Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
anderen kleinen Wodka zu tun hatte, den er an diesem Abend bereits zu sich genommen hatte.
»Wir waren auf Party«, sagte Sergej leutselig. Seit dem letzten Mal hatten sich seine Deutschkenntnisse entschieden verbessert. »Du gutt, Eddie?«
»Ja, mir geht’s gut. Und dir? Bist du auch gut drauf?«
»Supper«, sagte Sergej. »Du gutt Musik wie in Mail?«
»Ja. Es ist fertig. Ich schicke dir demnächst eine CD.« Eddie wandte sich zu Samantha um. »Sergej und ich mailen uns ab und zu«, erklärte er.
»Wegen Fußball und Musik«, sagte Sergej, und Dmitri nickte nachdrücklich. »Wir machen gute Geschäfte heute Abend. Alles. Lattenroste. Musik. Aber vorher essen wir.«
Diesmal überließ Eddie es Samantha, für sie beide das Essen auszuwählen, aber dafür riss Dmitri unaufgefordert die gesamte Getränkebestellung an sich.
Giovanni nahm die Bestellung auf und lächelte Samantha Beifall heischend an, als er die randvollen Rotweingläser servierte. Es verstand sich von selbst, dass Samantha mit allen anstoßen musste. Seit jener denkwürdigen Nacht im Sommer hatte sie keinen Tropfen Alkohol getrunken, und sie spürte sofort, wie ihr der Wein zu Kopf stieg. Wenn es ihr möglich gewesen wäre, hätte sie versucht, diesen Teil irgendwie zu umgehen, doch Dmitri und Sergej hätten das fraglos als schweren Verstoß gegen jede nur denkbare russische Etikette aufgefasst. Womöglich sogar als tödliche Beleidigung. Dmitri merkte sofort, dass Samantha nur nippte, und in der Folge stieß er so oft mit ihr an, dass sie wohl oder übel das Glas bis zur Neige leeren musste.
Mit dem Hauptgang kamen das nächste Glas und weitere Trinksprüche.
»Ah!«, rief Dmitri begeistert aus, während er eine Gabel voll von seinem Ossobuco aufspießte. »Die Italiener kochen wunderbar! Alles perfekt!«
Als das Gespräch dann endlich auf die Lattenroste kam, war Samantha bereits so angeheitert, dass sie Mühe hatte, sich zu konzentrieren. Von den Dingen, die sie heute Nachmittag allesamt auswendig hätte herbeten können, fielen ihr nur noch Bruchstücke ein. Erst nach einer Weile merkte sie, dass Eddie den größten Teil der Unterhaltung allein bestritt.
»Die automatische Schulterabsenkung wäre eher was für die gehobene Kundschaft«, sagte er. »Natürlich auch härteregulierbar, seitlich kippbar und stufenlos verstellbar. Das wäre im Idealfall eine Konstruktion mit Gasfederdruck oder Hydraulik.«
»Was ist mit Elektromotor?«, fragte Dmitri.
»Ausgefallen, aber machbar. Natürlich noch teurer. FürLeute mit Geld und Rückenproblemen. Wichtig ist nur, dass das ganze System aufeinander abgestimmt ist.«
»Die Matratzen«, sagte Dmitri.
»Genau«, bestätigte Eddie. »Für solche Spezialrahmen eignet sich Federkern eher weniger. Latexmaterialien sind eigentlich in dem Fall die beste Lösung.«
Samantha war der Unterhaltung sprachlos gefolgt. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Eddie da einige Dinge von sich gab, die überhaupt nicht in den Unterlagen gestanden hatten.
Nach dem Ossobuco servierte Giovanni eine Runde Grappa auf Kosten des Hauses. Danach noch eine auf Dmitris Rechnung. Und anschließend eine Zabaione, die auf der Zunge zerging – und die Samantha zusammen mit dem dazu gereichten Amarettolikör den Rest gab. Das weitere Gespräch plätscherte irgendwie an ihr vorbei. Es ging um Lattenroste und Holz und Maschinen und Musik-CDs, und als Dmitri und Sergej nach einem weiteren Likörchen aufstanden und ihr mit wohlwollender Freundlichkeit zum Abschied die Hand schüttelten, konnte sie nur verwirrt blinzeln.
»Waren wir schon fertig?«, flüsterte sie Eddie zu. Die Eingangstür fiel hinter den beiden zu, also mussten sie wohl fertig sein. »Haben wir denn alles besprochen? Ich m-meine, hat es geklappt?«
»Ist alles gut gegangen«, beruhigte Eddie sie. »Den Rest wickeln sie über ihre Anwälte ab, aber es läuft in etwa so, wie du es dir vorgestellt hast.« Er legte seine Hand in ihren Nacken, und Samantha erschauerte. »Kann es sein, dass du beschwipst bist?«, fragte er.
»Wie kommst d-du auf diese Idee?«, verwahrte sie sich würdevoll. »Woher wusstest d-du all diese Sachen über Betten?«
»Das erzähle ich dir morgen. Komm, lass uns gehen.«
Er winkte Giovanni und ließ sich die Rechnung bringen. Während Samantha noch murmelnd und mehr oder weniger ziellos in ihrer Handtasche nach ihrem Portemonnaie wühlte, hatte Eddie bereits gezahlt, einschließlich eines großzügigen Trinkgelds.
Auf dem
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