Wenn Eltern es zu gut meinen
häufigsten von Eltern der Generation nach den Babyboomern praktiziert und vermittelt dem Beobachter den Eindruck, dass die Eltern an das Kind appellieren, ihnen Anerkennung zu zollen und/oder ihr bester Freund zu sein.
Unangenehme Gefühle und negative Urteile werden vermieden. Viele jüngere Helikopter-Eltern halten sich für Experten in Attachment Parenting (»Erziehung durch Zuneigung«) und anderen Theorien emotionaler Nähe.
Der Psychiater Dan Kindlon setzt sich in seinem ausgezeichneten Buch Too Much of A Good Thing, das von der zu großen Nachsicht mit unseren Kindern handelt, mit diesem Stil auseinander. »Verglichen mit früheren Generationen«, sagt er, »sind wir unseren Kindern emotional näher, sie vertrauen uns mehr, wir haben mehr Spaß mit ihnen, und wir wissen mehr über die Entwicklung im Kindesalter. Aber wir sind zu nachsichtig. Wir geben unseren Kindern zu viel und verlangen zu wenig von ihnen.« 8
Helikopter-Eltern haben den unrealistischen Wunsch, dass der kleine Jonah 24 Stunden am Tag glücklich sein soll, auch wenn sie vielleicht wissen, dass das unmöglich ist. Wenn sich Jonah beispielsweise einen teuren iPod zum Geburtstag wünscht, fällt es seinen Eltern schwer, nein zu sagen und hart zu bleiben, auch wenn sie glauben, ein solch teures Geschenk sei für einen kleinen Jungen eigentlich nicht geeignet. Wenn Jonah schreit und brüllt, machen sie sich Sorgen, dass er ein negatives Selbstbild entwickeln könnte, falls er keinen bekommt, weil »alle seine Freunde iPods haben«. Helikopter-Eltern wollen nicht, dass Jonah sich unwohl fühlt oder zu viel negative Emotionen aushalten muss. Statt ihrem Sohn beizeiten die wertvolle Lektion zu vermitteln, dass sie seiner Fähigkeit vertrauen, mit Enttäuschungen und Grenzen fertigzuwerden, umgehen sie den Konflikt und vermeiden die damit einhergehenden unangenehmen Gefühle. Ohne es zu wollen, berauben sie Jonah der kleinen normalen Schwierigkeiten,
die ihn gegen späteren Stress im Leben gefeit machen. Seit er auf der Welt ist, versuchen sie, ihm alle Stürme zu ersparen. Tief im Innern fühlen sich Helikopter-Eltern vielleicht ängstlich oder schuldig, weil sie die elterliche Autorität nicht ausüben und Freunde ihrer Kinder sein wollen, aber sie glauben, Strenge könnte die Seele des Kindes zerbrechen.
Allerdings soll Jonah ehrgeizig sein und das bestmögliche College besuchen, damit er jede erdenkliche Erfolgschance hat. Statt ihm zu helfen, mit der Realität umzugehen, reden sie jedoch seine problematischen Verhaltensweisen schön und sind außer sich, wenn er in der Schule zu hart für ein »kleineres« Vergehen wie Abschreiben bestraft wird. Sie geben ihr schwer verdientes Geld dafür aus, ihm alle Chancen des Selbstausdrucks und der Leistung zu eröffnen. Sie loben seine Bemühungen über Gebühr und tendieren dazu, seine Begabungen und Fähigkeiten zu überschätzen, indem sie ihn oft auf eine Stufe mit sich, seinen Eltern, stellen. Helikopter-Eltern tendieren auch dazu, Lehrer oder Berater anzurufen und sich über eine schlechte Note zu beschweren, die Jonah »nicht verdient, weil er sich so viel Mühe mit dem Aufsatz gegeben hat«. In ihrem nützlichen Buch über das Muttersein in der heutigen Zeit, Perfect Madness , beschreibt Judith Warner die Helikopter-Erziehung: »Wir achten darauf, dass die Bedürfnisse unserer Kinder befriedigt werden, wo immer sie sind; sie müssen unverändert ihr Essen , ihre Gewohnheiten haben. Wir bringen ihnen bei, dass ihre Interessen immer bedient werden müssen. Und zwar zuerst.« 9 Die Helikopter-Erziehung führt dazu, dass das Kind nicht in Einklang mit der gesellschaftlichen Hierarchie und der Interdependenz ist und Schwierigkeiten
mit den Grenzen hat, die akzeptiert werden müssen, um ein gutes Selbstwertgefühl zu entwickeln.
Dieser Erziehungsstil produziert die Vorschulkinder, die man jeden Tag auf dem Spielplatz beobachten kann: Sie schreien und treten manchmal nach ihren Müttern, weil diese nicht die Rinde von ihrem Brot abgeschnitten oder weil sie zwar den richtigen Saft, aber von der falschen Marke gekauft haben. Helikopter-Eltern züchten unabsichtlich kleine Tyrannen heran, die in der Jugend und danach intensive Versagensängste ent wickeln oder sogar depressiv werden, wenn es ihnen nicht gelingt, berühmt, reich oder mächtig zu sein.
Die Rollentausch-Erziehung
Die letzte Version der »Ich bin okay, du bist okay«-Erziehung ist das, was ich den Rollentausch-Stil genannt habe. Er ist
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