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Wenn es Nacht wird in Manhattan

Wenn es Nacht wird in Manhattan

Titel: Wenn es Nacht wird in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Palmer
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weiß”, sagte Rory. “Gestern war mein zehnter Geburtstag, und sie hat mich nicht angerufen. Das sieht ihr gar nicht ähnlich. Sie hat mir immer etwas geschickt und auch immer angerufen.”
    Joel seufzte, als der Junge in die Limousine stieg. “Sie hat noch immer Depressionen, und sie kommt einfach nicht darüber hinweg. An eine Rückkehr zur Arbeit ist überhaupt nicht zu denken. Sie braucht jemanden um sich.”
    Obwohl Rory sich bemühte, keine Gefühle zu zeigen, hatte er Tränen in den Augen.
    “Du kennst den Vater, stimmt’s?”, fragte Joel. “Glaubst du, er wird sich um sie kümmern?”
    “Vielleicht”, antwortete Rory. “Aber ich möchte zuerst mit ihr sprechen, ehe ich ihn anrufe.”
    Joel war erstaunt über das Einfühlungsvermögen des Jungen, der ihm für sein Alter ungeheuer reif erschien. “Gut”, stimmte er zu. “Warten wir ab.”
    Tippy saß in T-Shirt und Trainingshose in ihrem Apartment und schaute einen alten Film an. Aber als sie Rorys Stimme hörte, lief sie sofort zur Tür und drückte auf den Knopf, um ihn ins Haus zu lassen. Sie erwartete ihn mit ausgebreiteten Armen und schluchzte wie ein Kind, während Rory ihr tröstend über den Rücken streichelte. Nach einer kurzen Begrüßung ließ Joel die beiden allein. Er wollte am nächsten Tag zurückkommen, um Rory in ein Flugzeug zurück nach Maryland zu setzen.
    Rory setzte sich neben seine Schwester aufs Sofa und sah besorgt in ihr verhärmtes und blasses Gesicht. In ihrem Blick lag so viel Leid, dass er ihr kaum in die Augen schauen konnte.
    “Joel hat mich darum gebeten, mit Cash zu reden”, begann er vorsichtig.
    “Nein!”
    “Aber Tippy …”, bat er.
    Sie unterbrach ihn. “Hör zu. Versprich mir, dass du ihn nicht anrufst. Versprich es mir!”
    “Aber es steht doch in allen Zeitungen”, protestierte er. “Er weiß es doch bestimmt schon …”
    “Rory, es ist nicht leicht für dich zu verstehen”, sagte sie mit belegter Stimme, “aber er war verheiratet, und seine Frau … hat ihr gemeinsames Kind abgetrieben. Er ist nie darüber hinweggekommen. Er möchte nicht noch einmal heiraten, und er will auch nicht wirklich ein Kind. Trotzdem wird er mir Vorwürfe machen, weil ich es verloren habe. Er wird mich dafür … verachten.” Sie schloss die Augen, als der Schmerz sie zu überwältigen drohte. “Ich wollte das Baby haben. Wirklich! Aber Cash wird mir nicht glauben, er wird mich ewig hassen, Rory, weil ich es nicht abgelehnt habe, diese Szene zu drehen. Er wird glauben, ich hätte es freiwillig getan, verstehst du das nicht? Wir können ihn nicht anrufen. Es würde alles nur noch schlimmer machen. Ich glaube, dass er auch verletzt ist – jetzt, wo er alles weiß, vielleicht sogar mehr als ich.” Sie seufzte. “Wir dürfen ihn nicht noch mehr verletzen.”
    Rory glaubte nicht, dass Cash ihr Vorwürfe machen würde. Der Mann, mit dem er nur wenige Stunden zusammen gewesen war, würde nicht so kleinlich reagieren. Ganz bestimmt nicht.
    Umso schockierter war er über Cashs Verhalten. Er weigerte sich, mit Rory zu sprechen, als er im Polizeirevier von Jacobsville anrief, während Tippy unter der Dusche stand. Besorgt legte Rory den Hörer auf und fühlte sich plötzlich sehr einsam. Tippy gegenüber erwähnte er den Anruf mit keinem Wort.
    Cash hatte sich einen Tag freigenommen, nachdem er die Zeitungsberichte gelesen hatte, war einen Tag später aber wieder zur Arbeit erschienen. Die Angelegenheit schien ihn nicht aus der Fassung zu bringen. Dennoch reagierte er plötzlich ziemlich gereizt und ungeduldig, wenn jemand mit ihm sprechen wollte. Niemand konnte sich sein merkwürdiges Verhalten erklären. Schließlich hatten sie keine Ahnung, dass er der Vater von Tippy Moores Kind war.
    Judd Dunn hatte natürlich einen Verdacht, aber er hütete sich, Cash danach zu fragen. Er wollte keinen Streit mit ihm riskieren.
    Trotzdem war er überrascht, als er einige Tage später erfuhr, dass Cash Anweisungen gegeben hatte, keine Telefongespräche von einer Person namens Danbury zu ihm durchzustellen.
    Danbury war Tippys wirklicher Familienname. Das hatte sie Judd erzählt, als sie die Aufnahmen draußen auf der Ranch machte, die er mit seiner Frau Christabel bewohnte.
    “Wer hat denn angerufen?”, fragte Judd besorgt.
    Der Officer zuckte mit den Schultern. “Ein Junge namens Danbury.”
    “Hat Cash Ihnen auch befohlen, keine Anrufe von Kindern weiterzuleiten?”
    Der Officer sah ihn wütend an. “Wenn Sie es ihm erzählen

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