Wenn es Nacht wird in Manhattan
den Korridor zu ihrem Zimmer und schloss leise die Tür. Sie streifte den Bademantel ab, stieg ins Bett und widmete sich ihrem Buch von Plinius, denn sie war immer noch nicht müde.
Fünf Minuten später klopfte es kurz an ihrer Tür, und Cash betrat das Zimmer. Er hatte ein Tablett in der Hand mit einer Tasse heißer Schokolade und einigen köstlichen Ingwer-Plätzchen.
“Mach dir nur keine falschen Hoffnungen”, murmelte er, während er die Tür hinter sich schloss und das Tablett auf den Nachttisch stellte. “Ich gebe mich nicht geschlagen, und ich werde nicht mit dir über meine Arbeit reden.”
“Wie du willst”, meinte sie beiläufig. “Danke für das Betthupferl.”
Er erhob sich und betrachtete sie mit distanziertem Interesse. Ihre cremefarbenen Schultern waren frei – abgesehen von den schmalen Trägern ihres Nachthemds, unter dem sich ihre hohen, festen Brüste abzeichneten. Unwillkürlich erinnerte er sich daran, wie es war, als er sie mit ihrem Mund berührt und Tippy vor Vergnügen gestöhnt hatte.
Tippy tat, als ob sie seinen sehnsüchtigen Blick nicht bemerkte. Sie nahm einen Schluck von der heißen Schokolade. “Das schmeckt ja köstlich”, sagte sie.
“Es ist eine Fertigmischung. Geht schneller und ist bequemer.” Er trug jetzt nur noch ein T-Shirt und seine Hose und sah sehr müde aus.
Sie probierte genussvoll ein Ingwer-Plätzchen und fand es ausgezeichnet.
“Die sind auch von Mrs. Garcia – wie alles, was wir zum Abendessen hatten.”
“Sie sind wirklich gut.”
Er holte tief Luft. “Zwei Streifenpolizisten haben einen Politiker wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen. Er will sie feuern lassen, und sein Neffe, der Bürgermeister, versucht, mich unter Druck zu setzen. Er hat es auch auf meinen Job abgesehen.”
Sie schluckte den letzten Bissen des Gebäcks hinunter. Plötzlich war sie ganz aufgeregt. Er wollte tatsächlich mit ihr über seine Arbeit sprechen. Es war ein Meilenstein in ihrer Beziehung, und sie musste gegen die Tränen kämpfen. “Da hat er sich aber was vorgenommen”, meinte sie leichthin.
Er war angenehm überrascht, dass sie so von ihm überzeugt war. “Das kann man wohl sagen”, pflichtete er ihr bei. “Ich weiß inzwischen, wie das hier in Jacobsville läuft. Selbst wenn ich immer noch so etwas wie ein Außenseiter bin, habe ich mich doch ganz gut eingewöhnt.”
“Es gefällt dir hier”, stellte sie fest.
Er lächelte schwach. “Sehr sogar.” Er sah ihr zu, wie sie ein weiteres Plätzchen aß. “Pink steht dir gut. Ich dachte, das sei keine Farbe für Rothaarige.”
Sie erwiderte sein Lächeln. “Normalerweise trage ich sie auch nicht, aber Rory hat es mir zu Weihnachten geschenkt – zusammen mit dem Bademantel.”
“Das habe ich mir gedacht.”
“Ich vermisse ihn.”
“Das glaube ich”, erwiderte er. “Aber in der Kadettenschule ist er viel sicherer als in New York. Sobald die Ferien beginnen, holen wir ihn hierher.”
“Danke”, sagte sie mit belegter Stimme. “Er mag dich wirklich gern.”
“Er ist ein sehr netter junger Mann.”
“Und ein glühender Heldenverehrer”, betonte sie.
Er lachte. “Er wird schon noch lernen, dass Helden auch nur Menschen aus Fleisch und Blut sind.”
“Seiner nicht”, entgegnete sie, ohne ihn anzusehen. “Seiner ist echt.”
Eine Minute lang schwieg er. Er wusste, dass sie es aufrichtig meinte. Aber er wollte nicht, dass sie ihn ebenso sah. Sie war überwältigt von ihrer ersten angenehmen Erfahrung mit Intimität. Sie mochte die Gefühle, die er in ihr weckte. Das hatte er schon oft erlebt. Seiner Ex-Frau hatte er im Bett auch sehr gut gefallen. Aber als sie alles von ihm wusste und jede Einzelheit aus seinem Leben kannte, konnte sie es nicht mehr ertragen, dass er sie berührte. So würde es auch mit Tippy sein. Sie war von einer Illusion fasziniert, nicht von einem wirklichen Menschen.
“Ich gehe jetzt schlafen. Brauchst du noch irgendwas?”, fragte er.
Sie sah auf. Er wirkte sehr ernst. Fragen wären jetzt fehl am Platze gewesen. Deshalb lächelte sie nur. “Nein. Vielen Dank für die heiße Schokolade und die Kekse.”
“Keine Ursache. Also dann bis morgen.” Er zögerte. “Wenn du heute Nacht etwas brauchst …”
“Ich weiß. Mrs. Jewell schläft auf der anderen Seite des Korridors, und da ist die Wechselsprechanlage.” Sie deutete auf das Gerät, das auf dem Nachttisch lag. “Sie hat es mir gesagt, bevor sie schlafen gegangen ist.”
Er nickte und blieb
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