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Wenn es Nacht wird in Manhattan

Wenn es Nacht wird in Manhattan

Titel: Wenn es Nacht wird in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Palmer
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ich über persönliche Dinge reden konnte”, meinte er beiläufig. “Und als ich einmal verheiratet war, hat meine Frau den Job gehasst.”
    Sie sah ihn aufmerksam an. “Du hast dich also über etwas geärgert.”
    “Hör bitte auf, meine Gedanken zu lesen”, sagte er, während er seine Krawatte auf den Couchtisch warf.
    “Das tue ich nicht absichtlich”, entschuldigte sie sich. “Und es ist auch mehr als ein Fluch als eine Gabe, das kann ich dir versichern. Ich sehe nur negative Sachen wie Gefahr und seelische Verstimmungen.”
    Er lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. “Du kannst sagen, wenn etwas mit Rory ist, stimmt’s?”
    Sie nickte. “Seitdem er klein war. Das habe ich von meiner Großmutter geerbt. Ich wusste, wann sie sterben würde und auf welche Weise.” Sie schauderte und schlang die Arme um ihren schlanken Leib. “Ich habe alles in einem Traum gesehen, wirklich alles.”
    “Es muss die Leute verunsichern, wenn du ihnen davon erzählst”, meinte er.
    Sie sah ihm fest in die Augen. “Ich habe nie zu jemandem darüber gesprochen. Nicht einmal zu Rory.”
    “Warum nicht?”
    “Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht. Ich bin sicher, dass er das Talent nicht geerbt hat. Und ganz bestimmt auch meine Mutter nicht”, fügte sie hinzu. “Was wird nun mit ihr geschehen?”
    “Wenn sie in die Sache verwickelt ist, kommt sie ins Gefängnis”, antwortete er. “Entführung ist ein Verbrechen.”
    Lange sagte sie nichts. “Vielleicht wird sie clean, wenn sie ins Gefängnis muss.”
    Er lächelte ironisch. “Glaubst du etwa, dass Gefangene keinen Zugang zu Alkohol und Drogen haben?”
    “Nicht im Gefängnis”, behauptete sie.
    Er lehnte sich wieder zurück und schloss die Augen. Plötzlich war er sehr müde. “Honey, im Knast kriegst du alles, was du willst. Das ist eine Gesellschaft für sich, mit ihrer eigenen Hierarchie. Jeder kann bestochen werden, wenn das Geld und der Anlass stimmen.”
    “Du bist sehr zynisch”, stellte sie fest. In ihren Ohren klang das Kosewort nach, mit dem er sie angeredet hatte. Vermutlich hatte er es unbewusst benutzt. Sie waren ganz allein auf der Welt und unterhielten sich wie ein Ehepaar. Sie fühlte sich ganz warm und geborgen.
    “Ich weiß, wie es da draußen zugeht”, sagte er müde. “Meistens ist es ein freudloser, gefährlicher Ort mit wenig Entschädigung für das Leid, das man im Leben durchmacht.”
    “Eine Familie ist eine großartige Entschädigung”, bemerkte sie.
    Er öffnete die Augen. Sein Blick war kalt. “Die Familie ist noch gefährlicher als die Welt da draußen.”
    Das wusste sie. Ihr ruhiger Blick verriet es.
    Er zog eine Grimasse. Er hatte sie nicht angreifen wollen. Es störte ihn, dass sie seinen Zorn mitbekam. Er sprach nie über seine Arbeit – höchstens mit den Kollegen im Polizeirevier. Tippy wusste zu viel über ihn, und er vertraute ihr nicht. Er vertraute niemandem.
    Sie konnte die Zukunft in seinem Gesicht sehen. Er würde alles daran setzen, sie von sich fernzuhalten, sowohl körperlich als auch in Gedanken. Er glaubte nicht, dass sie ihn nicht verletzen wollte.
    “Du weißt sogar jetzt, was ich gerade denke, stimmt’s?”, grollte er.
    Sie blinzelte und wandte den Blick ab. “Ich vermute, bei deiner Arbeit ist etwas passiert, das dich aufgebracht hat, und du sprichst nicht darüber, weil du niemanden hast, mit dem du reden kannst. Es betrifft nicht dich persönlich”, fügte sie hinzu, “aber jemanden, den du magst.”
    Er sprang auf, und es klang wie eine kleine Explosion, als er mit seinen Schuhen den Parkettboden berührte. Dann stürmte er aus dem Zimmer.
    Tippy seufzte. Sie hatte sich vorgenommen, ihn nicht mehr zu verärgern, aber es war nicht gut für ihn, wenn er alles hinunterschluckte. Stress war gefährlich – selbst für einen Mann, der so gesund und fit war wie Cash. Wenn er doch nur über seine Probleme reden würde! Sie erinnerte sich daran, was er über seine Eltern und ihre turbulente Scheidung erzählt hatte. Erst hatte ihn seine Stiefmutter und dann seine Ehefrau aufs Gemeinste hintergangen. Einem Mann würde er viel eher Vertrauen entgegenbringen als einer Frau.
    Langsam stand sie auf. So viel zu ihren Hoffnungen. Er würde sie die ganze Zeit auf Distanz halten, während sie sich in seinem Haus erholte. Damit hatte sie zwar gerechnet, aber es tat ihr dennoch weh. Ohne Vertrauen würde niemals eine tiefere Beziehung zwischen ihnen zustande kommen.
    Langsam ging sie über

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