Wenn es Nacht wird in Manhattan
den Stufen, die zu ihrem Haus führten. Sie war überrascht, als sie ihn sah, sagte aber nichts. Rory kletterte auf den Rücksitz und überließ Tippy den Platz neben Cash.
“Ich dachte, im Central Park sei es gefährlich”, sagte Rory, als sie nach einer kurzen Fahrt über den Gehweg spazierten. Er betrachtete die Pferdekutschen, die auf Kundschaft warteten. “Willst du dein Auto wirklich hier stehen lassen?”, fragte er, während er sich noch einmal zu dem schnittigen Wagen umsah.
Cash zuckte mit den Achseln. “Der Central Park ist viel sicherer geworden. Und jeder, der mit meiner kleinen Klapperschlange fertig wird, kann gerne eine Runde mit meinem Wagen fahren.”
“Deine was …?”, rief Tippy entsetzt und schaute unwillkürlich zu Boden.
Er grinste. “Meine Alarmanlage. Ich nenne sie so. Irgendwo im Wagen habe ich eine elektronische Diebstahlsicherung installiert. Wenn jemand versucht, ihn kurzzuschließen oder zu stehlen, hat die Polizei ihn innerhalb von zehn Minuten gefunden. Sogar in New York”, ergänzte er ein wenig hochmütig.
“Kein Wunder, dass du so sorglos bist”, meinte Rory. “Es ist wirklich ein tolles Auto”, fügte er sehnsüchtig hinzu.
Mit einer Handbewegung zu den Taxis, die in einem endlosen Strom an ihnen vorbeifuhren, meinte Tippy: “Na ja, ich kann zwar fahren, aber in dieser Stadt ist ein Auto nur ein Klotz am Bein. Wenn ich einen Job als Model hatte, blieb mir keine Zeit, nach einem Parkplatz zu suchen. Es gibt sowieso viel zu wenig davon. Taxis und Subways sind einfach schneller, wenn man es eilig hat.”
“Da hast du recht”, pflichtete er ihr bei. Unauffällig musterte er sie von Kopf bis Fuß und war fasziniert von ihrer jugendlichen Schönheit, die durch den fast vollkommenen Verzicht auf Make-up nur noch betont wurde.
“Wo drehst du denn deinen Film?”, fragte er.
“Überwiegend hier in der Stadt”, antwortete sie. “Es ist eine Komödie mit Elementen von einem Spionagedrama. In einer Szene muss ich mit einem ausländischen Agenten kämpfen und in einer anderen vor einem Scharfschützen fliehen.” Sie zog eine Grimasse. “Wir hatten kaum mit dem Drehen begonnen, da gab’s schon Weihnachtsferien. Allein vom Training mit dem Kampflehrer habe ich Schrammen und blaue Flecken am ganzen Körper. Für den Film muss ich sogar Aikido üben.”
“Eine sinnvolle Kampfsportart”, bemerkte Cash. “Die habe ich auch als erste gelernt.”
“Wie viele kennst du denn?”, wollte Rory sofort wissen.
Cash zuckte mit den Achseln. “Karate, Taekwondo, Hapkido, Kung-Fu und ein paar Disziplinen, die nicht in den Lehrbüchern stehen. Man weiß nie, wann man sie gebrauchen kann. Auf jeden Fall ist es ein guter Ausgleich zur Polizeiarbeit – jetzt, wo ich den ganzen Tag hinter dem Schreibtisch sitze.”
“Judd hat erzählt, dass du in Houston mit dem Büro des Staatsanwalts zusammengearbeitet hast”, sagte Tippy.
Cash nickte. “Ich war Spezialist für Computerkriminalität. Aber das war keine große Herausforderung für mich. Ich habe es lieber, wenn es nicht zu routiniert und vorhersehbar zugeht.”
“Was machst du denn in Jacobsville?”, fragte Rory.
Cash lachte. “Ich laufe vor meinen Sekretärinnen weg”, antwortete er ein wenig schuldbewusst. “Kurz bevor ich deine Schwester angerufen und ihr gesagt habe, dass ich in den Ferien vorbeikomme, hat die Neue gekündigt und den Papierkorb über mich ausgeleert.” Er verzog das Gesicht und fuhr sich mit der Hand über den dunklen Schopf. “Ich habe immer noch Kaffeepulver in den Haaren.”
Tippys grüne Augen wurden groß. Sie blieb stehen und sah Cash zweifelnd an, denn sie konnte nicht glauben, dass er die Wahrheit sagte. Nur zu gut erinnerte sie sich daran, wie er den Regieassistenten bei ihrem ersten Film daran gehindert hatte, zu aufdringlich zu werden, nachdem sie dem Assistenten zu verstehen gegeben hatte, dass sie nichts von ihm wissen wollte.
Rory lachte. “Echt?”
“Eigentlich war sie auch gar nicht für Polizeiarbeit geeignet”, erklärte er. “Sie konnte nicht gleichzeitig telefonieren und tippen. Deshalb hat sie auch nicht allzu viele Briefe geschrieben.”
“Warum …”, begann Tippy.
“… sie den Papierkorb über mich ausgeschüttet hat?”, beendete er die Frage für sie. “Wenn ich das wüsste. Ich habe ihr gesagt, sie soll das Schloss an meinem Aktenschrank nicht gewaltsam öffnen, aber sie wollte nicht auf mich hören. Ist es etwa meine Schuld, dass mein kleiner Python
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