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Wenn es Nacht wird in Miami

Wenn es Nacht wird in Miami

Titel: Wenn es Nacht wird in Miami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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versagte Carly fast die Stimme, aber dieses Mal nicht vor Wut. Es klang eher tieftraurig. Was man auch immer von der Schwester halten mochte, diese Frau hier kämpfte mit bewundernswerter Courage um das Kind. Mitch suchte nach einem Kompromiss. „Hören Sie zu. Ich habe für den Kleinen … für Rhett eine Nanny eingestellt. Sie ist bestens qualifiziert und hat ausgezeichnete Referenzen. Sie müssen Rhett ja nicht aufgeben. Sie können ihn besuchen, wann immer Sie wollen. Ich arrangiere das für Sie.“
    „Oh, eine Nanny! Ein Kindermädchen. Sie bezahlen dafür, dass Rhett Liebe und Geborgenheit bekommt. Großartig!“ Carlys braune Augen funkelten zornig. „Sie meinen wohl, Sie können alles mit Ihrem Scheckbuch regeln.“
    „Ich weiß nicht, was Sie gegen eine Nanny haben. Meine Geschwister und ich sind auch mit Kindermädchen groß geworden.“
    „Jetzt verstehe ich auch, wieso Sie so ein kalter, herzloser Klotz sind.“
    Mitch zuckte zusammen.
    Carly drehte sich um, ohne ihn oder den Scheck eines weiteren Blickes zu würdigen. Mit der Klinke in der Hand blieb sie noch einmal stehen und sagte: „Es ist mein letztes Angebot, Mr. Kincaid. Entweder wir beide, Rhett und ich, oder keiner. Sie können ja mit Ihren Heerscharen von Anwälten vor Gericht ziehen, wenn Sie möchten. Aber allein die absurde Summe, die Ihr Vater meiner Schwester für eine Abtreibung bezahlt hat, wird es jedem Richter verbieten, Ihnen das Sorgerecht zuzusprechen. Es ist zu offensichtlich, dass es Ihnen nur um Ihr Erbteil geht. Abgesehen davon bezweifle ich, dass Sie es schaffen, in der Frist, die Ihnen bleibt, die Sache vor Gericht zu bringen. Ich werde in dem Fall alles tun, um das hinauszuzögern. Verlassen Sie sich darauf.“
    Damit knallte die Tür hinter ihr zu, und Carly war verschwunden.
    Mitch fluchte halblaut vor sich hin. Mit diesem feurigen Schlussplädoyer lag sie richtig. Genau dasselbe hatten ihm die Anwälte auch erzählt. Carly Corbin war anscheinend noch schlauer als ihre Schwester, die nur auf das schnelle Geld aus gewesen war. Carly sah in ihm die Gans, die über längere Zeit goldene Eier legen konnte. Und ihm blieb, wie es aussah, nichts anderes übrig, als genau das zu tun.
    Trotzdem, sprach er sich Mut zu, sind wir beide noch längst nicht miteinander fertig.
    „Hier sind wir die nächste Zeit zu Hause“, murmelte Carly vor sich hin, als sie staunend vor Kincaid Manor stand. Das Haus und der Park ringsherum sahen aus, als hätte man den Sitz eines englischen Landadligen nach Miami verpflanzt. Die Fassade mit ihren vielen Fenstern und Erkern, das ganze mehrstöckige Haus mit seinen beiden Flügeln, der Haupteingang mit der marmornen Treppe und der bleiverglasten Doppeltür, all das war – man konnte es nicht anders nennen – Respekt einflößend. Der makellose Rasen vor dem Haus war von einer niedrigen, sorgfältig gestutzten Buchsbaumhecke eingefasst, die deutlicher noch als ein Schild verkündete: Betreten verboten!
    „Na, ob das für uns das Richtige ist, Kumpel“, sagte Carly halb zu Rhett, den sie auf dem Arm hielt, halb zu sich selbst.
    Es hatte nach ihrem Besuch in der Chefetage der KCL nur zwei Stunden gedauert, bis Mitch Kincaid sie angerufen und eingeladen hatte. Der Anwalt hatte Carly geraten, zunächst stillzuhalten und sich kooperativ zu zeigen, wenigstens bis sämtliche rechtliche Fragen geklärt waren. In Rhetts Interesse war Carly zu fast allem bereit.
    Rhett begann zu zappeln. Carly stieg die Stufen zum Eingang hinauf und stellte ihn dort auf den Boden. Im selben Moment öffnete sich die Tür. Der Hausherr empfing sie höchstpersönlich. Es war Sonnabendvormittag, und trotzdem war Mitch Kincaid gekleidet wie an Wochentagen, wenn er ins Büro ging: dunkler Anzug, weißes Hemd und dazu eine – dieses Mal bordeauxrote – Krawatte. In einer erstaunlichen Geschwindigkeit hatte sich Rhett auf seinen Halbbruder zu bewegt und zog sich an seinem Hosenbein hoch.
    Mitch schenkte ihm kaum Beachtung. „Haben Sie Ihre Sachen dabei?“, fragte er Carly.
    Was war das? Ein Flackern in seinen Augen? Panik, weil Rhett ihn angefasst hatte? War es möglich, dass ein ausgewachsener Mann vor einem Kind, das ihm gerade bis ans Knie reichte, erschrecken konnte?
    „Ich habe alles im Wagen“, antwortete Carly. „Ich wollte nur erst Rhett reinbringen, bevor ich anfange auszuladen.“ „Ingrid“, rief Mitch über die Schulter ins Haus. „Neh
    men Sie den Jungen, und bringen Sie ihn ins Kinderzimmer.“ Dann wandte

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