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Wenn Eltern es zu gut meinen

Titel: Wenn Eltern es zu gut meinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Young-Eisendrath
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davon da, als ich erwartet hätte. Ich habe eine sehr intelligente Studentin aus einem gut situierten Elternhaus. Sie schilderte, dass sie ihren Freund betrog, auf eine Weise, die deutlich machte, dass das Betrügen für sie oder ihn wenig Bedeutung hatte. Dabei handelte es sich um wirkliche Übertretungen. Ihr Vokabular war fürsorglich, sie kannte die Worte, aber sie hat einige sehr fundamentale Grundsätze, was authentisches Verhalten und Ehrlichkeit angeht, nicht verstanden.«

Das Gewissen als Grundlage
    Damit Kinder mit einer passablen Chance aufwachsen, authentische, moralisch reife Erwachsene zu werden, brauchen sie das Gewissen als Grundlage. Mit einem gut funktionierenden Gewissen, das sich auf innere Stärken oder Tugenden gründet, erkennt man immer besser die zentrale Rolle, die Vertrauen bei Glück und Wohlbefinden spielt. Wie wir gesehen haben, bein haltet das Gewissen sowohl die Erkenntnis von Richtig und Falsch wie auch das Bestreben, das zu tun, was richtig ist.
    Die Erkenntnis von Richtig und Falsch muss zunächst in Form von Einschränkungen gelernt werden, als Begrenzung der normalen Egozentrik in der Kindheit. Traditionell wurde das durch die Religion besorgt. In späteren Kapiteln werden wir uns dem Thema Religion, Achtung und Mitgefühl zuwenden, um zu verstehen, welchen Beitrag sie zu einem gut funktionierenden Gewissen und inneren Stärken in der heutigen Welt leisten können.
    Kinder müssen nicht nur die Regeln von Richtig und Falsch kennenlernen, sie müssen auch die Lektion des Gemeinsinns lernen, die ihnen helfen wird, sich an den Geist, statt an die Buchstaben dieser Regeln zu halten, die für Transparenz und Offenheit in menschlichen Beziehungen sorgen. Halten Sie nach Gelegenheiten Ausschau, das Bewusstsein der Interdependenz - all der Weisen, wie wir von anderen abhängen - und der Dankbarkeit für das zu fördern, was andere für uns tun. Bei Tisch sollten Sie dem Kind häufig und eingehend vor Augen führen, was alles notwendig war, um das Essen auf den Tisch zu bringen. Beginnen Sie mit
den Insekten und dem Boden und zeigen Sie die vielen Verwandlungen auf, die die Nahrung (mithilfe von Menschen und anderen Geschöpfen) durchläuft, bevor das Essen auf dem Tisch steht. Das gibt Ihrem Kind ein nachvollziehbares Beispiel dafür, wie wir mit ande ren - Menschen wie anderen Lebewesen - verbunden sind, die für uns vielleicht unsichtbar bleiben, aber für unser Leben dennoch unerlässlich sind. Wenn Sie immer wieder bei den Mahlzeiten sowie bei Besuchen auf Bauernhöfen und bei Lebensmittelproduzenten auf unsere wechselseitige Abhängigkeit und Verbundenheit hinweisen, entwickelt Ihr Kind ein Gefühl für die Arbeit und Mühe, die in jeder Mahlzeit stecken. Dann wird es ganz von selbst denen dankbar sein, deren Arbeit so nutzbringend ist, und eine große Traurigkeit dabei empfinden, Essen zu verschwenden, weil damit die Arbeit sehr vieler Menschen verschwendet wird. Wir benutzen tagtäglich Dutzende von Dingen, die uns mit anderen verbinden, die unsichtbar bleiben und dennoch unerlässlich sind. Führen Sie das Ihrem Kind in Form von Geschichten vor Augen.
    Dankbarkeit für das, was wir bekommen haben, erlaubt uns, großzügig zu sein, und umgekehrt. Wenn wir anderen etwas aus unserer Großzügigkeit heraus geben, stärken wir damit unsere Dankbarkeit für das, was uns gegeben wurde. Helfen Sie Ihrem Kind in Ihrem persönlichen Umgang mit ihm, Wege zu finden, seine Großzügigkeit auszudrücken, indem es sich kleine Geschenke oder Briefe für andere ausdenkt, die ihm geholfen haben - über den Freundeskreis hinaus, mit dem es normalerweise Kontakt hat.
    Die schreckliche Geschichte der Morde von Dartmouth macht deutlich, wie übermächtig die Aufblähung
des Selbst werden kann, wenn dessen Bestrebungen durch unrealistische Wünsche genährt und nicht durch moralische Einschränkungen in Schach gehalten werden. Wie im nächsten Kapitel deutlich wird, gibt es in der Pubertät einen Augenblick, in dem unsere wachsende Autonomie und selbstreflektorischen Fähigkeiten sich mit der Identität verbinden, die sich in den ersten zehn oder elf Lebensjahren herausgebildet hat. Wird einem Kind wiederholt gesagt oder der Eindruck vermittelt, dass es besser, klüger oder begabter als andere ist, wird sich dieses Kind höchstwahrscheinlich mit der Überzeugung identifizieren, besonders zu sein und Anspruch auf bestimmte Privilegien und Dinge zu haben. Wurde seine moralische Entwicklung jedoch in

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