Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit
verzeihen?”
»Ja.«
»Kannst du diesen Teil von dir segnen?«
»Ja.«
«Kannst du diesen Teil von dir loslassen?”
»Ja.«
»Kannst du nun diesen Teil von dir integrieren und die darin enthaltene Energie auf positive Weise nutzen, um mehr Ganzheit zu erschaffen und dich gegen künftige Boshaftigkeit zu wappnen?«
»Ja«, sagte sie.
Wir hatten gerade noch genug Zeit, um ein weiteres Thema zu bearbeiten. Viele Kinder, die als Letzte in eine große Familie geboren werden, sind so etwas wie die Maskottchen, die Nesthäkchen der Familie. Dabei fühlen sie sich oft, als würden sie von ihrer Familie regelrecht eingesperrt. Die Rollen, die sie spielen müssen, und die Regeln und Einschränkungen, denen sie unterworfen sind, geben ihnen das Gefühl, ein Sklave zu sein.
Ich fragte Maria, wie viele Sklaven-Schattenfiguren sie in sich habe, und sie sagte: »Zwanzig.« Also leitete ich eine kurze Übung für sie an, in der sie alle zwanzig Sklaven auflöste und deren Energie für ihre neue Ganzheitlichkeit zurückgewann und integrierte.
Dann führte ich sie zurück in das Leben, in dem sie ein Sklave gewesen war, half ihr, ihre Seelengabe zu finden – Veränderung – und das Geschenk des Himmels – Fülle -, das sie mit anderen in diesem Leben teilen sollte. Nachdem sie diese Gaben auf symbolische Weise mit jedem anderen Menschen in ihrem damaligen Leben geteilt und ihre Verbindung mit dem Himmel dabei aufrechterhalten hatte, hatte sie nicht mehr das Gefühl, dass »Freiheit einsam« sein muss. In der Folge gelang es ihr, Freiheit in jenem Leben zu gewinnen und Erfüllung darin zu finden, dass sie ihre Gaben mit anderen teilte. Anschließend gab sie diese Gaben auch an ihre Familie im jetzigen Leben weiter.
Am Ende der Sitzung fühlte sich Maria gestärkt und wieder in ihrer eigenen Kraft. Sie hatte ihre ganze Lebensgeschichte umgeschrieben – von falscher Unabhängigkeit zu echter Herzensverbindung. Sie erkannte, wie viel Glück sie hatte und dass sie eine Gabe besaß, um Glück mit anderen Menschen zu teilen.
Maria fühlte sich ihrer Familie nun viel näher, auch ihrem Bruder, der dreitausend Meilen entfernt in San Francisco lebte. Sie hielt sich selbst nicht mehr für so einen »Bösewicht« und war auch nicht mehr der Ansicht, ihre Familie sei unfähig, sich zu ändern. Am Schluss sagte sie, dass sie sich viel leichter fühle, weil sie jetzt nicht mehr die Familie tragen oder vor ihr davonlaufen müsse. Maria war es gelungen, das Muster ihrer Familienverschwörung zu zerbrechen. Es mag noch weitere Ebenen geben, weil das Bewusstsein in Schichten angelegt ist, aber Maria hat einen Riesenschritt nach vorn gemacht. Nun wollte sie abwarten und sehen, was sich in ihrer Familie verändern würde und was noch zu heilen war.
2
Rollen
Die drei Hauptrollen
Immer, wenn ein Trauma nicht ganz geheilt wird, verbergen und kompensieren wir dies durch eine der Hauptrollen: Abhängigkeit, Unabhängigkeit oder Aufopferung. Daraus entstehen Hunderte von anderen Rollen, die meistens Kombinationen dieser drei enthalten. In einer Rolle versucht man einerseits, Hilfe zu leisten, indem man einem starren Rezept folgt, anstatt authentisch auf die Situation einzugehen, und andererseits, sich zu verstecken, um unabhängig zu bleiben.
Die Abhängigkeits -Rolle schließt Bedürftigkeit und die Opferrolle ein. Wir spielen diese Rolle, wenn die Familie anscheinend das Bedürfnis hat, abgelenkt zu werden, oder damit sie uns in unserem Leid und unserer Bedürftigkeit unterstützt.
Unabhängigkeit täuscht darüber hinweg, dass wir die Rolle des abgetrennten Einzelgängers spielen und manchmal auch die des Sündenbocks oder dessen, der als »böse« gilt.
Die Opfer -Rolle ist die des Märtyrers oder unechten Helfers.
Oft verbergen sich hinter jeder dieser Rollen andere Rollen. Und alle projizieren wir auch auf unsere Umwelt. Eine abhängige Person hat zum Beispiel einen Partner, der ihre Unabhängigkeit auslebt. Und hinter seiner Unabhängigkeit stecken wiederum entsprechend viel Abhängigkeit und Aufopferung. Wenn wir in die Opferhaltung gehen, agieren wir entweder aus einer überlegen unabhängigen oder aus einer unterlegen abhängigen Position heraus.
Aus der Wechselwirkung von Abhängigkeit, Aufopferung und Unabhängigkeit kann sich eine regelrechte Flutwelle bilden, die uns in einen Mahlstrom zieht und vom Schmerz tief in unserem Innern ablenkt. Abhängigkeit führt leicht in die Opferrolle, Aufopferung in die
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