Wenn Frauen kochen
kannst nicht herumlaufen und dich ins Leben anderer Leute einmischen«, beharrte Gus, die Hannahs Gesichtsausdruck sehr wohl gesehen hatte. »Ich möchte keine weiteren Diagnosen aus Richtung des Erdnussbutter-Glases, besten Dank.«
»Also gut, Mrs ›Ich habe mich noch nie irgendwo eingemischt‹«, sagte Hannah. »Sie hat ein Problem mit der Schilddrüse, und sie weiß es nicht.«
»Ich hoffe, du hast nicht vor, Priya auf der Party zum 4. Juli damit zu belästigen.«
»Natürlich nicht«, versicherte Hannah, als hätte Gus einen Witz gemacht. »Ich habe Porter nach ihrer E-Mail Adresse gefragt.«
In dem Moment war Joe mit dem Wagen vorgefahren. Gus überließ Hannah ihrem Toast, während sie mit dem Koffer voller Bankunterlagen loszog. Als sie den Roosevelt Drive entlangfuhren, fühlte sie sich zunehmend unwohl. Sie passierten die UN, das NYU Medical Center, überquerten die Williamsbridge und mischten sich unter die vielen anderen Fahrzeuge, die alle nach Manhattan wollten. Unterwegs zur Arbeit - oder zu einem Termin mit dem FBI.
Als Joe den Wagen am Federal Plaza anhielt, stand Aimee bereits wartend auf dem Bürgersteig. Sie hatte sich heute freigenommen, um ihre Mutter begleiten zu können. Gus hatte ihr gesagt, wie dankbar sie ihr dafür war.
Vor dem Gebäude warteten viele Leute in einer langen Schlange.
»Oh nein«, sagte Gus. »Wir werden niemals pünktlich zu unserem Termin kommen.«
»Das ist die Immigrationsschlange, Mom«, sagte Aimee und schnappte sich Gus’ Koffer. »Wir gehen da drüben rein.«
»Nachdem sie kurz vor dem Sicherheitsschalter angestanden hatten - es ging zu wie bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen -, fuhren sie mit dem Aufzug nach oben.
»Hallo«, begrüßte sie der braunhaarige Mann, der sie im Wartezimmer abholte. Er war schlank, etwa eins achtzig groß, trug eine randlose Brille und einen dunkelblauen Anzug. Seine Miene wirkte ernst, aber er war jünger, als Gus erwartet hatte, nachdem sie am Telefon seine tiefe Stimme gehört hatte.
»Ich bin Jeremy Brewer«, stellte er sich vor und schüttelte ihr fest die Hand. »Wir haben bereits miteinander telefoniert, Mrs Simpson.«
Gus nickte.
»Kein Grund, nervös zu sein«, sagte Agent Brewer und reichte beiden seine Karte. »Ich bin für den Bereich Wirtschaftskriminalität zuständig. Meine bevorzugte Waffe ist der Taschenrechner.«
Aimee lachte. Gus nicht.
Sie gingen in ein kleines Büro. Dort verbrachten sie etliche Stunden mit Kaffeetrinken und dem Durchgehen der getürkten Depotauszüge, die sie erhalten hatte. Agent Brewer schrieb die ganze Zeit mit. Aimee, die mit den Unterlagen vertraut war, ergänzte hin und wieder eine Information.
»Lassen Sie uns eine Pause einlegen.« Agent Brewer stand auf. »Sie wollen sicher etwas essen.«
»Ich habe sowieso nicht geglaubt, dass ich viel dazu sagen kann«, sagte Gus entschuldigend.
»Aber Sie hatten zehn Jahre lang Kontakt zu diesem Mann, geschäftlich und gesellschaftlich«, sagte er und ging zur Tür, um sie den beiden Frauen aufzuhalten. »Menschen nehmen oft wesentlich mehr wahr, als ihnen bewusst ist.«
»Klopf, klopf«, hörten sie die Stimme einer großen Frau in dunklem Kostüm. »Ich habe gesehen, dass Sie in die Pause gehen wollen und dachte, ich nutze meine Chance, um der Gus Simpson Hallo zu sagen.« Sie holte ein Kochbuch samt Stift hinter dem Rücken hervor. »Und ich hatte gehofft …«
»Natürlich«, sagte Gus, nahm beides und ging zurück ins Büro, um sich zu setzen. »Wem soll ich es widmen?«
»Damit wird sie ein paar Minuten beschäftigt sein«, sagte Aimee. »Wahrscheinlich fühlt sie sich dann etwas besser.«
»Großartig«, sagte Agent Brewer. »Obwohl ich gestehen muss, mir noch nie eine von diesen Kochsendungen angeschaut zu haben.«
»Nicht einmal die mit meiner Mom?«
»Ich hoffe, das kränkt Sie nicht.«
»Ganz und gar nicht.« Sie strahlte übers ganze Gesicht.
»Erzählen Sie mir von Ihrer Arbeit bei der UN«, sagte Agent Brewer. »Das klingt ziemlich interessant.« Er langte in seine Tasche und reichte ihre eine Visitenkarte.
»Sie haben mir bereits eine gegeben«, sagte Aimee.
»Habe ich das?«, fragte er mit gespielter Überraschung.
»Ich möchte sichergehen, dass Sie meine Nummer haben.«
»Möchten Sie das?«
»Ja, Ma’am.«
26. Kapitel
Seit sie beim CookingChannel arbeitete, hatte Gus jedes Jahr das gesamte Fernsehteam zu einer riesigen Gartenparty eingeladen. Jetzt stand die Zukunft der Show in den Sternen.
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