Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
bisschen tief.«
Benedikt zuckte die Achseln. »Es ist eine Couchtischlampe. Ich brauche noch den passenden Tisch zum Drunterstellen.«
Er musterte seine Schwester mit wissendem Blick. »Du hast ein spezielles Fluidum an dir.«
»Was meinst du damit?«
»Es lässt sich ganz einfach mit drei Worten ausdrücken: Du – hattest – Sex.«
»Ich lebe in einer Beziehung. Da ist das normal.«
Benedikt ließ sich nicht täuschen. »Wie war er?«
Samantha schwieg verstockt.
»Ich schließe daraus, dass es zumindest außergewöhnlich war. Übrigens – was ist mit deinem Kleid passiert? Und wieso hast du diese komischen Sandaletten an?«
»Ein blödes Missgeschick. Ich bin … gefallen.«
»Nett ausgedrückt«, meinte Benedikt grinsend. Samantha sah ihm an, dass er darauf brannte, mehr zu erfahren. Wenn sie das umgehen wollte, war es höchste Zeit, wieder zu verschwinden. Doch sie war nicht schnell genug. Als sie die Tür aufmachte, war ihr der Weg versperrt.
»Du hast ja doch die Wahrheit gesagt«, sagte ihre Mutter zu Benedikt. »Ich war schon so gut wie überzeugt davon, dass in dieser Familie jeder jeden anlügt.« Zu Samantha sagte sie: »Dieses Kleid steht dir nicht. Es ist viel zu eng.«
»Ich hab ein bisschen zugenommen.«
»Ein Grund mehr, es nicht anzuziehen.«
»Es soll mich daran erinnern, dass ich abnehmen muss.«
»Gib es weg. Dieses Grün hat dir noch nie gestanden.« Ihr Blick fiel auf die Sandaletten, und sie erstarrte. »Was sind das für Schuhe?«
Samantha räusperte sich. »Du hast mir nie die Geschichte von den Zuhältern erzählt.«
»Welche Zuhälter?«, fragte Benedikt interessiert.
»Das ist vierzig Jahre her. Manche Dinge vergisst man lieber.« Seine Mutter musterte ihn aus verengten Augen. »Benedikt, du hast wieder diese scheußliche Allergie. Was ist passiert?«
»Darüber möchte ich nicht reden.«
»Sag nicht, dass es wieder eine deiner schrecklichen Männergeschichten ist! Junge, wann wirst du dir das endlich abgewöhnen!«
»Ich bin dann weg«, verkündete Samantha, während sie sich eilig an ihrer Mutter vorbeidrückte und die Treppe runterlief.
»Wir sprechen uns noch!«, rief ihre Mutter.
*
Samantha hatte den Eindruck, dass sich an diesem Tag alles gegen sie verschworen hatte.
Sie hatte vor, nach ihrer Heimkehr rasch und lautlos in ihr Schlafzimmer zu huschen, um so schnell wie möglich Babettes Klamotten loszuwerden. Hans war zu Hause, sein Porsche stand in der Einfahrt vor der Garage. Doch die Villa hatte vierzehn Zimmer, er würde gar nicht mitkriegen, dass sie da war. Er merkte es nie, wenn sie nach Hause kam. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich ausgerechnet an diesem Mittag in ihrem Schlafzimmer aufhielt, war verschwindend gering. Er hatte sein eigenes Schlafzimmer. Sie schliefen zwar meist zusammen in Samanthas Schlafzimmer, aber tagsüber legte er sich nie zum Schlafen hin. Wenn er überhaupt irgendwo war, dann in seinem Arbeitszimmer, wo er häufig im Internet auf allen nur denkbaren Golfseiten des World Wide Web surfte. Oder im Fernsehzimmer, für den Fall, dass ein wichtiges Golfspiel im Sportkanal übertragen wurde. Eventuell auch in der Bibliothek, wo es jede Menge Sachbücher über die richtige Schlagtechnik gab. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass er sich in der Küche befand, um sich mit den Vorbereitungen des Abendessens zu befassen. Hans war ein begeisterter und begabter Koch. Oder er war in den Weinkeller gegangen, da hielt er sich auch sehr gerne auf. Er hatte fast so viele Weinflaschen wie Golfbälle und kannte jede einzelne davon. Zu seinem Leidwesenverschmähte Samantha sogar die edelsten Tropfen, weshalb er oft gezwungen war, die Reste in den Ausguss zu schütten.
Samantha schloss die Haustür auf und erstarrte. Hans hielt sich in keinem seiner zahlreichen Lieblingsräume auf, sondern stand mitten in der Halle.
»Ich habe deinen Wagen gehört«, sagte er. »Da bist du ja endlich. Ich habe mir schon Sorgen gemacht! Wo warst du denn nun? Ich blicke ehrlich gesagt nicht mehr durch. Deine Mutter sagte, dass du bei ihr schläfst. Deine Freundin meinte, du schläfst bei deinem Bruder.«
»Äh … und was hat der gesagt?«, fragte Samantha vorsichtshalber.
»Den habe ich vorhin erst erreicht. Er meinte, du hättest bei ihm übernachtet, wärst aber auf dem Heimweg. Dann hörte ich die Stimme deiner Mutter im Hintergrund. Sie wollte wissen, wer dran ist, und dann rief sie, dass alles gar nicht stimmt, du seiest bei ihr gewesen, wie sie
Weitere Kostenlose Bücher