Wenn Frauen kochen
Sabrina um ein paar Tipps gebeten und den Rat bekommen, etwas Bequemes anzuziehen und die Farbe Grün zu vermeiden.
»Das ist das, was mir spontan dazu einfällt«, hatte Sabrina gesagt. »Ich habe noch nie von einer Kleiderordnung beim Treffen mit FBI-Beamten gehört.«
Der Anruf war vor ein paar Tagen gekommen: Das FBI fahndete auf Hochtouren nach David Fazio und bat Gus, eine Aussage zu machen.
»Aber ich weiß doch gar nichts«, erklärte sie dem Agenten am Telefon zum x-ten Mal. Trotzdem bestand er darauf, dass sie einen Termin vereinbarten und Gus sämtliche Unterlagen mitbrachte. Oliver hatte sie ermutigt hinzugehen, und Aimee hatte angeboten, sich in der Stadt mit ihr am Federal Plaza zu treffen.
»Dadurch wird alles nur noch schlimmer«, sagte Gus zu den beiden. »Erst ist mein Geld weg, und jetzt führt mir die Regierung noch vor Augen, wie ich so blöd sein konnte.«
»Oder sie erwischen ihn und können einen Teil deines Geldes zurückholen«, betonte Aimee. »So oder so - du musst deine Interessen vertreten, auch wenn es wehtut.«
Sie schloss die Tür des Herrenhauses ab, während Joe, derselbe Fahrer, der sie auch zur Today-Show abgeholt hatte, sich ihren Rollkoffer schnappte und ihn in den Kofferraum hievte.
»Ganz schön schwer«, sagte er. »Was haben Sie da drin? Goldbarren?«
»So etwas in der Art«, antwortete sie. »Jede Menge Papiere.«
Joe hielt ihr die Fondtür auf. Gus stieg ein und griff nach dem Sicherheitsgurt.
»Ah«, rief er. »Sie haben dazugelernt.«
Dass Gus nervös war, stand außer Frage. Sie hatte heute Morgen nicht einmal Frühstück für Hannah zubereitet.
»Nichts zu futtern?«, hatte Hannah enttäuscht gefragt und vergeblich den Blick über die leere Arbeitsplatte schweifen lassen, als sie um halb acht herüberkam. »Man hört immer dann auf, streunende Katzen zu füttern, wenn man nicht mehr will, dass sie wiederkommen.«
»So ist es nicht«, versicherte Gus mit leicht schlechtem Gewissen. In letzter Zeit hatte sie viel Zeit mit Oliver verbracht und Hannah längst nicht mehr so regelmäßig wie sonst Abendessen gebracht. »Ich bin momentan mit den Gedanken woanders.«
»Du siehst hübsch aus«, sagte Hannah. »Entspannter als sonst.«
»Danke. Und dein Trainingsanzug sieht großartig aus wie immer.«
»Was das angeht«, begann Hannah, »ist es wohl an der Zeit,
dass ich in eine neue Garderobe investiere. Nichts Weltbewegendes, aber vielleicht etwas, das nicht in erster Linie als Sportkleidung durchgeht.«
»Was ist mit deinem grauen Mantelkleid?«, fragte Gus geistesabwesend und kramte in ihrem Portemonnaie. »Das hast du doch sonst immer genommen?«
»Hättest du Zeit, mit mir einkaufen zu gehen?«, fragte Hannah. »Ich weiß, dass du momentan viel um die Ohren hast, aber du würdest mir einen Riesengefallen damit tun.« Sie wartete, aber Gus antwortete nicht.
»Ich werde fahren«, bot Hannah an.
Gus schaute hoch. »Bloß nicht«, zog sie Hannah auf. Und dann kam ihr ein Gedanke: Wie wäre es mit Sabrina? Sie könnte Hannah wahrscheinlich wesentlich bessere Kleidungstipps geben.
Sie schob zwei Scheiben Brot in den Toaster.
»Endlich was zu essen«, rief Hannah.
»Das hättest du schon längst selbst tun können. So hilflos bist du auch wieder nicht.«
Hannah holte ein Glas Erdnussbutter heraus. »Ich liebe Erdnussbutter auf Toast«, sagte sie und biss in einen Schokoriegel, um die Wartezeit zu überbrücken. »Lecker!«
»Sieh mal einer an! Du hast Proviant dabei.«
»Ich habe ein bisschen über Priya nachgedacht.«
»Gütiger Gott, ich habe mir wegen der Einladung vielleicht was von Carmen anhören können. Die Besprechungen beim CookingChannel werden neuerdings kreischend geführt.«
»Nein, nicht darüber, dass sie zu der Gartenparty kommt«, sagte Hannah. »Ich meine ihre Gesundheit. Ich glaube, ich habe es herausgefunden.«
»Hannah«, erwiderte Gus und konnte ihren Ärger kaum
verbergen. »Du stellst ständig Diagnosen, sogar bei Leuten im Fernsehen. Du bist keine Ärztin.«
»Dieses Mal liege ich richtig«, erklärte Hannah zuversichtlich. Irgendetwas an Priya hatte sie noch lange beschäftigt, ohne dass sie anfangs sagen konnte, was es war. »Es waren ihre Augenbrauen«, erklärte sie jetzt.
»Priya Patel ist lediglich eine Mutter in den Vierzigern, die ein bisschen zu viel zu tun hat. So ist es nun mal, wenn man eine Familie hat.«
»Autsch.« Hannah zog eine Grimasse. »Aber das ist nicht ihr Problem, das sage ich dir.«
»Du
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