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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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geführt …
    Er klickte weiter herum, fand aber nichts mehr von Interesse, bis ihm ein Link zu einem aktuellen Artikel ins Auge fiel: »Totes Au-pair in Fife«.
    Pepa, dachte er, und ihm wurde ganz schlecht.
    Er folgte dem Link, hielt die Luft an und überflog den Artikel. Dann las er ihn noch einmal in Ruhe. Im Hafen von Pittenweem war die Leiche eines etwa 17-jährigen Mädchens angespült worden. Am Wochenende hatte eine Familie in Leven, einer Stadt im Süden von Fife, die direkt am Firth of Forth lag, ihr rumänisches Au-pair-Mädchen als vermisst gemeldet. Man vermutete nun, es handle sich bei der Toten um dieses Mädchen.
    Mehr war noch nicht online. Konnte es Pepa sein?
    Cedric nahm sein Telefon und rief in der Redaktion des   Scottish Independent   in Edinburgh an.
    »Ihr Vater ist in London«, sagte die erstaunte Chefsekretärin.
    »Ich weiß, es geht um … Sie können mir sicher helfen. Ich habe gerade etwas im Internet gefunden, ein Au-pair-Mädchen ist tot aufgefunden worden, und ich wollte Sie fragen, ob Ihnen Informationen vorliegen, die aktueller sind als die im Internet. Ich sitze gerade an einem Text für die Uni, da würde sich diese Geschichte als Hintergrund gut anbieten«, log er, denn es wusste ohnehin niemand genau, was er tat. Sein Vater hütete sich, Details über Cedrics Studium preiszugeben. »Bereitet sich auf seine Aufgaben im Leben vor«, sagte er immer nur schwammig, wenn er gefragt wurde, und wechselte dann das Thema.
    Die Chefsekretärin, Mrs Robson, versprach, sich sofort bei dem zuständigen Redakteur zu erkundigen. Wenn der Sohn des Herrn und Meisters anrief, löste das meist ähnliche Aufregung aus, wie wenn Lord Darney selbst auftauchte. Da dies in der schottischen Redaktion selten genug vorkam, konnte Cedric förmlich sehen, wie Mrs Robson gerade hektisch herumwirbelte, um ihm zu helfen.
    Sollte sie ruhig.
    Endlich stellte sie ihn zu einem der Redakteure durch, der sich als Gavin West vorstellte.
    »Wir haben eben von der Polizei ein Foto des vermissten Mädchens bekommen, sie wissen aber noch nicht genau, ob das die Tote ist, deshalb sollen wir noch warten.«
    »Gibt es … Ist schon bekannt, wie das Mädchen …«
    »Noch nichts, was bestätigt wäre.«
    »Und unbestätigt?«
    »Wozu brauchen Sie das?«, fragte West.
    »Nicht zum Veröffentlichen. Das Thema passt nur gerade gut zu einer Sache, an der ich selbst sitze. Ein Text für die Uni.« Was bei einer Chefsekretärin klappte, klappte noch lange nicht bei einem Journalisten.
    »Ich frage ja nur, nicht dass nachher die Infos im Netz auftauchen und wir nicht mehr die Ersten sind.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass ich keinerlei Interesse daran habe, einer Zeitung meines Vaters Konkurrenz auf diesem Gebiet zu machen.«
    »Was ist das für ein Text?«
    »Ein Essay«, log er.
    »Ah?«
    »Englische Literatur.«
    »Mhm?«
    »Frauen … Wasser … Ophelia … Ich suche nach einem aktuellen Bezug«, improvisierte Cedric.
    Der Redakteur lachte. »Ich weiß jetzt, warum mein Vater immer gesagt hat, ich müsste nicht an die Uni, damit aus mir mal was wird. Na gut. Ophelia ist nah dran. Im Moment heißt es Tod durch Ertrinken, keine äußere Gewalteinwirkung, Selbstmord ist wahrscheinlich, zumal ein Brief des Au-pairs vorliegt, der als Abschiedsbrief interpretiert werden könnte. Aber da die Identität noch nicht bestätigt ist …«
    »Wie lange ist sie denn schon tot?« Cedric hielt die Luft an.
    »Gute vierundzwanzig Stunden. Auch noch nicht bestätigt! Wollen Sie nicht lieber warten, bis wir mehr von der Polizei wissen?«
    »Gerne«, sagte Cedric, der schon alles wusste, was er wissen wollte. »Würden Sie mir Bescheid geben?« Er nannte dem Redakteur seine Mailadresse.
    Es konnte nicht Pepa sein. Er klickte wieder sein Word-Dokument an und konzentrierte sich auf den Text. Um die E-Mail des Redakteurs kümmerte er sich in den nächsten zwei Stunden nicht, vergaß sie sogar völlig, bis er eine Pause machte und den Briefumschlag blinken sah, der ihm anzeigte, dass eine neue Nachricht in seinem Posteingang gelandet war.
    Der Journalist bestätigte ihm, dass es sich bei der Toten um das Au-pair-Mädchen aus Leven handelte, eine junge Rumänin namens Natascha Hristova, die nach nicht einmal einem Monat aus der Familie, für die sie arbeiten sollte, abgehauen war. Die Gründe für ihr Verschwinden und ihren anschließenden Selbstmord waren trotz des Briefs, den sie hinterlassen hatte, nicht ganz klar. Ihr Englisch war nicht gut

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