geschäftswelt in Aufruhr versetzt hat. Al Ajman ist der Nachname seiner Mutter. Als er sich seine neue Identität zugelegt hat, hat er wohl nicht damit gerechnet, dass ich das herausfinden würde …“ Er hielt inne und erhob sich aus seinem Schreibtischsessel. „Aber nicht ich oder die Geschäftswelt waren das Ziel seines Täuschungsmanövers. Du warst es. Du hattest dich geweigert, ihn zu heiraten, also musste er dich eben überlisten.“
Farah war völlig fassungslos. Sie konnte, sie wollte es nicht glauben – aber es passte alles zusammen!
Shehab war nicht der Mann, den sie in jeder Hinsicht so gut zu kennen glaubte. Er war der Prinz, mit dem ihr plötzlich aufgetauchter leiblicher Vater sie verheiraten wollte. Sie hatte nichts von diesem Prinzen wissen wollen und war der Überzeugung gewesen, mit ihrem Nein wäre alles erledigt. Aber das hatte sich nun als Irrtum erwiesen. Er hatte sich unter falschem Namen in ihr Vertrauen geschlichen, um sein Ziel zu erreichen. Und sie hatte ihm ihr Herz und ihre Seele geschenkt – und das hatte ihn in Wahrheit einen Dreck interessiert. Als er über Dan schimpfte, den Mann, der sie getäuscht und ausgenutzt hatte, sprach er gleichzeitig über sich selbst.
Hatte sie es in ihrer ersten gemeinsamen Nacht nicht selbst gespürt und ihr ungutes Gefühl nur verdrängt?
Es musste ihm zuwider gewesen sein, mit ihr zu schlafen. Wahrscheinlich war jede Sekunde in ihrer Gesellschaft eine Qual für ihn, und er wartete nur ungeduldig darauf, sie durch die Heirat vollends unter Kontrolle zu haben.
„Bitte tu mir einen Gefallen, Bill“, sagte sie tonlos. „Ich würde gerne deinen Hubschrauber nehmen.“
„Der Mann wartet unten auf dich. Das heißt … du willst nicht mit ihm zusammentreffen.“
„Nie wieder.“
Bill nickte und griff zum Telefonhörer. „Aber du sagst mir doch, wo du zu erreichen bist?“ Sie nickte. „Und versprich mir, dass du … na, du weißt schon. Dass du dir nichts antust.“
Aus leeren Augen blickte sie ihn an. Sich etwas antun? Innerlich war sie bereits tot.
Shehab hielt es nicht mehr aus. Wütend stürmte er in das Bürogebäude.
Drei Stunden war sie jetzt schon da drinnen, und
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