Wenn es Nacht wird in Manhattan
niemals auf einen anderen schießen. Ehrlich.”
Carrera amüsierte sich köstlich über diese Antwort und hielt ihm seine Pranke hin.
“Was tun Sie hier?”, fragte Cash und ergriff die Hand. “Ist das Mr. Smith draußen vor der Tür?”
“Ja”, erwiderte er. “Er hat für Kip Tennison gearbeitet, aber als sie Cy Harden geheiratet hat, brauchte sie ihn nicht mehr. Seitdem steht er auf meiner Gehaltsliste.”
“Er ist ein schon ein komischer Kerl. Hat er immer noch diesen Leguan?”
Carrera grinste. “Und ob. Inzwischen ist er ein Meter fünfzig lang. Er hält ihn in einem Zimmer in seinem Ferienhaus auf Paradise Island. Wenn wir Probleme mit aufsässigen Kunden haben, schicke ich ihn mit seiner Eidechse zu ihnen. Das reicht für gewöhnlich.”
“Das kann ich mir denken. Und warum sind Sie hier?”
Carrera wurde wieder ernst. “Einer meiner Männer war an dieser Entführung beteiligt. Ich hatte keine Ahnung davon”, fügte er schnell hinzu, als Cashs Augen zu flackern begannen. “Ich hab’s erst heute Morgen herausgekriegt.”
“Wissen Sie, wo man den Kerl finden kann?”
“Nein”, antwortete Carrera. “Aber ich bin wegen dieser Sache zum Bezirksstaatsanwalt gegangen und hab ihm alles erzählt, was ich über diesen Mistkerl weiß.”
Cash glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. “Wie bitte?”
Carrera starrte ihn an. “Warum überrascht Sie das? Ich bin kein Gangster mehr. Mir gehören Casinos und Hotels. Sonst nichts.”
Cash räusperte sich. “Ja, natürlich.”
“Nur weil ich mal ein paar krumme Dinger gedreht habe …”, begann Carrera.
“Einige Glücksspieler aus South Dakota wurden in – sagen wir mal – einem scheußlichen Zustand in einem Stausee in New Jersey gefunden …”
“Falls Tate Wintrop Ihnen erzählt hat, dass ich dafür verantwortlich war …”, unterbrach ihn Carrera.
“Um ehrlich zu sein, es war Pierce Hutton, sein Boss.”
“Der wohnt doch in Paris! Was weiß der schon?”, murrte sein Gegenüber.
“Dann war da noch dieser Mann von Walters, der Gelder von der alten Mutter eines Ihrer Angestellten veruntreut hat. Der wurde merkwürdigerweise in einem Ölfass gefunden, das auf dem Hudson River trieb …”
“Hören Sie zu, ich besitze keine Ölfässer”, unterbrach Carrera ihn erneut. “Und zum letzten Mal: Inzwischen bin ich ein gesetzestreuer Bürger.”
“Wie auch immer”, sagte Cash. “Was wissen Sie denn von dem Typen, der Stanton bei der Entführung von Tippys kleinem Bruder geholfen hat?”, hakte er nach.
“Nicht genug, um ihn ausfindig zu machen”, erwiderte der andere. “Wenn ich es wüsste …”
“Sie sind ein gesetzestreuer Bürger”, erinnerte Cash ihn.
“Ja, ja.” Carrera verzog den Mund. “Aber ich kenne eine Menge Typen, die es nicht sind und die mir noch einen kleinen Gefallen schulden.”
“Du kannst dir nicht vorstellen, um welche Art Gefallen er die Leute bittet”, sagte Cash augenzwinkernd an Tippy gewandt.
Tippy musterte den Mann mit einem durchbohrenden Blick.
“Nicht diese Art von Gefallen”, grummelte Carrera. Er zuckte mit seinen breiten Schultern. “Ich mag exotische Stoffe. Die alten gefallen mir, ehrlich gesagt, am besten.”
Tippy sah ihn an, als traute sie ihren Ohren nicht.
“Ich nähe Quilts”, erklärte Carrera angriffslustig. “Ich habe sogar schon Wettbewerbe gewonnen. Einige von meinen Sachen werden im Moment sogar in einer Galerie im Village ausgestellt.”
“Er sagt die Wahrheit”, bekräftigte Cash. “Er ist weithin bekannt für seine Werke.” Cash grinste. “Haben Sie nicht mal eine Leiche in einem der Quilts gefunden …?”
“Nicht in meinem”, schoss Carrera sofort zurück. “Ich würde niemals auch nur eins meiner Babys an so einen Gauner verschwenden.”
Cash musste lachen. Tippy ebenfalls.
“Ich muss gehen”, sagte Carrera nun. “Ich wollte nur mal sehen, wie schlimm sie sie verletzt haben. Sie werden bald wieder toll aussehen”, versicherte er Tippy und deutete auf seine Wange, auf der sich zwei gezackte weiße Striche in der olivfarbenen Haut abzeichneten. “Die hier sind bis zum Knochen gegangen; deshalb sind Narben zurückgeblieben. Bei Ihnen ist das nicht der Fall.”
“Danke”, sagte sie.
Er zuckte mit den Schultern. “Ich bleibe dem Kerl auf den Fersen. Um Ihre Frage von vorhin zu beantworten – sein Name ist Barkley. Ted Barkley. Er ist Mechaniker. Ein wirklicher Mechaniker”, betonte er. “Er kriegt alles wieder hin, deshalb arbeitet er
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