Wenn es ploetzlich Liebe ist
das könnte dir zu viel werden. Deshalb sollten wir es etwas langsamer angehen lassen. Heute Abend können wir gern weitermachen.“
Haley merkte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. „Vielleicht hast du recht. Daran habe ich gar nicht gedacht. Wirklich rücksichtsvoll von dir.“
„Wie gesagt, heute Abend.“ Er gab ihr einen flüchtigen Kuss und öffnete die Tür. Im Gehen rief er Haley noch zu: „Mach dich schon mal fertig! Wir sollten aufbrechen, sobald der Wagen von der Autovermietung da ist.“
Nachdenklich schlenderte Haley in das andere Schlafzimmer. Ohne Zweifel fand Luke sie attraktiv. Erstaunlich genug! Das war aber kein Grund, sich Illusionen zu machen. Er begehrte sie vielleicht, aber er empfand bestimmt sonst nicht annähernd so viel für sie wie sie für ihn. Immerhin konnte solch ein Begehren eventuell ein Anfang sein …
Luke lenkte den Mietwagen auf einen Parkplatz. Sie waren am Chimney Rock in North Carolina angekommen. Schon vom Beifahrersitz aus hatte Haley die herrlich grüne Hügellandschaft bewundert, aus deren Mitte sich ein gewaltiger Felsen erhob.
„Jetzt verstehe ich, warum hier die Außenaufnahmen für so viele Filme gedreht wurden“, sagte sie. „Das ist ja eine wundervolle Gegend zum Wandern.“
Luke lächelte. „Wieder so ein Detail von dir, das mir neu ist. Du wanderst?“
„Heute nicht mehr.“ Sie stieg aus und bewunderte das Panorama. „Aber als ich jünger war, habe ich es häufiger getan.“
„Lass mich raten“, sagte er, während er den Wagen abschloss. „Einer deiner Freunde vom College war so ein richtig kerniger Naturbursche.“
Haley lachte. „Völlig daneben. Auf dem College waren lauter Jungen, die Angst gehabt hätten, sich die Schuhe schmutzig zu machen. Die waren alle nur in geschlossenen und klimatisierten Räumen überlebensfähig. Nein, meine Wanderleidenschaft hat viel früher angefangen. Als kleines Mädchen war ich in einer Art Pfadfindergruppe, und später auf der Highschool habe ich mich einem Wanderverein angeschlossen.“
„Interessant“, meinte Luke.
„Und was ist mit dir? Hast du auch irgendwelche Freiluftaktivitäten aufzuweisen? Mit deinen Baustelleninspektionen brauchst du mir nicht zu kommen, die zählen nicht.“
„Schade.“ Jetzt lachte er auch. „Aber wieso eigentlich nicht? Die finden doch auch unter freiem Himmel statt. Außerdem kenne ich kaum etwas Erhebenderes, als eines unserer Bauvorhaben wachsen zu sehen.“
Haley blieb unerbittlich. „Nein. Das gehört zum Job. Außerdem ist es nichts Neues für mich. Wir waren bei Dingen, die wir noch nicht voneinander wissen.“
„Stimmt. Betätige ich mich sonst noch auf freier Wildbahn? Lass mich überlegen. Mir fällt höchstens ein, dass mein Zwillingsbruder Jake und ich früher öfter in die Berge zum Zelten gefahren sind. Aber in den letzten Jahren waren wir beide beruflich so eingespannt, dass wir keine Zeit mehr dafür hatten.“
„Hat euch das Spaß gemacht?“, fragte Haley. Sie stellte sich vor, dass es schön war, eine Familie und Geschwister zu haben, mit denen man gemeinsam etwas unternehmen konnte.
Luke nickte. „Doch, das war schön. Manchmal haben wir uns eine ganze Woche lang ausgeklinkt, Fische gefangen und uns gegenseitig erzählt, wie wir Karriere machen wollen.“
„Für so etwas sollte man immer Zeit haben“, fand Haley. „Wie sagt man noch? Carpe diem .“
Nach einer Weile fragte er: „Und wie war es in deiner Familie? Hast du viel mit deinen Geschwistern unternommen?“
Haley blickte an ihm vorbei. Sie wollte nicht gern daran erinnert werden. Es war ziemlich einsam um sie gewesen, als sie noch im Haus ihres Vaters gelebt hatte. „Ich bin ein Einzelkind.“
„Wirklich? Das wusste ich auch nicht.“ Er legte ihr den Arm um die Schulter, drückte Haley sanft an sich, und so gingen sie zu der Brüstung, die den Parkplatz begrenzte, um den Ausblick zu genießen.
Bevor Luke weitersprechen konnte, hatte Haley etwas entdeckt. Sie zeigte ins Tal, wo eine Schwarzbärin gerade eine Lichtung überquerte. Zwei Jungtiere tapsten hinter der Bärin her.
„Schau mal!“, rief Haley begeistert. „Sind die nicht süß?“
Luke zog die Augenbrauen hoch. „Wenn die ein paar Wochen älter sind, möchte ich ihnen lieber nicht begegnen. Und der Mutter sowieso nicht.“
„Ich liebe alle Tierbabys“, sagte sie schwärmerisch und beobachtete entzückt, wie die drolligen Bärenkinder anfingen, sich zu balgen.
„Alle? Auch welche, die kein
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