Wenn es Nacht wird in Manhattan
seinen wohlgeformten Mund.
“Sei vorsichtig”, warnte er sie. “Ich bin sehr lange allein gewesen.”
“Du würdest mir nicht wehtun”, sagte sie kühn, ohne den Blick von ihm abzuwenden. “Ich wünschte … oh, ich wünsche mir so …”
“Was wünschst du dir?”, hakte er nach. Er biss die Zähne zusammen, als er den Duft ihres Körpers wahrnahm. Sie stand jetzt so dicht bei ihm, dass er das Auf- und Abschwellen ihrer Halsschlagader über dem Kragen ihrer Bluse sehen konnte. Am liebsten hätte er sie sofort in seine Arme genommen und leidenschaftlich geküsst.
In ihr brannte das gleiche Verlangen. Sie betrachtete seinen Mund und fragte sich, wie es wohl wäre, diese Lippen zu küssen – so wie sie ihren Kollegen vor der Kamera in dem Film geküsst hatte, den sie auf der Dunn-Ranch gedreht hatten. Sie konnte beinahe Cashs feste Lippen spüren. Ihr Verlangen war so stark, dass es fast schmerzte. Sie glaubte, zu verdursten, und alles Wasser dieser Welt würde nicht ausreichen, ihren Durst zu stillen.
Durch halb geöffnete Lippen atmete sie hörbar ein. “Ich wünschte …”
Das Geräusch der Toilettenspülung riss sie in die Wirklichkeit zurück. Sie richtete sich auf, vergaß ihre Quarktasche und ging zum Spülbecken, um die Hände zu waschen. Sie musste etwas tun, um sich zu beruhigen.
Rory kam zurück. Er bemerkte die knisternde Stimmung überhaupt nicht. Unbekümmert nahm er sich eine Quarktasche. Nach einer Minute goss Tippy sich einen Kaffee und Rory ein Glas Orangensaft ein. Dann setzte sie sich an den Tisch, als sei nichts geschehen.
Zuerst gingen sie ins Naturkundemuseum, um sich die neu gestaltete Dinosaurierausstellung im dritten Stock anzusehen. Es war nur eine von mehreren Sonderschauen, die viele Besucher anlockten. Sie mussten über eine Stunde anstehen, ehe sie ihre Eintrittskarten kaufen konnten. Anschließend standen sie Schlange, um einen Film zu sehen und in einem Laden zu stöbern, in dem es nur Bücher und Objekte rund um Albert Einstein gab.
Aufgeregt lief Rory von einem Objekt zum anderen und kletterte die steile Treppe empor, um von oben einen Blick auf das größte Skelett mit seinen gigantischen Schulterblättern und Hüftgelenken zu werfen.
“Er ist ganz vernarrt in Dinosaurier”, bemerkte Tippy, während sie an Cashs Seite durch die Ausstellung ging. Sie trug dunkelblaue Jeans, eine helle Bluse und einen dazu passenden Mantel. Das Haar fiel ihr auf die Schultern und zog die Blicke sowohl von Männern als auch Frauen auf sich. Ihr Gesicht wirkte sehr natürlich, denn sie hatte sich wie immer nur leicht geschminkt.
Cash empfand einen gewissen Stolz in ihrer Gegenwart. Sie ist wirklich wunderschön, dachte er, und das hat nur wenig mit ihrem Aussehen zu tun. Sie hatte ein Herz aus Gold. Und nur das zählte.
“Ich finde Dinosaurier auch toll”, meinte er. “Vor einigen Jahren war ich schon mal in diesem Museum, aber die Dinosaurier habe ich verpasst, weil die Abteilung gerade renoviert wurde. Sie sind wirklich beeindruckend.”
Sie beugte sich über eine Tafel, um sie lesen zu können.
“Du hast deine Brille nicht auf”, bemerkte er.
Sie lachte unsicher. “Wenn ich sie aufsetze, bin ich ein wandelndes Verkehrsrisiko”, sagte sie trocken. “Ich reinige die Gläser so oft wie möglich, aber sie bleiben verkratzt. Ich habe sie schon zwei Mal ersetzen lassen.”
“Es gibt inzwischen kratzfeste Gläser”, sagte er.
“Die hab ich ja. Aber sie sind eben doch nicht kratzfest. Jedenfalls nicht meine.” Ihre perfekt geschwungenen Schultern hoben sich. “Ich wünschte, ich könnte Kontaktlinsen tragen, aber ich vertrage sie leider Gottes nicht. Ich kriege regelmäßig Infektionen.”
Er streckte seine große, schlanke Hand aus, griff nach einer Haarsträhne und ließ sie durch die Finger gleiten. Dabei zog er sie sanft näher. “Ich liebe deine Haare”, meinte er leise. “Ich habe noch nie einen so schönen Farbton gesehen.”
“Danke”, antwortete sie. Seine unerwartete Nähe ließ ihre Knie weich werden. Er roch nach Rasierwasser und Seife – saubere, anziehende Düfte. Ihre Hände lagen auf seinem Hemd und spürten die Muskeln unter dem Stoff – warme, straffe Polster. Am liebsten hätte sie ihm das Hemd ausgezogen und seine bloße Haut berührt. Die Macht dieses Wunsches ließ ihr den Atem stocken. Noch nie hatte sie eine so heftige Begierde empfunden.
“Ist die Farbe echt?”, wollte er wissen.
“An meinem Körper ist alles echt”, sagte sie
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