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Wenn es Nacht wird in Miami

Wenn es Nacht wird in Miami

Titel: Wenn es Nacht wird in Miami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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Blüte.
    Trotzdem zitterten Mitch ein wenig die Hände, als er die handgeschriebenen Blätter auseinanderfaltete. Carly und er lasen den Brief gemeinsam.
    Mein lieber Sohn,
wenn Du diese Zeilen liest, bin ich schon lange fort, und Du hast Deine Probe, das Jahr mit Deinem kleinen Bruder, bestanden, wie ich es nicht anders von Dir erwartet habe. Ich konnte auf Dich als meine rechte Hand immer zählen.
Es hat mich traurig gestimmt zu sehen, wie Du Dich zurückgezogen hast, nachdem diese treulose Frau Dich damals verlassen hatte. Ich habe mir im Stillen gleich gedacht: Lass sie laufen – es wartet Besseres auf Dich. Wenn ich richtig spekuliert habe, müsste das Jahr mit Rhett Dir das Herz für ihn geöffnet haben. Kinder haben darin eine besondere Fähigkeit, und jedes ist ein Segen, ein Segen, den man mit jemandem teilen sollte, den man liebt. Wenn Du einmal eigene Kinder hast, wirst Du wissen, was ich damit meine.
Mir ist bewusst, dass ich Dich mit Marlene, Rhetts Mutter, in eine unangenehme Lage gebracht habe, und das tut mir aufrichtig leid. Marlene hat mir versichert, dass sie mich liebt, und ich glaube auch, dass sie es wirklich getan hat. Sie wollte meine Frau werden, aber diese Bitte konnte ich ihr nicht erfüllen. Alle Liebe und alle zärtlichen Gefühle, die ich geben konnte, sind zusammen mit Deiner Mutter gestorben. Ich hätte es nie übers Herz bringen können, eine andere Frau ins Haus zu holen und so das Andenken meiner geliebten Elizabeth zu beflecken.
Schließlich hat das Schicksal mir diese Entscheidung aus der Hand genommen. Marlene ist nicht mehr, und ich kenne nur einen Menschen, dem ich die Hartnäckigkeit und Loyalität zutraue, den neuen Kincaid in die Familie aufzunehmen, und das bist Du.
Nach allem, was ich von Marlenes Schwester Carly gehört habe – von Marlene selbst, aber auch durch Erkundigungen, die ich eingezogen habe –, ist sie eine bemerkenswerte Frau, die für Rhett wie eine Löwin kämpft und ihn liebt wie ihr eigenes Kind. Sollte sich also zwischen Carly und Dir etwas angebahnt haben, übernehme ich dafür gerne die volle Verantwortung. Möglich, dass diese Frau Dir ordentlich einheizt. Aber das überstehst Du schon.
Mitch, mein lieber Sohn, pass mir auf Rhett auf und auf Dich selbst. Ich habe es Dir nie persönlich gesagt, und jetzt ist es zu spät dazu. Aber ich sage es Dir jetzt trotz dem:
Ich liebe Dich, mein Sohn. Du hast mich stolz gemacht.
Dein Vater
Everett Kincaid
    Einen Augenblick schwiegen sie und ließen die Worte auf sich wirken. Dann lachte Carly leise vor sich hin. „Sieh mal an. Er übernimmt die volle Verantwortung dafür, dass wir zusammengekommen sind.“
    Mitch schüttelte den Kopf und legte den Brief beiseite. „Typisch mein Vater. Für Dinge, die zum Erfolg geführt haben, hat er immer gern die Verantwortung übernommen. Aber wehe, es ging etwas schief. Dann durfte ich antanzen, um die Sache wieder auszubügeln. Na ja, in diesem konkreten Fall war das Ausbügeln ja das reine Vergnügen.“
    Carly gab ihm für die letzte Bemerkung einen Klaps auf den Arm. Dann sagte sie nachdenklich: „Er hat tatsächlich geglaubt, dass Marlene ihn liebte.“
    „Hast du Grund, daran zu zweifeln?“
    „Allerdings.“ Carly seufzte. „Ich habe es dir nie erzählt, aber ich habe nach Marlenes Tod ihr Tagebuch gefunden und – ich gebe es zu – auch gelesen. Mir hat Marlene auch erzählt, dass sie Everett liebt. Aber als ich dann las, wie minutiös sie Schritt für Schritt geplant hat, an ihn heranzukommen, sind mir nachträglich doch Zweifel gekommen. Und dann noch die Geschichte mit dem Geld für die Abtreibung …“
    Mitch strich Carly zärtlich eine Strähne ihres schönen blonden Haares aus dem Gesicht. „Ich vermute ja, sie hat das Geld für Rhett beiseitegeschafft, weil sie Angst vor meinem Vater hatte. Bestimmt hat sie gedacht, dass er zu noch drastischeren Maßnahmen fähig wäre, wenn sie sich weigerte, die Schwangerschaft abzubrechen. Und, wie du weißt, habe ich ihm etwas in dieser Richtung ja auch zugetraut.“
    „Eigentlich traurig, dass wir so schlecht über Menschen denken, die uns nahestehen sollten.“
    „… und die wir trotzdem lieben“, fügte Mitch hinzu.
    Er drehte sich zu Carly und strich zärtlich am Rand ihres Bikinioberteils entlang. „Mir gefällt dieser Bikini. Er macht so … neugierig.“
    Carly zuckte zusammen und wich seinem Blick aus.
    „Was ist los?“, fragte Mitch verwundert.
    Sie fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die

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