Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
liebevoll, fürsorglich, zärtlich, leidenschaftlich und großzügig! Und sein Gesicht ist wie ein offenes Buch, wenn er Musik hört!
Doch stattdessen sagte sie betont gleichmütig: »Begreif es endlich. Ich hatte meinen Spaß mit ihm, und mehr war nicht.«
»Ach, Sammy, wem willst du eigentlich was vormachen? Mir oder dir? Glaubst du, ich hätte nicht gemerkt, wie du mir die Augen auskratzen wolltest?«
Samantha zog es vor, sich dumm zu stellen. »Wann soll das gewesen sein?«
»Als ich dir vorgeflunkert habe, dass ich ihn für eine nette Nummer buchen wollte. Das war nur ein Test, du Lämmchen. Und du hast ihn nicht bestanden. Du hast wochenlang nur geheult. Dachtest du, ich wäre so naiv zu glauben, dass es wegen Hans war?«
Samantha setzte sich auf den nächstbesten Sessel, weil sie mit einem Mal das Gefühl hatte, einen besseren Halt zu benötigen. »Scheiße«, sagte sie mit plötzlicher Beklommenheit. »Du hast Recht. Ich sollte es lieber lassen.«
»Aber du lässt es nicht.«
»Nein. Das heißt, ja. Ach, ich weiß auch nicht. Es ist … irgendwie stärker als ich.«
»Das kenne ich«, seufzte Babette. »Was glaubst du, wie es mir mit Giovanni geht. Vorgestern hat er sich die Haare hellblond färben lassen, und die Sache mit dem Bauchnabelpiercing hat er sich auch nicht aus dem Kopf geschlagen.« Sie hob die Hand, als Samantha etwas einwerfen wollte. »Jetzt sag bloß nicht, dass dein Bruder auch eins hat. Das ist nämlich ein Riesenunterschied.«
»Warum? Er hat übrigens seit kurzem eins, aber ich sehe nicht, weshalb da andere Maßstäbe gelten sollen, nur weil er zufällig schwul ist.«
»Versteh doch!« Babette war sichtlich frustriert. »Ich bin mir bei Giovanni eben immer noch nicht sicher! Neulich hat er nach einem fremden Rasierwasser gerochen. Nichtnach Parfum wohlgemerkt, sondern nach Aftershave . Ist doch wohl logisch, dass ich gleich an so was denke!«
»Was meinst du mit so was ?«
»Was wohl?«, schnaubte Babette.
»Babette, findest du nicht, dass du in manchen Dingen zu hart urteilst? Wenn er die eine oder andere Schwäche hat, kannst du doch einfach darüber hinwegsehen! Es ist ja schließlich nicht so, als würde er dich mit irgendwelchen unerträglichen Eigenschaften vor den Kopf stoßen.«
»Ich rede hier weder von Mundgeruch noch von Schweißfüßen, sondern von bisexuellen Neigungen!«
»Du weißt doch gar nicht, ob er die überhaupt hat!«
»Eben! Das ist es ja, was mich wahnsinnig macht! Du hast es viel einfacher! Du weißt haargenau, dass dein Loverboy andere Frauen gleich scharenweise vögelt, da kannst du dich wenigstens darauf einstellen!«
Kann ich das?, dachte Samantha. Sie stand auf und seufzte. »Ich muss los. Morgen ruf ich dich an und erzähle dir, wie es gelaufen ist.«
»Wehe, wenn nicht«, sagte Babette. »Und für den Fall der Fälle – ich habe noch eine Großpackung Kleenex im Schrank.«
*
Als Samantha abends ins Battista kam, war Eddie schon da. Er saß am selben Tisch wie damals im Sommer, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte – nur dass er diesmal allein war. Er stand auf, als Samantha hereinkam, und die Art, wie er ihr aus dem Mantel half, ließ auf einige Übung schließen. Samantha sagte nichts, auch nicht, als er ihr den Stuhl zurückzog und artig wartete, bis sie Platz genommen hatte.
Doch im nächsten Augenblick war er wieder ganz der alte Eddie. »Geiles Outfit«, sagte er grinsend. »Sieht aus, als wäre alles, was wichtig ist, noch an der richtigen Stelle.«
Samantha reckte sich unbewusst und war glücklich, dass sie ihm gefiel. »Du siehst aber auch gut aus. Der Anzug passt tadellos.«
»Die Schuhe auch.« Eddie grinste noch breiter. »Sie sind neu.«
Samantha lachte. »Meine auch.«
Sie sahen sich an, und für einen Augenblick blieb die Zeit stehen. Samantha atmete scharf ein und dachte: Mist, es hat mich total erwischt. Kann es so was geben? Jemanden nur ein paar Mal sehen, ein paar Mal mit ihm schlafen – und ihn mit Leib und Seele und Haut und Haaren zu wollen?
Eddie dachte dasselbe. Er sah den Glanz ihrer Augen, den sanften Schimmer ihrer Haut, und vor allem nahm er ihren Duft wahr, der ihn aus dieser geringen Entfernung fast erschlug. Wenn sie jetzt allein gewesen wären, hätte er seine Hände nicht bei sich behalten können.
Wäre er bloß nicht so jung, dachte Samantha in einer Mischung aus Frustration und Erregung. Ich bin viel zu alt für ihn!
Eddie für seinen Teil verschwendete keinen Gedanken an ihr Alter. Als
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