Wenn es Nacht wird in Manhattan
schnitt eine Grimasse. “Ich verderbe wieder alles. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll …”
“Ich verstehe, was du meinst, Rory”, sagte er und legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. “Sie wird darüber hinwegkommen.”
“Ganz bestimmt.”
Natürlich glaubten sie es beide nicht.
“Pass gut auf dich auf. Wir sehen uns wieder”, versprach Cash.
Rory grinste schief. “Pass du auch auf dich auf. Und lass dich nicht in Schlägereien verwickeln.”
Cash hob die Augenbrauen. “Ich werde mich bemühen – wenn du es auch tust.”
Sein Lächeln wurde selbstbewusster. “Ich tue mein Bestes, versprochen.”
“Ich auch. Bis bald.”
“Klar. Bis bald.”
“Wiedersehen, Tippy”, rief Cash ihr von der Wohnungstür zu.
“Komm gut nach Hause”, rief sie zurück. Mehr nicht.
Cash öffnete die Tür und ging hinaus. Als sie hinter ihm ins Schloss fiel, hatte er das Gefühl, einen Teil von sich zurückgelassen zu haben.
6. KAPITEL
T ippy war vollkommen verzweifelt, nachdem Cash gegangen war. Sie vermisste ihn bereits, obwohl sie ihn gar nicht lange genug kannte, um so tief für ihn zu empfinden. Aber sie hatten ja ein paar Etappen in ihrer Beziehung übersprungen. Jedes Mal, wenn sie an sein hübsches Gesicht dachte, schlug ihr Herz schneller. Sie fragte sich, wie sie wohl ohne ihn zurechtkommen würde.
Am 2. Januar ging Rory zurück in die Schule, und Tippy begann wieder mit den Dreharbeiten. Sie fühlte sich ein wenig merkwürdig, und als sie im Kalender nachsah, in dem sie die Tage ihrer Periode eingetragen hatte, stellte sie fest, dass die lange Nacht mit Cash zum ungünstigsten Zeitpunkt stattgefunden hatte. Und jetzt war ihre Periode bereits seit ein paar Tagen überfällig. Dabei kam sie sonst immer pünktlich, abgesehen von den Zeiten, da ihre Arbeit sie körperlich sehr in Anspruch nahm.
Sie machte sich Sorgen über die Stunts, die sie zu absolvieren hatte. Hieß es nicht immer, anstrengende Tätigkeiten seien gefährlich während der ersten Monate einer Schwangerschaft? Oder waren das bloß Ammenmärchen?
Einen Monat nach Cashs Besuch kaufte sie einen Schwangerschaftstest in der Apotheke. Das Ergebnis war vorhersehbar, und natürlich machte sie sich Sorgen. Sie konnte Cash unmöglich anrufen und sein Leben zerstören. Sie fühlte sich bereits verantwortlich für das neue Leben, das in ihr zu wachsen begonnen hatte.
Sie bekam ein Kind. Würde es aussehen wie sie oder wie Cash, fragte sie sich verträumt. Oder vielleicht wie jemand aus der Verwandtschaft, an den sich niemand mehr erinnerte? Der Gedanke an Windeln und Babynahrung und Aufstehen mitten in der Nacht erfüllte sie mit purer Freude. Rory wäre bestimmt überglücklich, endlich eine Nichte oder einen Neffen zu haben.
Allerdings würde sie mit ihrer Arbeit aufhören müssen. Zwar nicht sofort, aber ab dem Zeitpunkt, wenn es nicht mehr zu verbergen war. Für einen Hollywoodstar war es keine große Sache, ein uneheliches Kind zu bekommen. Für Tippy schon. Es würde ihre Mutter mit neuer Munition gegen sie versorgen. Ungeachtet ihrer eigenen dunklen Vergangenheit könnte sie der Klatschpresse erzählen, dass Tippy mit jedem Mann ins Bett hüpfte und nicht geeignet war, auf ihren kleinen Bruder aufzupassen.
Sie musste noch etwas anderes bedenken. Cash wollte keine Ehe. Er war ein überzeugter Junggeselle. Für ihn war ihre Affäre nur ein One-Night-Stand gewesen, obwohl er sich so sehr ein Kind wünschte. Wahrscheinlich war es wirklich nur so, wie er gesagt hatte – er wollte sie scharf machen, wollte, dass die erotischen Funken zwischen ihnen nur so hin- und herflogen. In leidenschaftlichen Momenten sagten Männer oft Dinge, die sie gar nicht meinten. Natürlich hatte Tippy es noch nicht selbst erlebt, aber sie hatte gehört, wie andere Frauen sich darüber unterhielten.
Ihr Problem war – wie sollte sie mit der neuen Situation umgehen? Sie konnte es nicht für immer verbergen. Irgendwann musste sie einen Arzt aufsuchen. Schwangere brauchten bestimmte Vitamine. Sie musste jetzt auch auf ihre Ernährung achten – was bestimmt Auswirkungen auf ihre Karriere haben würde. Vertragsgemäß war ihr nicht erlaubt, während der Dreharbeiten mehr als fünf Kilo zuzunehmen. Dabei brauchte sie das Geld so nötig, um Rorys Schulgeld, die Miete, das Essen und die Dinge für den täglichen Bedarf bezahlen zu können. Sie konnte es sich nicht leisten, ihren Job zu verlieren.
Aber sie wollte auch ihr Kind haben. Abends nach der Arbeit
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