Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
und Evita dieselbe Mutter hatten? Sie sahen einander recht ähnlich, aber Evita war definitiv dunkler als Leon, was eher dafür sprach, dass noch ein weiterer Elternteil im Spiel war. Davon abgesehen schien es ganz so, als hätten die Mütter – ob es nun zwei oder drei waren – ein recht gutes Verhältnis zueinander, da sie ein- und denselben Kaffeeklatsch besuchten. Komische Verhältnisse. Viele Mütter, viele Kinder und ein Vater. Aber wie man es auch drehte und wendete – sie gingen alle sehr erwachsen miteinander um, und das musste Samantha bewundern, auch wenn sie lieber laut aufgeschrien hätte vor Ärger über so viel Unverstand.
Zu Hause stellte sie die erforderlichen Unterlagen für Eddie zusammen. Damals, nach der Katastrophe im August, hatte sie alles weggeworfen, was sie vorbereitet hatte, doch gleich nach ihrer letzten Begegnung mit Dmitri hatte sie das nötige Material erneut am PC bearbeitet und ausgedruckt. Sie fuhr zu der alten Fabrik und warf den Umschlag mit den Unterlagen in den Briefkasten. Eddie war nicht zu Hause ; sein Wagen stand nicht vor der Tür. Samantha sagte sich, dass es so besser war. Sie sollte künftig darauf achten, ihre Kontakte auf einer rein geschäftlichen Basis abzuwickeln. Er selbst hatte ja ganz offensichtlich dasselbe Anliegen, nachdem er sie sowieso nur wegen ihres dämlichen Schuhs hatte wiedersehen wollen. Wenn überhaupt.
Noch am selben Tag rief Samantha ihren Onkel an und eröffnete ihm, dass sie nicht wieder bei Bruckner-Bad anfangen würde. Sie war erleichtert, dass er es mit Fassung aufnahm. Es schien, als hätte er damit gerechnet. Samantha fiel eine Last vom Herzen, nachdem die Entscheidung nun endgültig gefallen war. Dieses Kapitel ihres Lebens war abgeschlossen. Was auch immer der Deal mit den Lattenrosten bringen würde – sie wollte sich kein Hintertürchen offen halten. Falls es schief ging, würde sich etwas anderes finden. Und wenn auch das nicht klappte, dann das, was danach kam.
Diese plötzliche Gewissheit verschaffte Samantha eine Erkenntnis, die schon die ganze Zeit in ihrem Hinterkopf rumort hatte und die sich ihr jetzt mit einem Mal in völliger Klarheit offenbarte. Es war eher ein Gefühl als ein Wissen, und es gehörte zu den köstlichsten Dingen, die Samantha je erfahren hatte. Es war das Gefühl, frei zu sein.
*
Diesmal wollte sie von Anfang an alles richtig machen. Sie bestellte keinen Tisch im überkandidelten Chez Ludovic , sondern im Battista . Letzteres bot nicht nur den Vorteil, dass man dort ausgezeichnet und dabei recht preisgünstig essen konnte, sondern war auch deshalb praktisch, weil Giovanni dort arbeitete. Er hatte einen ganz persönlichen Spezialservice versprochen, und wie Samantha ihn kannte, würde er alle Register ziehen.
Was ihre Kleidung für den Abend betraf, so hatte Samantha ihre Wahl ebenfalls schnell getroffen. Wenn Eddie sich einbildete, sie wäre mager und ausgemergelt, sollte er am Samstagabend sein blaues Wunder erleben. Siehatte sich einen hautengen Rock gekauft, und dazu ein elastisches Top, in dem jeder Zentimeter ihrer Oberweite deutlich zu sehen war.
Am Nachmittag vor dem großen Ereignis führte sie Babette ihre Neuerwerbung vor.
»Wenn ich nicht wüsste, dass du es wirklich bist, würde ich glauben, du wärst eine Mutation«, sagte Babette.
»Inwiefern?« Samantha musterte sie argwöhnisch. »Jetzt sag ja nicht, dass ich zu dünn bin!«
»Nein«, jammerte Babette neidisch. »Ich bin zu fett!«
»Wenn es dir hilft: Alle Männer, die ich kenne, fanden mich fett besser«, meinte Samantha.
»Wirklich? Sagst du das nicht nur so?«
»Nein, Ehrenwort. Hoch und heilig.«
Babette war besänftigt. Dafür bereitete eine andere Sache ihr Kopfzerbrechen. »Es gefällt mir nicht, dass du wieder mit diesem Joseph rummachen willst.«
»Ich will ja nicht mit ihm rummachen. Ich brauche seine Maschinen, um das Geschäft mit den Russen einzufädeln. Es kann gut sein, dass da ein wirklich guter Deal läuft. Und es ist kaum ein Risiko dabei.«
»Außer dass du vielleicht noch mal zehn Kilo abnimmst, weil dieser Gigolo dir wieder das Herz aus der Brust reißt.«
»Das kann er nicht«, behauptete Samantha leichthin.
»Bist du sicher? Nach allem, was ich weiß, ist er genau die Sorte Mann, die einmal nett mit ihrem Schwänzchen wedelt, und die Frauen fallen reihenweise um.«
Hitze stieg in Samanthas Wangen. So ist er nicht!, wollte sie rufen. Er ist nur ein Opfer ungünstiger Umstände! In Wahrheit ist er
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