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Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit

Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit

Titel: Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Spezzano
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verhalten hätten, als würden sie einen anderen ablehnen. Die Antwort war jedes Mal Ja. Dann fragte ich sie, was sie dabei empfunden hatten. Die Antworten waren vielfältig: »Ich habe mich unsicher gefühlt, ängstlich, überfordert, minderwertig, verloren, als Opfer, völlig gestresst...« Als Nächstes fragte ich, ob sie denn nun tatsächlich die andere Person abgelehnt oder sich einfach unsicher, ängstlich, überfordert, minderwertig usw. gefühlt hatten. In fast allen Fällen gaben diese Personen zu, dass sie den oder die anderen eigentlich nicht abgelehnt, sondern nur ihre eigene negative Emotion gespürt hatten. (Wenn sie sagen, dass sie den anderen persönlich abgelehnt haben, ist das ein Hinweis darauf, dass ihr Gefühl, abgelehnt zu werden, in Wahrheit viel früher anfing, als sie dachten. Dann gehen wir bis zur Ursprungssituation zurück.)
    Dann fragte ich, ob ihre Eltern sie wirklich abgelehnt hatten oder ob die Eltern nicht vielleicht genau die gleichen Gefühle hatten wie sie selbst, als sie einen anderen Menschen vermeintlich ablehnten. Die Person, die sich als von ihren Eltern unerwünscht oder abgelehnt empfand, begriff rasch, dass ihre Eltern sie nicht als Person zurückgewiesen, sondern nur ihren Gefühlen des Verlusts, der Aufopferung, der Verletzung, der Überforderung usw. nachgegeben hatten.
    Sobald wir verstehen, dass wir uns nicht deshalb unerwünscht fühlen, weil unsere Eltern etwas getan haben, sondern weil wir selbst es waren, und sobald wir erkennen, dass das Gefühl der Zurückweisung entstand, weil wir unsere Eltern nicht annehmen wollten, sind wir auf dem Weg in die Freiheit. Wir realisieren dann, dass wir unsere Gefühle der Ablehnung auf unsere Eltern projiziert haben und dann meinten, sie hätten uns nicht gewollt.
    Ich habe es auch mit Menschen zu tun, die sich als unerwünscht empfinden und meinen, ihre Eltern hätten während der Schwangerschaft doch alle Möglichkeiten gehabt und seien glücklich gewesen. Die frage ich dann, was ihre Eltern wohl damals über das neue Baby dachten. Alle, die sich als unerwünscht empfanden, waren der Ansicht, dass ihre Eltern sie sehr gern gewollt hätten, wenn ihre Zuversicht, ihre Mittel und die äußeren Umstände damals anders gewesen wären. Da erkannten sie, dass ihre Fehldeutung der Nöte ihrer Eltern (die Angst vor der Zukunft hatten und sich überlegten, wie sie für das Baby sorgen sollten, nicht aber das Kind selbst ablehnten) zu Missverständnissen geführt hatte und zu dem Gefühl, unerwünscht zu sein. Sie begriffen auch, dass ihre Empfindung, von den Eltern abgelehnt zu werden, dazu geführt hatte, dass sich ihre Eltern abgelehnt fühlten. An diesem Punkt sahen diese Menschen, dass sie es waren, die das Gefühl der Unerwünschtheit kreiert hatten.
    Danach half ich ihnen, ihre Seelengabe und ihr Geschenk des Himmels zu entdecken und beides mit ihren Eltern zu teilen, um ihnen in ihrem Leid – was es auch sein mochte – zu helfen. Das heilte die Situation, sodass sie sich deutlich besser fühlten. Schließlich half ich diesen Menschen, die ganze Liebe ihrer Eltern, die sie bisher nicht angenommen hatten, zu spüren und zu empfangen. An diesem Punkt entdeckten sie die enorme Liebe ihrer Eltern und dass sie selbst wirklich liebenswert waren. Wenn sie sich früher unerwünscht gefühlt hatten, empfanden sie sich nun als unwiderstehlich. Zurückweisung ist eine Projektion. Das gilt auch für das Gefühl, verlassen zu werden, und all die anderen Dinge, von denen wir meinen, dass unsere Eltern sie uns angetan hätten. Es ist einfach ein Fehler, den wir gemacht haben, unser eigener Irrtum. Unsere negativen Emotionen stammen nicht von außerhalb unserer selbst.
    Es gibt da die Geschichte einer jungen Frau, die erlebte, dass ihr Vater sie verlassen hatte, als sie neun Jahre alt war, weil er für seine Arbeit sehr viel im Ausland unterwegs war. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Familie immer zusammen gereist. In einer unserer Sitzungen erinnerte sich die junge Frau nun aber, dass sie es war, die damals in eine normale Schule gehen wollte, statt Hauslehrer an immer anderen Orten zu haben. Damit konnte die Familie also nicht mehr gemeinsam in der Weltgeschichte herumreisen. Ihr fiel dann auch ein, dass ihr Vater immer einen extrem vollen Terminkalender mit internationalen Verpflichtungen hatte, den er früher nie so angenommen hätte, wenn er deswegen so lange Zeit von der Familie getrennt gewesen wäre. Und sie erinnerte sich, wie schwer es

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