Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Trainer so erbärmlich schlecht Golf spielte, dass sogar Samantha im Vergleich zu ihr daherkam wie Tiger Woods.
Es stellte sich rasch heraus, dass das zur Verfügung stehende Budget für alle Sonderwünsche, mit denen Erika von Sontenburg Samantha im Laufe des Vormittags nervte, bei weitem nicht ausreichen würde. Allein die versenkte Wanne mit dem doppelten Whirlsystem und der Spezialtiefe von 90 Zentimetern war nicht unter zehntausend zu haben. Dazu kamen eine Dusche, ein Kaltwasserbecken, zwei Waschtische mit umfangreichem Kirschbaumdekor, eine Kunstheizung in Form einer schwimmenden Lotusblüte und ein Kristallspiegel, der über eine ganze Wand reichen sollte. Ganz zu schweigen von dem Designerklo, dem Bidet, dem Urinal, der komplizierten Beleuchtungsanlage sowie den Tonnen von edelstem dunklen Marmor, der nur über eine Spezialfirma im Ausland zu beziehen war. Die ganzen Kleinigkeiten wie Armaturen, Bordüren und Accessoires waren dabei noch gar nicht mitgezählt. Und eine Sauna sollte, wenn möglich, auch noch dabei sein.
Samantha redete sich den Mund fusselig, aber irgendwie kriegte sie es nicht hin, der Kundin den Unterschied zwischen Wollen und Haben begreiflich zu machen.
»Also hören Sie«, sagte Erika von Sontenburg verärgert. »Ich werde doch wohl für die hunderttausend ein anständiges Bad kriegen! Das ist eine Menge Geld!«
Samantha lächelte verbindlich. »Schauen Sie, das Bad, das wir für Sie einrichten sollen, ist dreißig Quadratmeter groß. Das ist eine sehr ungewöhnliche Fläche, sogar für ein Luxusbad. Aber keine Sorge. Das kriegen wir schon hin. Wir planen einfach etwas um. Es gibt auch sehr hübsche Sanitärmodelle in anderen Preiskategorien. Beim Holz und beim Marmor können wir auch ein paar Abstriche machen, das fällt in der Optik überhaupt nicht auf. Ich werde Ihnen bis nächste Woche einen Entwurf erarbeiten. Was halten Sie davon?«
Erika von Sontenburg erklärte sich fürs Erste einverstanden und rauschte davon.
Samantha schlug im Geiste drei Kreuze. Sie fühlte sich völlig erledigt und hätte jetzt gern ein schönes heißes Bad genommen. Normalerweise duschte sie lieber, aber hin und wieder kam es auch vor, dass sie badete. Sie brauchte dazu kein Luxusmodell mit tausend rotierenden Düsen, sondern einfach nur richtig heißes Wasser und duftenden Schaum. Vielleicht ein paar Erdnüsse und eine Tafel Schokolade. Und William Baldwin und Ben Affleck, die zu ihr ins Wasser stiegen.
Samantha stellte es sich bildlich vor und seufzte. Das heiße Bad musste warten, und weder William noch Ben standen zur Verfügung, aber Schokolade konnte sie hier und jetzt haben. Sie zog die unterste Schublade ihres Schreibtischs auf und holte ihre Notration Mandelschokolade heraus.
Während sie kaute, surfte sie im Internet. Eine nette Freizeitbeschäftigung. Wenn man badezimmermäßig up to date bleiben wollte, gab es nichts Besseres. Man reiste virtuell auf der ganzen Welt herum und konnte die ultimativen Neuigkeiten auf dem Sanitärsektor bewundern, und es kostete keinen Pfennig, abgesehen von den Telefongebühren.
Sie hatte nicht sonderlich darauf geachtet, wie es geschehen war, aber plötzlich war sie auf einer Suchseite gelandet, wo es einen Link zu einer bestimmten Begleitagentur gab. Von da aus war es nur ein Klick zu Claire Weber. Sie wusste selbst nicht, was sie erwartet hatte. Es gab weder Fotos von den Begleitpersonen noch von den Geschäftsräumen der Agentur. Nicht mal von der Chefin selbst war eine Aufnahme ins Netz gestellt worden. Es war eine ganz normale, schlichte, konservative Hompage, ohne Gimmicks, Bannerwerbung oder sonstigen Schnickschnack. Samantha erfuhr nichts, was sie nicht schon wusste.
Sie starrte auf die Telefonnummer im Display und dachte: Ich muss nur ein paar Knöpfe drücken. Was sind schon fünfhundert Euro?
Wie in Trance ergriff sie den Telefonhörer, tippte die Nummer ein, hörte das Freizeichen und dann eine weibliche Stimme. »Begleitagentur Claire Weber. Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?«
Samantha schrak zusammen und legte auf.
Ich bin verrückt geworden, dachte sie verstört. Wieso hatte sie das getan? Es gab nur einen Grund! Sie war mannstoll, notgeil, sexsüchtig.
Sie hatte erst vorletzte Nacht ihren wunderbaren, zuverlässigen, liebenswerten und treuen Lebensgefährten betrogen und wollte es wieder tun. Am liebsten gleich heute. Sie sollte einen Therapeuten aufsuchen. Möglicherweise konnte der noch etwas ausrichten.
»Vielleicht habe ich
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