Wenn es Nacht wird in Manhattan
noch intensiver geworden, seitdem sie die Zwillinge haben”, antwortete er. “Es wird ihnen nichts ausmachen. Keiner ist mehr auf dich eifersüchtig.”
Sie stieß einen Seufzer aus und zuckte zusammen, weil ihre schmerzenden Rippen durch das tiefe Atemholen in Mitleidenschaft gezogen wurden. “Wie gefällt es dir eigentlich, in so einer kleinen Stadt zu leben?”, wollte sie wissen. “Als ich da war, bist du mir echt vorgekommen wie ein Fisch auf dem Trockenen.”
Er zögerte. “Ich weiß nicht so recht. Zuerst habe ich es mehr aus Jux getan. Mein Cousin Chet brauchte Unterstützung und hat mich überredet, zu ihm zu kommen. Ich habe geglaubt, dass ich es hassen würde. Aber die Computerkriminalität ödete mich an und mein Leben auch.” Er seufzte. “In Jacobsville bin ich immer ein Außenseiter geblieben. Aber die Arbeit ist … interessant. Sehr abwechslungsreich. Nie langweilig. Und ich habe das Gefühl, wirklich etwas Nützliches zu tun. Ich bin zuständig für Drogendelikte. Bei solchen Sachen wollte Chet sich offenbar nie zu weit aus dem Fenster lehnen, denn wenn es um die Hintermänner beim Drogenhandel ging, hat er immer weggeschaut. Ich dagegen habe mich mit dem Rauschgiftdezernat kurzgeschlossen und angefangen, die Kneipen zu überwachen.”
“Da hast du dir bestimmt ein paar Feinde gemacht.”
“Ich hatte ohnehin schon eine ganze Menge. Unser Bürgermeister und mindestens zwei Mitglieder vom Stadtrat würden sofort das Holz besorgen, wenn jemand sich bereit erklären würde, mich öffentlich zu verbrennen.” Er zog einen Stuhl heran und setzte sich. “Aber wenn ich es schaffe, dass es eine Sekretärin für längere Zeit bei mir aushält, dann hätte ich vielleicht noch ein Jahr Galgenfrist.”
“Du musst dich nach einer Frau umsehen, die keine Angst vor Schlangen hat und nicht mit Gegenständen um sich wirft”, meinte sie. Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln.
“Das wäre mal was Neues.”
Sie fuhr sich mit den Fingern über die Lippen. “Ich bin ganz ausgetrocknet.”
Er stand auf, goss Wasser in ein Glas und stützte ihren Kopf, damit sie trinken konnte.
“Bis heute habe ich nicht gewusst, wie gut Wasser tut”, sagte sie mit einem heiseren, unsicheren Lachen.
Vorsichtig legte er ihren Kopf zurück aufs Kissen und stellte das Glas auf ihren Nachttisch. “Du hast wirklich Mumm. Dass du mit Rory getauscht hast – alle Achtung!”
“Das hättest du auch getan”, erwiderte sie und schloss die Augen.
“Schon, aber dann hätte ich ein Kampfmesser im Stiefel und eine Pistole im Wadenholster gehabt”, meinte er.
“Meine Waden sind zu dünn für ein Holster.”
“Das habe ich bemerkt.”
Für Sekunden fiel sie in einen Dämmerschlaf. “Ich brauchte ein Schmerzmittel”, sagte sie. “Ich will nicht einschlafen, aber ich fürchte, ich kann nichts dagegen machen.”
Er rückte seinen Stuhl näher und verschränkte seine Finger mit ihren. “Ich bleibe bei dir”, sagte er mit seiner beruhigend tiefen Stimme. “Schlaf nur.”
“Danke”. Sie seufzte und schlief ein.
Der Duft von Hühnchen und gebratenen Kartoffeln weckte sie auf. Cash nahm eine silbern glänzende Haube von einem Tablett, das er auf den Rolltisch gestellt hatte.
“Für Krankenhausessen sieht das hier gar nicht so schlecht aus”, meinte er, während er ihr einen raschen Blick zuwarf. “Und dazu gibt’s Eis zum Nachtisch.”
Sie tastete nach dem Knopf, mit dem sie das Kopfende ihres Bettes hochstellen konnte. Er nahm ihr die Aufgabe ab und schob den Tisch über ihre Beine.
“Du solltest auch etwas essen gehen”, meinte sie.
“Das habe ich getan, während du geschlafen hast. Du musst übrigens ein paar Tage hierbleiben”, sagte er. “Der Doktor meinte, sie müssten erst einmal sehen, wie es mit dir weitergeht. Dann nehme ich dich mit nach Texas. Bevor du entlassen wirst, ziehen sie dir noch die Fäden, aber du musst regelmäßig zur Kontrolle. Der Arzt überweist dich an einen Freund in San Antonio, und die beiden wollen in Verbindung bleiben, um sich über deine Genesung auf dem Laufenden zu halten.”
Sie sah ihn mit offenem Mund an. “Wie hast du das denn hingekriegt?”
“Ich habe ihn einfach gefragt.”
Sie schüttelte den Kopf. “Du bist wirklich phänomenal.”
“Der Gedanke, mit dir in zwei Wochen wieder hierhin fliegen zu müssen, erschien mir nicht sehr verlockend. Außerdem ist es momentan zu riskant.”
“Okay.”
“Keine Diskussionen?”, fragte er verblüfft.
“Ich
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