Wenn Frauen kochen
Gus wollte nicht warten, bis die Entscheidung gefallen war. Wenn die Feier erst am Ende des Sommers stattfand und sich bis dahin herausgestellt hatte, dass die Show abgesetzt wird, konnte sie sich die vielen langen Gesichter vorstellen. Sie wollte den 4. Juli als Gelegenheit nutzen, um allen für ihre harte Arbeit und ihr Engagement zu danken, solange die Stimmung positiv war und bei allen noch Hoffnung bestand, dass es weiterging.
Das Motto lag auf der Hand: Esst, trinkt und habt Spaß. Das Menü? Krabbenküchlein, Ciabattabrötchen, Bollos Preñados - Hot Dogs mit Chorizo - als Homage an Spanien, kleine Spieße mit Würfeln aus Tomaten und Wassermelone und ein geeister Salat aus grüner Papaya. Mit Oliver in der Küche zusammenzuarbeiten war jetzt ganz anders als früher. Aber obwohl sie beide herumalberten und flüchtige Zärtlichkeiten oder auch mal einen intensiven Kuss austauschten, achteten sie darauf, in der Öffentlichkeit diskret zu sein und sich ganz professionell zu geben.
Die Familien waren eingeladen, einschließlich der von Priya Patel, und Gus freute sich schon auf die vielen Kinder, die durch den Garten tollen würden. Sie hatte ein paar ferngesteuerte
Boote besorgt, mit denen auf dem kleinen Teich Rennen veranstaltet werden konnten, und eine Kiste mit Straßenkreide zum Malen auf der Steinterrasse. Außerdem hatte sie Picknicktische ausgeliehen und überall auf der Wiese aufgestellt, sodass die Gäste viel Platz hatten, um es sich bequem zu machen.
Es ging ein bisschen schlichter zu als auf ihren früheren Festen, aber das schien ihr angesichts der ungewissen Situation angemessen. Vor allem sollte der Empfang herzlich sein. Das war die wichtigste Zutat beim Feiern.
Das Haus war bereits voller Leute, als die ersten Gäste eintrafen. Sabrina und Aimee blieben übers Wochenende, und Hannah unterstützte Gus wie gewöhnlich dabei, den Tag mit einer Tasse dampfenden Kaffees und einem Gespräch zu beginnen. Der Unterschied bestand jedoch darin, dass Hannah ausnahmsweise keine ausgeleierten Joggingsachen trug, sondern einen auberginefarbenen Rock und ein schlichtes weißes Top. Sabrina hatte ihr beim Aussuchen geholfen. Hannahs Füße, die zum ersten Mal seit Jahren nicht in Sneakern steckten, wirkten sehr blass in den silberfarbenen Riemchensandaletten. Die Zehennägel waren korallenrot lackiert. Ihr rotes Haar war nicht zu einem Pferdeschwanz gebändigt, sondern glänzte (dank Sabrinas Behandlung mit Conditioner) in einem schmeichelhaften neuen Schnitt.
»Wenn so viele Stimmen das Haus durchdringen, erwacht es zum Leben«, dachte sich Gus. Sie liebte es, wenn die Zimmer bewohnt waren. Porter und seine Frau Elli klingelten um Punkt vier Uhr nachmittags an der Haustür. Sie hatten ihr jüngstes Enkelkind dabei. Kurz darauf erschien Gary Rose - Gus hatte sogar ihren Coach aus dem Camp eingeladen -, dann der Kameramann, der Beleuchter, der Toningenieur, der Aufnahmeleiter,
alle in Begleitung ihrer Familien. Sogar Alan Holt kam überraschend vorbei und überreichte Gus an der Tür eine Flasche Champagner.
»Porter hat mir gestern erzählt, dass Sabrina heiraten wird«, sagte er und küsste Gus auf die Wange. »Herzlichen Glückwunsch!«
Er reichte ihr die Flasche, einen Vintage Henri Giraud, Fût de Chêne, und schob Gus ins Esszimmer
»Da wir gerade einen Moment allein sind«, begann er, »wollte ich kurz mit dir reden. Ich habe da eine grandiose Idee, die ich gern mit dir realisieren möchte …«
Doch da klingelte es wieder an der Haustür. Weitere Gäste kamen an, einschließlich Mitarbeitern der PR-Abteilung sowie dem Webseiten-Redakteur. Dann stand Priya in der Tür, in einem pinkfarbenen Sari und mit einem Bindi, dem traditionellen Punkt auf der Stirn. Stolz stellte sie Gus ihre Kinder vor: Bina, Chitt und Kiran.
»Sie sehen umwerfend aus, Priya«, sagte Gus und vergaß für einen Moment ihren Ärger über Alan. »Der Sari ist toll. Aber Sie strahlen auch so.«
»Ich muss mich bei Hannah bedanken«, antwortete Priya und schob Kiran ins Haus, der Gus ein Tablett mit Badam-Pista-Gebäck und Jalebi überreichte. »Sie hat mir eine E-Mail geschickt, die mein Leben verändert hat.«
»Und darüber bin auch ich sehr glücklich«, sagte ihr Mann Raj, trat ein und schüttelte Gus die Hand. »Wenn Priya nicht in Ihre Sendung gekommen wäre, hätte sie Hannah nicht getroffen. Sie weiß es gar nicht, aber für unsere ganze Familie ist sie jetzt so etwas wie eine Freundin.«
»Das sollten Sie ihr
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