Wenn es ploetzlich Liebe ist
anschließend in der Mountain Crest Lodge abzusetzen. In der mondänen Ferienvilla in den Bergen hatte Luke für sie beide eine Suite reserviert.
„Soll ich nicht zu dem Treffen kommen?“, fragte Haley erstaunt. Es war sonst durchaus üblich, dass sie ihn als seine Sekretärin auf solchen Treffen begleitete, Notizen für Protokolle machte und den Terminkalender bereithielt.
Luke schüttelte den Kopf. „Nach dem Termin hier habe ich noch eine kleine Rundreise vor, auf der ich ein paar Baustellen besichtigen und mit den Arbeitern sprechen will. Aber ich werde rechtzeitig zum Dinner zurück sein.“
„Soll ich noch einkaufen oder sonst sehen, dass wir etwas zu essen bekommen?“, erkundigte sich Haley. Sie hätte nichts dagegen gehabt. Mit einem kleinen Einkaufsbummel und der Vorbereitung des Dinners könnte sie sich die Zeit vertreiben, bis Luke wieder zurück war.
„Alles schon erledigt. Ich habe bei einem Caterer ein Dinner für zwei bestellt. Außerdem ist eine Hauswirtschafterin da, die sich um alles kümmert.“
Haley dachte daran, dass das etwas war, woran sie sich wohl gewöhnen musste. Bisher hatte sie alle häuslichen Arbeiten selbst verrichtet, seit sie gleich nach dem College-Abschluss ihre erste eigene Wohnung bezogen hatte.
Schließlich waren sie in einem Industrievorort von Gatlinburg angekommen und hielten auf einem großen Parkplatz vor dem Firmengebäude von Laurel Enterprises. Anders als andere Zweckbauten in solchen Gegenden war das Gebäude so konstruiert worden, dass es gut in die Landschaft passte.
„Und was soll ich mit dem Rest des Tages anfangen?“, fragte Haley, bevor Luke ausstieg.
„Genieße den schönen Frühlingstag. Setz dich auf die Terrasse. Die Aussicht auf die Berge dort oben ist fantastisch“, rief er, während der Chauffeur die Tür auf seiner Seite öffnete. „Oder du legst dich gemütlich in die Wanne und nimmst ein heißes Bad.“ Er stieg aus dem Wagen, beugte sich dann aber noch einmal zu ihr. „Auf jeden Fall solltest du zusehen, dass du ausgeruht und entspannt bist, wenn ich heute Abend zurückkomme. Du weißt ja, was wir vorhaben …“ Er gab ihr einen flüchtigen Abschiedskuss. „Heute Abend wird damit begonnen, ein Baby zu machen.“
Auf der ganzen Fahrt zur Mountain Crest Lodge bemühte sich Haley nach Kräften, die Traurigkeit über diesen enttäuschenden Hochzeitstag zu verdrängen, allerdings mit recht geringem Erfolg. Wie alle jungen Frauen hatte sie das eine oder andere Mal von ihrem großen Tag geträumt. Und das, was sie in den vergangenen Stunden erlebt hatte, war ernüchternd und wenig verheißungsvoll gewesen.
Er hatte es nicht einmal fertiggebracht, sich diesen Tag freizunehmen. Auf die Idee, dass zu einer Trauung Ringe gehörten, war Luke auch nicht gekommen. Deutlicher konnte er nicht machen, dass diese Ehe für ihn nur Mittel zum Zweck war. Mit ihren unerwiderten Gefühlen musste Haley nun zurechtkommen. Ihr einziger Trost bestand darin, dass sie das Kind bekommen würde, das sie sich so sehr wünschte. Auch wenn es natürlich noch schöner gewesen wäre, wenn der Vater dieses Kindes sie genauso liebte wie sie ihn.
Haley war unendlich traurig und hätte ihren Tränen gern freien Lauf gelassen, um ihr Herz zu erleichtern. Genauso gern hätte sie dem Fahrer gesagt, er solle sie zurück nach Nashville bringen, damit sie sich in der vertrauten Umgebung ihrer kleinen Wohnung verkriechen konnte. Aber Haley hielt sich tapfer und tat nichts von alldem.
Luke hatte den Fahrer weggeschickt, der Wagen war schon außer Sichtweite. Dennoch stand Luke noch vor der zweigeschossigen Villa und blickte auf die dunklen Fenster. Offensichtlich hatte Haley das Licht für ihn nicht angelassen. Verdenken konnte er es ihr nicht. Es war bereits nach Mitternacht, und er hatte nicht nur seinen Hochzeitstag, sondern zum größten Teil auch die Hochzeitsnacht verpasst. Luke war zwar erst seit wenigen Stunden verheiratet, verdiente seiner Ansicht nach aber jetzt schon den Titel des größten Ehetrottels der Geschichte. Selbst einem eingefleischten Einzelgänger wie ihm hätte einleuchten müssen, dass das, was er Haley an diesem Tag geboten hatte, keiner Frau zuzumuten war.
Dabei hätte er es besser wissen müssen. Schon als Haley durch den Mittelgang der Kapelle auf ihn zugeschritten war, hatte Luke sich von ihrer Schönheit geblendet gefühlt und sich ein weiteres Mal gefragt, wie es möglich sein konnte, dass er fünf Jahre lang nicht gemerkt hatte, mit welch
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