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Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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den Raum. Eddie fügte sich in sein Schicksal. Er betrachtete seinen Neffen nachdenklich. »Es nervt dich ganz schön hier, oder? Kann ich verstehen. Wenn ich zwei wäre und den ganzen Tag mit dem Klo rumspielen müsste, würde es mir auch stinken. Wollen wir ’ne Runde raus? Leute besuchen? Oder wollen wir dich für ein Stündchen zu dieser Iris bringen?«
    »Pielpatz«, sagte Andi. »Eimer. Sssippe. Sand. Rutssse.«
    »Wow«, sagte Eddie bewundernd. »Das waren ja wirklich fünf Worte!«
    Andi grinste ihn an und zeigte dabei all seine Milchzähne, ungefähr ein knappes Dutzend.
    Damit war die Sache entschieden. Das Komponieren musste warten. Seine Schwester hatte ihm oft genug eingeschärft, dass kleine Kinder frische Luft brauchten. Und zwar sehr viel davon. Möglichst täglich.
    Er hatte den Kleinen hin und wieder für ein paar Stunden oder auch mal für einen oder zwei Tage bei sich gehabt, wenn Diana zu irgendwelchen Auslandsshootings musste. Sobald sie erst anfing, wegen ihres Kindes wichtige Aufträge sausen zu lassen, wäre sie in der Branche bald out. Obwohl sie seit der Geburt für bestimmte Aufnahmen nicht mehr uneingeschränkt infrage kam – etwa für Dessous- oder Bademoden –, war sie immer noch ein recht gut gebuchtes Model. Sie hatte eine wunderbare Haut, tadellose Zähne und zart geformte Hände und Füße. Eddie hatte einen ganzen Stoß von Illustrierten herumliegen, in denen es großformatige Anzeigen gab, auf denen Dianas Hände oder ihre blitzenden Zähne zu sehen waren. Irgendjemand musste schließlich für all die Zahnpasta- und Nagellacksorten Modell stehen. Auf diese Weise hatte Eddies Schwester ein geregeltes, wenn auch nicht unbedingt regelmäßiges Auskommen. Vor etwa drei Jahren hatte sie bei einem ihrer Shootings einen Fotografen kennen gelernt und eine kurze, aber heiße Affäre mit ihm gehabt. Ein paar Monate später war er bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Er und Diana hatten sich auf das Kind gefreut und wollten heiraten. Sie hatten bereits eine gemeinsame Wohnung gemietet und einen Termin für die Hochzeit geplant. Eddie hatte es fast das Herz zerrissen, als seine Schwester damals auf der Beerdigung neben ihm gestanden hatte, bleich, stumm, mit umschatteten Augen.
    Er hatte für sie getan, was er konnte, obwohl er zu jener Zeit selbst ziemlich abgebrannt gewesen war, weil er das Loft ausgebaut hatte. Doch es war irgendwie weitergegangen. Es hatte Monate gedauert, bis Diana wieder in der Lage gewesen war, zu arbeiten. Irgendwann hatte sie wieder kleinere Jobs angenommen, meist für Fotosin Elternzeitschriften – Umstandsmode, Schwangerschaftsgymnastik und Säuglingsnahrung. Nach einer Weile hatte sie sich wieder gefangen und ihr eigenes Leben weitergelebt. Heute ging sie sogar hin und wieder mit Männern aus, auch wenn bisher noch nichts Festes dabei gewesen war.
    Eddie verpasste seinem Neffen eine frische Windel, dann verfrachtete er ihn mitsamt einer Garnitur Eimerchen und Schippchen ins Auto und fuhr zu einem Spielplatz in der Nähe.
    Während Andi sich nach Herzenslust im Sandkasten vergnügte, saß Eddie müßig in der Sonne und betrachtete die jungen Muttis auf den umliegenden Bänken. Ein paar von ihnen waren wirklich sehenswert. Aber keine von ihnen war auch nur annähernd mit einer gewissen langmähnigen, langbeinigen Walküre zu vergleichen. Eddie hatte im Internet bei google.de unter Walhalla gesucht und dann über einen Link das Wort gefunden, das ihm neulich nicht hatte einfallen wollen. Bei der Gelegenheit hatte er sich gleich die dazu passende Oper angehört. Nicht schlecht, dieser Wagner, und seine Walküre erst recht nicht.
    Es wurmte ihn immer noch maßlos, wie Samantha ihn behandelt hatte. Als er heute Morgen aufgewacht war, hatte er sich gefreut wie ein kleines Kind, dass sie noch da war. Er war ziemlich durcheinander gewesen nach dieser Nacht, die für ihn zu den aufregendsten Erfahrungen seines bisherigen Lebens gehörte, und er hatte es nicht erwarten können, sie wieder ins Bett zu kriegen. Er wollte sie nicht nur einfach vögeln, sondern sie ansehen. Mit ihr reden. Alles Mögliche über sie erfahren. Und dann zog sie fünfhundert Mäuse aus ihrer Tasche und drückte sie ihm in die Hand!
    »Dämliches Weib«, murrte Eddie.
    »Ich kann mich auch woanders hinsetzen«, sagte eine verschüchterte Stimme neben ihm.
    Eine junge Frau mit kurzen Haaren stand vor der Bank, im Schlepptau einen Buggy mit einem Knirps in Andis Alter. Und einem gewaltigen

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