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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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sagte ich: »Es tut uns leid, das haben wir nicht gewollt. Bitte … bitte …« Den Rest brachte ich nicht heraus.
    »... vergib uns«, sprach Tammy es aus. Ich war ihr dankbar dafür.
    »Und los«, übernahm wieder Julian und jeder von uns schob. Die Leiche rollte über die Kante und fiel in die Felsspalte.
    Anschließend schütteten wir Erde, trockene Büsche und größere Steine hinunter.
    »Nicht zu viel«, schärfte uns Claas ein, »sonst wird vielleicht jemand aufmerksam, weil es anders aussieht.«
    Schließlich blickten wir noch einmal prüfend hinunter. Nein, man sah nichts mehr. Selbst das helle Licht des Vollmonds zeigte nur Erde und Büsche und Steine.
    Dann folgte der schwierigere Part. Wir mussten die Höhle aufräumen und so weit wie möglich unsere Spuren beseitigen. Wir packten unsere mitgebrachten Sachen in den Rucksack. Natürlich wussten wir, wenn jemand gezielt hier suchen würde, würde er eine ganze Menge finden: Haare, Hautpartikel, Kleiderfasern, Fingerabdrücke, Kerzen und wer weiß was noch. Und die Polster, wo sicher die meisten Spuren zu finden wären, konnten wir ja nicht mitnehmen. Am liebsten hätten wir sie verbrannt, aber an ein Feuer war gar nicht zu denken. Erstens hätte es wahrscheinlich einen Waldbrand ausgelöst und zweitens wäre es kilometerweit zu sehen gewesen.
    Also konnten wir bloß hoffen, dass Patrick niemandem erzählt hatte, dass er uns zur Höhle folgen würde.
    Es war halb vier Uhr nachts, als wir fertig waren und einen allerletzten Blick in die Höhle warfen. Sie sah ziemlich genau so aus, wie wir sie vorgefunden hatten. Abgesehen von dem toten Kaninchen. Mehr hatten wir nicht tun können.
    Wir wollten gerade hinausgehen, als Tammy stutzte. »Wo ist eigentlich der Dolch?«
    »Ich hab ihn vergraben«, sagte Claas. »Stellt euch vor, man findet ihn im Müll oder hier in der Gegend oder selbst bei der Leiche – dann hat man die Tatwaffe. Und was das bedeutet, muss ich euch ja nicht sagen, oder? Dann können sie sich nämlich relativ schnell zusammenreimen, was passiert ist. Und dann kommen sie ja vielleicht auch auf uns!«
    »Mist, Claas«, sagte ich, »dann hättest du doch auch den Umhang nicht in den Felsspalt werden dürfen! Dann weiß man gleich, dass es um Henry Paige …«
    »Stimmt!«, sagte Julian. »Wir müssen diesen Umgang verschwinden lassen!«
    »Mann, Leute, wir können ihn doch nicht wieder aus der Felsspalte ziehen!«, stöhnte Tammy.
    »Hört auf!« Das war Claas. »Wir lassen den Umhang da, wo er ist. Niemand wird ihn finden. Niemand denkt an Henry Paige. Außerdem haben wir sein Buch. Niemand weiß, dass und was wir darin gelesen haben.«
    »Aber wenn Patrick jemandem etwas davon erzählt hat?«, wandte Julian ein. »Schließlich hat er gesagt: ›I am Henry Paige …‹, er wusste also davon.«
    Claas schulterte den Rucksack. »Ich vermute, er war eher ein Einzelgänger. Oder hat er anders auf euch gewirkt?«
    Keiner von uns sagte etwas.
    Und das war das Ende der Diskussion. Ich glaube, auch wenn es keiner zugab, wir waren alle froh, dass Claas so klar sagte, was wir zu tun hatten.
    Kam mir auf dem Heimweg schon eine Ahnung?
    Es war Tammy, die meine Befürchtung bestätigte. Kaum in der Villa angekommen, begann sie, hektisch nach dem Buch zu suchen – und fand es nicht. Claas hatte es in die alte geschnitzte Kommode im Wohnzimmer gelegt, zu so überflüssigen Geschirrteilen wie Saucieren und großen Schüsseln mit verschnörkelten Griffen. Frau Wagner selbst hatte wohl keine Verwendung für sie.
    Wir durchsuchten andere Schubladen, überall im Haus, in der Hoffnung, dass es einer von uns vielleicht versehentlich woandershin gelegt hatte. Schließlich gaben wir es auf. Das Buch von Henry Paige blieb verschwunden.
    Und dann fiel uns ein, dass Vincent seinen Sohn zur Überwachung des Glasers zur Villa geschickt hatte.
    »Wir müssen das Buch zurückholen!« Tammy geriet in Panik.
    Energisch schüttelte Claas den Kopf. »Willst du bei ihm einbrechen und geschnappt werden? Nein«, er goss sich Milch in ein großes Glas ein. »Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn man das Buch bei ihm findet«, überlegte er und nippte an der Milch, »dann glauben alle, er hat es gelesen und sein Verschwinden hängt damit zusammen. Es weiß doch keiner, dass er es hier geklaut hat und wir es gelesen haben!« Er lächelte jetzt sogar. »Glaubt mir, das könnte ein Vorteil für uns sein.«
    Wir ließen uns von ihm beruhigen, ich nahm ein paar Aspirin und

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