Wenn es ploetzlich Liebe ist
Mund vorzudringen. Haley überlegte nicht lange, ob sie es ihm gestatten sollte. Während sie einander küssten, schlang sie die Arme um ihn. Sie wollte ihm so nahe wie möglich sein. Gleichzeitig war sie froh, sich an ihm festhalten zu können, denn sie hatte das Gefühl, dass ihr die Knie jeden Augenblick nachgeben könnten.
Viel zu schnell löste er den Mund von ihren Lippen. Luke küsste sie noch ein paar Mal sachte auf die Augenlider und hinters Ohr. Dann flüsterte er: „Ich hole dich morgen früh ab. Sieben Uhr.“
„Oh, das … das ist ganz schön früh“, stammelte sie verwirrt, während sie seinen warmen Atem noch auf ihrem Hals spürte.
„Ich möchte mit der Trauungszeremonie fertig sein, bevor ich mich mit den Laurel-Leuten treffe“, erklärte er sachlich, ließ sie los und trat einen Schritt zurück.
Seine Worte waren für sie wie eine kalte Dusche. Haley versuchte sich zu fassen. Natürlich. Natürlich war diese Hochzeit für ihn nichts weiter als ein lästiges Detail, das nun einmal zu ihrer Vereinbarung gehörte und das er so rasch wie möglich hinter sich bringen wollte, bevor er wieder zum Tagesgeschäft überging.
„Keine Sorge. Ich werde pünktlich zur Stelle sein“, sagte sie mit halbwegs fester Stimme und nahm ihm die Schlüssel aus der Hand.
Ehe er noch ein weiteres Wort sagen konnte, hatte Haley ihn hinausgeschoben und ihm die Tür vor der Nase zugemacht.
Energischen Schritts ging sie in ihr Wohnzimmer. Am liebsten hätte sie laut geschrien. Aber was hatte sie erwartet? Dass er bei dem Gedanken an ihre bevorstehende Hochzeit dasselbe empfand wie sie? Lächerlich. Für ihn existierte sie weiterhin nur als seine Sekretärin. Alles andere war lästiges Beiwerk. Trotzdem hätte er sich die Mühe machen können, wenigstens so zu tun, als wäre die Hochzeit etwas Besonderes für ihn.
Resigniert zuckte sie die Schultern und schlenderte ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Dabei fiel ihr ein, was die Haushälterin ihres Vaters früher immer gesagt hatte: Pass auf, was du dir wünschst – es könnte in Erfüllung gehen. Bis jetzt hatte Haley den Sinn der Worte nie richtig begriffen, aber jetzt wurde es ihr allmählich klar. Sie würde Lukes Frau werden, wahrscheinlich sogar nächstes Jahr schon die Mutter seines Kindes sein. Und trotzdem hatte sie das Gefühl, sich auf eine gefährliche Reise zu begeben, von der sie nicht mehr als die Frau zurückkehren würde, die sie einmal gewesen war.
4. KAPITEL
Am folgenden Morgen ging alles sehr rasch. Auf dem Flughafen in Knoxville wurden sie von einer Limousine abgeholt. Schon eine Stunde später waren sie an der kleinen Kapelle in Pigeon Forge angekommen, einem schlichten Bau im Blockhausstil.
Haley schritt durch den Mittelgang und ging Luke entgegen, der vorn am Altar neben dem Geistlichen auf sie wartete. Es sind nur noch Minuten, ging es Haley immer wieder durch den Kopf, dann sind wir Mann und Frau. Sie konnte es selbst kaum glauben.
Als sie endlich vor Luke stand, lächelte der rundliche Geistliche großväterlich milde und sagte: „Dreht euch nun zueinander und reicht euch die Hände.“
Haley war so aufgeregt, dass sie beinah das Atmen vergaß, als sie Lukes festen Händedruck spürte und sein Lächeln sah. Unwillkürlich musste sie daran denken, dass sie diese kräftigen Hände noch an diesem Abend auf der nackten Haut spüren würde, und verspürte ein eigenartiges Kribbeln.
„Bist du bereit für diesen Schritt?“, fragte Luke sie.
Haley musste sich aus den Gedanken reißen und war froh, dass er nichts davon ahnte. „Ja, das bin ich“, antwortete sie.
„Sehr schön. Das Meeting bei Laurel Enterprises beginnt in …“ Er schaute auf seine Armbanduhr. „In fünfundvierzig Minuten. Wir müssen uns also ein bisschen beeilen.“
„Ja, selbstverständlich“, erwiderte sie leise. „Du kannst die Herrschaften ja nicht warten lassen, nur weil du heiratest“, fügte sie in leicht sarkastischem Ton hinzu.
Luke stutzte kurz. „Du weißt doch, dass das Treffen heute stattfindet.“
Konnte er sich wirklich nicht vorstellen, was für ein Albtraum es für eine Braut war, wenn der Bräutigam unmittelbar nach der Trauung aus der Kirche zu einem Geschäftstermin eilte?
Der Geistliche räusperte sich und unterbrach die Unterhaltung. „Wenn Sie sich einig geworden sind, könnten wir jetzt vielleicht anfangen“, meinte er etwas irritiert. „Es sei denn, Sie haben es sich anders überlegt.“
„Nein, nein“, entgegnete Luke
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