Wenn es Nacht wird in Manhattan
Vanilleeis servierte.
Cash merkte, dass ihre Hände zitterten, und er verfluchte sich dafür, dass er in der vergangenen Nacht den Kopf verloren hatte. Sie nahm die ganze Verantwortung auf sich, obwohl es seine verdammte Schuld war.
Sie machte drei Portionen zurecht und verteilte sie mit einem gezwungenen Lächeln. “Das ist eine tiefgefrorene Torte. Ich hatte keine Zeit, eine zu backen. Aber sie schmeckt ganz gut.”
“Bis jetzt war alles sehr gut”, sagte Cash mit seiner tiefen Stimme. Es klang wie eine Entschuldigung.
Sie mied seinen Blick. “Schön, dass es dir geschmeckt hat.”
Während er den Kuchen aß, kam er sich ziemlich niederträchtig vor. Sie machte sich Vorwürfe wegen dem, was geschehen war. Wenn er ging, würde es wahrscheinlich noch schlimmer werden. Vermutlich redete sie sich ein, dass sie sich wie ein Callgirl verhalten hatte, und sie würde ihn von nun an meiden wie der Teufel das Weihwasser.
Er kniff die Augen zusammen, erstaunt darüber, dass er sie so gut kannte. Er hatte ihr vorgeworfen, seine Gedanken zu lesen, und jetzt konnte er auch ihre erraten. Es war geradezu unheimlich. Fast so, als gäbe es zwischen ihnen ein … Band.
“Das hat wirklich toll geschmeckt, Tippy”, sagte Rory. “Soll ich den Abwasch machen?”
“Ich hätte nichts dagegen”, erwiderte sie sofort.
“Lass Rory sich ruhig darum kümmern. Ich würde gern mit dir reden”, sagte Cash mit fester Stimme, während er sich erhob.
“Ich sollte besser …”, begann sie.
Er griff nach ihrer Hand und zog sie ins Wohnzimmer, wo sie ungestört waren, und musterte sie mit einem ernsten Blick.
“Niemand hat Schuld”, beharrte er. “Es ist eben einfach passiert. Hör auf, darüber nachzudenken. Was immer die Folgen sein mögen, ich werde mich darum kümmern.”
Sie musste ein paar Mal schlucken. Es war ihr unmöglich, ihn anzusehen. Wenn sie seine Stimme hörte, musste sie immer daran denken, wie sie in der vergangenen Nacht geklungen hatte, als er ihr heiser vor Leidenschaft ins Ohr geflüstert hatte.
Er nahm ihr Gesicht in die Hände und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. Er zuckte innerlich zusammen, als er ihren Blick sah.
“Bitte lass mich”, sagte sie leise, während sie sich aus seinem Griff löste. “Ich bin kein Kind mehr. Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich dich … verfolge oder so.”
Plötzlich fühlte er sich ganz schlecht. Er hatte einen unermesslichen Schaden angerichtet – viel schlimmer, als er sich vorgestellt hatte. “Ich hätte nie gedacht …”
Sie trat einen Schritt zurück und zwang sich ein Lächeln ins Gesicht. “Ich wünsche dir eine gute Heimreise. Grüß Judd und Christabel von mir. Sie ist bestimmt sehr glücklich mit ihren Babys, um die sie sich kümmern kann, und mit einem Mann, der sie liebt. Und sie ist sicher eine sehr gute Mutter.”
“Ganz gewiss”, entgegnete er, und seine Stimme klang sehr sanft. Christabel hatte ihm einmal sehr viel bedeutet.
Tippy wusste es und war eifersüchtig deswegen. Sie hasste sich selbst dafür.
Sie schaute zu ihm hoch und senkte dann rasch den Blick. “Ich muss Rory beim Abwasch helfen. Ich sag ihm, er soll sich von dir verabschieden. Vielen Dank, dass du ihn mitgenommen hast. Und ich danke dir für die Einladungen.”
Er war wütend, und er konnte es nicht verbergen. Seine Augen funkelten zornig. Er hasste sich selbst dafür, in dieser Lage zu sein, und hatte keine Ahnung, was er sagen sollte, um alles nicht noch schlimmer zu machen. Sein Zorn wuchs, als er sich dessen bewusst wurde.
Ehe er einen klaren Gedanken fassen konnte, war sie bereits verschwunden, und Rory stand vor ihm. Neugierig musterte er Cash.
“Ich wünschte, du könntest länger bleiben”, sagte er. “Es war so ein schönes Weihnachtsfest.”
Cash war gerührt. Er hatte den Jungen bereits in sein Herz geschlossen. Er ergriff Rorys Hand und schüttelte sie. “Wenn du mal meine Hilfe brauchst – Tippy hat meine Nummer. Und wenn du sie nicht fragen kannst, ruf im Polizeirevier in Jacobsville an und frag nach mir.”
Rory lächelte. “Ich werde dich schon nicht brauchen. Trotzdem vielen Dank, Cash.”
“Man kann nie wissen.” Er schaute zur Küche. “Pass gut auf sie auf. Sie ist nicht so robust, wie sie aussieht.”
“Es geht ihr gut”, meinte Rory. “Es ist nur so, dass sich nie jemand besonders um sie gekümmert hat, es sei denn, er wollte etwas von ihr. Und ich glaube, bei dir ist das anders und jetzt ist sie durcheinander.” Er
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