Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Gewinnspanne verfolgen zu können.
Die Fliesenleger von der Firma, die Georg beauftragt hatte, hockten zu einem runden Dutzend im Erdgeschoss auf ein paar Zementsäcken und frühstückten. Samantha erfuhr vom Vorarbeiter der Truppe, dass das Frühstück nun schon seit zwei Stunden im Gange war, weil die Spedition, die ebenfalls von Georg beauftragt worden war, die falschen Kisten angeliefert hatte. In den Kistenwaren zwar Fliesen, aber die waren für die Küchen. Und die sollten erst nächste Woche eingebaut werden – zwar von denselben Arbeitern, aber im Auftrag einer anderen Firma.
»Anscheinend hat da der Fliesenlieferant was verwechselt«, sagte der Vorarbeiter. »Das war am Freitag auch schon so. Da brachten sie die Bodenfliesen für den Keller. Sind Sie denn hier überhaupt zuständig, junge Frau? Ich dachte, das macht der Juniorchef.« Er wickelte ein Schinkenbrot aus und hielt es einem seiner Kollegen hin. »Hier, kannst du haben, wenn du willst. Ich krieg beim besten Willen nix mehr rein.«
»Ich bin nicht so jung, wie ich vielleicht aussehe, und er ist nicht der Juniorchef.«
Die Männer tauschten hinter vorgehaltener Hand Bemerkungen über Samanthas Körbchengröße aus, ohne sich dabei allzu viel Mühe zu geben, ihre Stimmen zu dämpfen.
Samantha überlegte nur kurz, dann ging sie vor die Tür und blieb unter dem Vordach stehen, wo sie ihr Handy aus der Handtasche zog und einen Anruf tätigte.
Eine Minute später hatte sie den zuständigen Mann an der Strippe, machte ihm einen Vorschlag und wurde kurz darauf mit ihm handelseinig.
Sie ging zurück in die Eingangshalle und scheuchte die Männer hoch. »Ich darf Sie bitten, sofort mit der Arbeit anzufangen«, sagte sie knapp.
»Aber die Badezimmerfliesen sind nicht da«, beschwerte sich der Vorarbeiter. »Sollen wir etwa die Küchenfliesen nehmen?«
»Genau«, sagte Samantha freundlich. »Sie fangen mit den Küchen an. Ich habe das gerade geklärt. Sie können gern zurückrufen, wenn Sie mir nicht glauben. SehenSie zu, dass Sie heute so weit kommen wie möglich. Ich sorge dafür, dass morgen die richtigen Fliesen da sind, dann machen Sie mit den Badezimmern weiter. In einer Stunde kommt übrigens jemand von der Küchenfirma und kontrolliert die Fortschritte.« Sie schenkte den Männern ein strahlendes Lächeln, dann empfahl sie sich.
Auf der Fahrt zur Firma bedachte sie Georg mit allen möglichen stummen Flüchen. Okay, er hatte sich den Arm gebrochen. Aber ein paar Anrufe hätte er doch wohl noch hingekriegt, oder? Normalerweise wurde bei Lieferungen in dieser Größenordnung frühzeitig überprüft, ob alles reibungslos klappte, vor allem dann, wenn terminlich am Bau alles Hand in Hand gehen musste.
Natürlich konnte es auch sein, dass er sie bewusst auflaufen lassen wollte. Herbert hatte ihrer Mutter von dem Deal mit der Firmenübernahme erzählt – was sprach also dagegen, dass er es auch Tante Elfriede erzählt hatte? Sie war schließlich genauso eng mit ihm verwandt wie Samanthas Mutter. Onkel Herbert hatte immer schon auf gutem Fuße mit seinen beiden Schwestern gestanden.
Wenn Elfriede es wusste, wusste es natürlich auch Georg. Fragte sich nur, wie er damit umging. Soweit Samantha es beurteilen konnte, war er nicht der Typ, der sich zum sportlichen Verlierer eignete. Eher schrie er laut um Hilfe, so wie bei seinem Crash mit King Henry . Oder er tat irgendetwas Gemeines, um Samantha rauszudrängen.
Sie beschloss, sich in Acht zu nehmen. Und vor allem würde sie heute noch daran arbeiten, wieder mit den Russen ins Gespräch zu kommen. Der erste Abend war viel versprechend verlaufen. Sie hatten sich gut amüsiert und waren voll auf ihre Kosten gekommen.
Es war vielleicht ein wenig bedauerlich, dass sie kein Wort übers Geschäft geredet hatten, aber das hatte Samanthaja von Anfang an einkalkuliert. Erst das Vergnügen, dann die Arbeit – so lautete schließlich die Devise, mit der sie an den Auftrag herangegangen war.
In ihrem Büro ging der Stress dann weiter. Sie hatte ein stundenlanges Gespräch mit einer Frau, die sich für ihre Villa ein neues Bad in japanischem Stil in den Kopf gesetzt hatte und bereit war, ohne mit der Wimper zu zucken, hunderttausend Euro auszugeben. Sie hieß Erika von Sontenburg und war Anfang vierzig. Samantha hatte sie ein paar Mal im Golfclub gesehen – eine ziemlich versnobte Zicke, die zwei bestens betuchte Ehemänner überlebt hatte und trotz zahlreicher Privatstunden bei einem gut aussehenden jungen
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