Wenn Frauen kochen
gesagt, dass sie derart wütend war? Dabei lief in der Sendung gerade alles so gut.
»Setz dich«, sagte Gus, als sie und Carmen die Bibliothek betraten. Sie selbst blieb stehen.
»Du bist nicht mit Alan zusammen?«
»Nein.« Carmen starrte aus dem Fenster und vermied es, Gus in die Augen zu sehen.
Gus holte tief Luft, wartete einen Augenblick und atmete dann langsam aus.
»Carmen«, sagte Gus mit ruhiger, klarer Stimme. »Du sollst wissen, dass es mich überrascht hat, besonders an dem Wochenende im Camp, was für eine talentierte Köchin du bist. Du liebst das Essen auf eine Weise, wie nur wenige Menschen es tun. Das ist etwas, was uns beide verbindet.«
Carmen saß regungslos in ihrem Sessel. Sie war über Gus’ Worte erschrocken.
»Ich glaube, dass du eine große Zukunft vor dir hast. Und ich freue mich ehrlich auf den Tag, an dem du das erreicht hast, was du dir wünschst - eine eigene Show, den Ruhm, das Restaurant, deine Kollektion von Käsemessern.«
»Du lügst«, erwiderte Carmen. »Du wolltest nie, dass ich Erfolg habe. Du hättest deinen Gesichtsausdruck an dem Tag sehen sollen, als ich zum ersten Mal deine Küche betreten habe. Du wolltest schreien, aber dafür bist du zu sehr Profi.«
»Du hast Recht«, gestand Gus. »Aber momentan ist alles, was wir haben, diese Staffel. Uns bleiben nur noch wenige Chancen, um zu lernen, zusammenzuarbeiten. Und es geht nicht darum, dass einer von uns auf Kosten des anderen erfolgreich ist.«
Carmen stand auf. Sie ging im Zimmer auf und ab, wobei sie alle paar Sekunden zu Gus hinüberschaute. Sie war immer eine Einzelgängerin gewesen, hatte allein und nur für sich gekämpft, angefangen von den Schönheitswettbewerben bis zu der Kochshow im Internet. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass es auch anders gehen könnte. Bis jetzt.
»Es tut mir leid, Gus.« Sie sah ihrer Mitstreiterin offen ins Gesicht. »Kannst du mir verzeihen?«
»So übel bist du gar nicht, Carmen«, sagte Gus und berührte sie leicht am Arm. »Sonst würdest du jetzt nicht so schuldbewusst aussehen.«
Die beiden gingen zurück in die Küche, wo der Rest der Mannschaft nach Informationen lechzte.
»Ich möchte etwas sagen«, meldete sich Carmen zu Wort, sobald sie den Raum betreten hatte. »Ihr sollt alle wissen, dass ich nicht mit Alan zusammen bin und es auch nie war. Ich habe nur so getan, damit ihr Respekt vor mir habt.«
Troy ließ die Birne fallen, die er gerade schälte. »Aber du warst so … schwierig«, sagte er. »Regelrecht gemein.«
»Meine Mutter war sechs Monate lang total gestresst«, rief Aimee.
»Du hast gelogen.« Sabrina wirkte richtiggehend entsetzt.
»Du hast Chuzpe, das muss man dir lassen«, ließ Hannah verlauten.
»Oh, Carmen«, seufzte Oliver.
»Und ich wollte euch nur sagen, dass Gus und ich darüber gesprochen haben, und dass sie kein Miststück ist.«
»Wie bitte?«
»Nein, wartet, das war jetzt missverständlich. Gus, ich bin davon ausgegangen, dass du vorhattest, mich auszubooten, deshalb wollte ich dich mit allen Mitteln bekämpfen. Aber du warst mir gegenüber immer anständig, und deshalb entschuldige ich mich.«
»Hey, das ist riesig«, sagte Hannah. »Jetzt brauche ich dringend ein Milky Way.«
Oliver kam herüber und drückte Carmen ganz fest. Dann wandte er sich Gus zu und küsste sie auf den Mund.
Die Kameraleute fingen an zu klatschen.
»Lippenstift! Lippenstift!«, rief Porter.
»Als gut, Leute«, sagte Gus und schob Oliver sanft von sich weg. »Wir gehen auf Sendung in … wann genau, Porter?«
»Drei Minuten!«
»In drei Minuten«, wiederholte Gus. Sie winkte alle näher zu sich heran: Troy, Aimee, Sabrina, Hannah, Oliver - und Carmen, die erst zögerte.
»Heute Abend werden wir mit Liebe kochen«, sagte Gus ganz ruhig. »Jetzt ist alles raus und wir blicken nur noch nach vorn. Bei dieser Sendung geht es ums Essen und um die Familie. Wir mögen zwar ein ziemlich schräger Haufen sein, aber lasst uns diese Sendung zu einem Knaller machen!«
Und als das rote Kameralicht anging, war Gus genauso freundlich und warmherzig wie eh und je.
»Vielen Dank, dass Sie heute Abend wieder eingeschaltet haben«, begrüßte sie die Zuschauer. »Ich bin Gus Simpson und heiße Sie willkommen bei Esst, trinkt und genießt .« Sie nahm ein Brötchen, das noch warm war vom Backen. »Sehen Sie das hier? Solche Brötchen hat meine Großmutter früher gebacken. Und wenn ich in eines dieser Brötchen hineinbeiße, dann fühle ich mich wieder wie
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