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Wenn es Nacht wird in Miami

Wenn es Nacht wird in Miami

Titel: Wenn es Nacht wird in Miami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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wollen ihn mir wegnehmen.“
    „Sie werden dabei nicht leer ausgehen.“
    Sie schüttelte fassungslos den Kopf.
    „Ich zahle Ihnen hunderttausend Dollar – sagen wir, als Entschädigung für die Auslagen, die Sie gehabt haben. Das ist dieselbe Summe, die Ihre Schwester bekommen hat, um eine Abtreibung vorzunehmen. Wenn Sie auf mein Angebot angehen, werde ich kein Wort mehr über das Geld verlieren, das Ihre Schwester offensichtlich für etwas anderes verwendet hat.“
    Carly hatte Mühe, zu folgen. Erst wollte er ihr Rhett abkaufen, dann behauptete er auch noch, Marlene hätte Geld für eine Abtreibung angenommen. Ihre Schwester hatte garantiert keine Sekunde daran gedacht, die Schwangerschaft abzubrechen. Sie hatte sich auf das Kind gefreut und war überglücklich, als Rhett geboren wurde. Aber Carly hatte nach der Beerdigung auch Marlenes Tagebuch gefunden und gelesen, bevor sie es verbrannte. Darin hatten sich ihr einige dunkle Seiten ihrer Schwester offenbart, von denen Carly vorher nichts gewusst hatte. Von Geld für eine Abtreibung hatte dort jedoch nichts gestanden.
    „Ich weiß von keinen hunderttausend Dollar.“
    „Das nehme ich Ihnen nicht ab“, entgegnete Mitch kalt. „Ihre Schwester hat die letzten fünfzehn Monate hier mit Ihnen zusammengelebt. Sie müssen etwas davon gewusst haben. Wahrscheinlich haben Sie sogar davon profitiert.“
    „Das habe ich nicht“, fuhr sie ihn wütend an. „Ich habe keine Ahnung, von welchem Geld Sie reden.“
    Rhett begann lautstark, auf sich aufmerksam zu machen. Noch halb benommen von dem, was sie eben gehört hatte, nahm Carly den Teller und ging zu ihm. Nein, sie konnte nicht glauben, was Mitch erzählte. Wo sollte das Geld geblieben sein? Marlene hatte nicht viel ausgegeben, nachdem sie bei Carly eingezogen war. Sie hatte zwar ihren Job als Stewardess aufgeben müssen, aber nichts hatte darauf hingedeutet, dass sie über Reserven verfügte.
    „Ich glaube Ihnen kein Wort“, sagte sie schließlich.
    „Ich habe Belege für die Zahlung. Überlegen Sie doch mal: Mein Angebot ist nicht so schlecht. Ich gebe Ihnen Geld, und die Unterschlagung vergessen wir. Ich übernehme das Sorgerecht für den Kleinen, und Sie können wieder frei und unbeschwert Ihrer Wege gehen.“
    Die letzten Worte trafen Carly tief. Das hatte sie vor zwölf Jahren schon einmal gehört – fast wörtlich. Es war ein gespenstisches Déjà-vu. Am liebsten hätte sie Rhett genommen und wäre mit ihm davongerannt.
    „Ich liebe Rhett. Er ist für mich keine Belastung. Außerdem hat meine Schwester ausdrücklich mich dazu bestimmt, ihn großzuziehen.“
    „Als Alleinerziehende, die sich kaum über Wasser halten kann?“
    „Wenn es sein muss, auch das.“
    „Kommen sie, Carly … Sie sind jung, attraktiv, haben das ganze Leben noch vor sich. Warum sollten Sie es an ein Gör hängen, das nicht einmal Ihres ist?“
    Attraktiv – oho! Ein Kompliment aus dem Munde eines so gut aussehenden Mannes hätte sie normalerweise nicht kalt gelassen. Aber Gör? Carly wurde immer wütender. „Wissen Sie was? Ich war dabei, als Rhett zur Welt kam. Ich war da, als er seinen ersten Zahn bekam und laufen lernte. Und so Gott will, werde ich ihn auf allen weiteren wichtigen Stati onen seines Lebens begleiten, bis er erwachsen ist. Ich gebe ihn nicht her. Ende der Durchsage.“
    „Vergessen Sie nicht, dass ich ihm eine ganze Menge mehr bieten kann als Sie. Das heißt, wenn es Ihnen wirklich um sein Wohl geht.“ Mitch sah sich mit geringschätzigem Gesichtsausdruck in der Küche um.
    „Mein Haus mag nicht Ihren Standards entsprechen. Aber es ist gemütlich, kindgerecht und voller Liebe und Wärme. Und es hat einen wunderschönen Garten.“ Kaum hatte sie ihren Satz beendet, dachte Carly: Jetzt fange ich schon an, mich vor diesem Schnösel zu rechtfertigen.
    „Was verdient eine Physiotherapeutin heute so? Sechzigtausend im Jahr? Siebzigtausend?“
    „Das geht Sie gar nichts an.“ Er wusste vermutlich auf den Cent genau, was sie verdiente. Offenbar hatte er sich gut vorbereitet. Wie bekam man solche Sachen heraus?
    „Wissen Sie, um wie viel der Kleine hier reicher werden könnte? Um eine und eine Viertelmilliarde Dollar. Vorausgesetzt natürlich, er kommt zu mir.“
    „…milliarde?“, wiederholte Carly tonlos.
    „Selbstverständlich nicht in bar“, stellte Mitch klar. „Das meiste sind Anlagewerte, Immobilien und Aktien. Fest steht: Er bekommt es nur, wenn er bei mir lebt.“
    Carly musste sich setzen.

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