Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
dir das vor? Ich bin nicht der Typ, der so lange auf ein Baby aufpassen kann!«
»Andi ist kein Baby mehr«, sagte Diana. »Er ist zwei.«
»Andi ssswei«, sagte Andi. »Andi Debutstag.«
»Ja, du hattest Geburtstag«, stimmte Diana mit stolzem Mutterlächeln zu. »Ist er nicht süß? Seit ein paar Wochen redet er wie ein Buch. Er kann sogar schon Fünf-Wort-Sätze.«
»Er scheißt noch in die Windel!«
»Bitte verwende nicht solche Ausdrücke, wenn er es hören kann!«
»Ssseiß«, sagte Andi.
»Das sagt man nicht, Schatz«, rief Diana. Verärgert wandte sie sich an ihren Bruder. »Siehst du! Das kommt davon.«
»Niemand zwingt dich, ihn in schlechte Gesellschaft zu geben«, hob Eddie hervor.
»Du kannst dich sehr gut benehmen, wenn du dir Mühe gibst«, wehrte Diana sofort ab. »Und außerdem liebt er dich heiß und innig. Ich weiß auch nicht warum, aber es ist so. Er ist verrückt nach dir. Und du nach ihm. Du willst es nur nicht zugeben.«
»Na schön, ich hab die kleine Nervensäge gern.« Eddie machte einen letzten Versuch. »Aber das bedeutet nicht, dass ich ihn drei Wochen nonstop um mich haben will. Für einen Tag, ja. Oder meinetwegen auch für zwei. Aber so lange – das geht einfach nicht. Ich habe … Verpflichtungen.«
»Sssuh«, sagte Andi. Übers ganze Gesicht strahlend kam er auf seinen kleinen dicken Beinchen angewackelt und überreichte seinem Onkel einen eleganten Damenschuh.
Diana nahm ihn Eddie weg und drehte ihn hin und her.
»Ja«, sagte sie. »Einundvierzig. Wirklich große Verpflichtungen.« Sie stand auf und warf den Schuh nachlässig auf den Boden. »Auf diese Art von Verpflichtungen wirst du ja wohl für ein paar Wochen verzichten können.« Sie schnappte sich Andi, küsste ihn gründlich ab und setzte ihn dann in den Schaukelstuhl.
»Du wirst mir fehlen, mein Kleiner.« Ihr war anzusehen, dass sie mit den Tränen kämpfte und sich nur zusammenriss, weil sie Andi nicht durcheinander bringen wollte. Eddie hatte sie immer schon dafür bewundert, wie sie sich in Krisensituationen beherrschen konnte. Doch im Augenblick überwog sein Ärger die Bewunderung bei weitem.
»Du kannst doch nicht einfach jetzt abhauen«, sagte er, fassungslos, dass sie tatsächlich Ernst machte.
»Natürlich kann ich das. Es ist alles da, was du brauchst.« Diana wies in eine Ecke, wo sie vorhin bei ihrer Ankunft unter Eddies verschreckten Blicken nacheinander ein Kinderreisebett, eine Windelbox und eine Tasche mit Kleidung, Spielsachen und anderem Kram deponiert hatte. »Den Kindersitz habe ich unten an der Treppe stehen lassen. Und stell dich nicht so an. Schließlich hast du ihn nicht zum ersten Mal hier.« Sie warf ihrem Sohn eine Kusshand zu, verpasste ihrem Bruder eine liebevolle Kopfnuss und ging zur Tür.
»Diana«, rief Eddie kläglich.
»Mama«, echote Andi noch kläglicher.
Doch da war die Tür schon hinter ihr ins Schloss gefallen. Andi fing prompt an zu heulen.
Er versuchte, aus dem Schaukelstuhl zu klettern, und wäre um ein Haar runtergefallen. Eddie nahm ihn auf den Arm und ließ ihn ein bisschen auf- und abhopsen, damit er sich beruhigte. »Tja, Kumpel. Da haben wir wohl beide Pech. Deine Mama haut ab nach Italien, und ich bin am Arsch.«
»Arsss«, sagte Andi unter Tränen.
»Das habe ich jetzt nicht gehört.«
*
Eddies Tag hatte mies angefangen, und es war keine Änderung dieses Zustands in Sicht. Andi gewöhnte sich schnell ein und fing an, in der Toilette zu planschen. Dann entdeckte er die Spültaste und zog mit großer Begeisterung ab.
»Wasser«, sagte er dabei jedes Mal.
Eddie ließ ihn gewähren. Er hatte nach dem ersten Dutzend Mal den Haupthahn zugedreht, sodass nur noch ein schmales Rinnsal aus dem Spülkasten floss. Auf diese Art war Andi bestens beschäftigt, zumindest fürs Erste. Eddie saß derweil vor dem PC und brütete über einem neuen Stück. Das Programm, das er sich neulich zu diesem Zweck zugelegt hatte, war wirklich erstklassig. Man konnte damit richtige Partituren schreiben, wenn man erst raushatte, wie es ging. Noten waren für Eddie kein Problem. Soweit er in der Schule überhaupt jemals ein Fach interessant gefunden hatte, war es Musik gewesen. Vielleicht auch noch Mathematik. Dabei hatte ihm so schnell keiner etwas vorgemacht.
Nach einer Weile wurde es Andi am Spülkasten langweilig, und er kam zu Eddie an den PC.
»Eddie tomm«, sagte er, während er mit beiden Händchen auf die Tastatur patschte. Ein quietschender Missklang tönte durch
Weitere Kostenlose Bücher