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Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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war, sich hier schon seit bald fünf Minuten mit ihr herumplagen zu müssen. Und jetzt hatte sie ihm auch noch ein blaues Auge verpasst!
    »Wir könnten wieder in die Oper gehen«, schlug sie hektisch vor. »Oder wir treffen uns privat bei mir zu Hause. Beziehungsweise in der Villa meines Lebensgefährten. Er hat ein großes Haus, müssen Sie wissen. Da können wir ganz in Ruhe reden.«
    Samantha hatte das Gefühl, von Anfang bis Ende nur Schwachsinn zu faseln, doch irgendwie schwante ihr, dass sie das Russengeschäft in den Schornstein schießen konnte, wenn sie Dmitri jetzt entwischen ließ. Oder noch schlimmer: Georg würde ihm einen Termin aus den Rippen leiern und den Deal einfädeln. Dann war sie endgültig draußen und würde künftig für ihren aufgeblasenen Cousin die Ablage erledigen können. Sie musste Dmitri einfach auf einen Termin festnageln, hier und jetzt!
    Zu ihrer Überraschung hatte sich seine Miene sichtlich aufgehellt, seit sie Eddie erwähnt hatte. »Eddie hat ein großes Haus? So ein junger Mann?«
    »Na ja«, stammelte Samantha. »Er ist … sehr erfolgreich. Und … ähm, geschäftstüchtig.«
    Dmitri nickte langsam, während er sein lädiertes Auge massierte. »Ja, man merkt, dass er … wie sagt man? Er ist tüchtig. Sein Smoking passt nicht, und er benimmt sich wie ein Bauer. Aber er hat … Wie nennt man das?« Dmitri schlug sich mit der Faust in die Handfläche und sagte dabei ein russisches Wort.
    Samantha schluckte. »Power?«
    »Genau. Ein wunderbares, internationales Wort. Was macht er?«
    Samantha starrte blicklos auf einen Punkt über Dmitris Kopf. »Er produziert … ähm … Lattenroste.«
    »Lattenroste?« Dmitri runzelte fragend die Stirn. »Was ist das?«
    »Eine Vorrichtung aus Holz. Für Betten.« Samantha spürte, wie sie glühend rot wurde. »Man legt die Matratzen darauf. Dann federn sie schön. Es ist … weich. Und … uhhh … elastisch. Sehr gut gegen Rückenschmerzen. Man hat einen wesentlich besseren … hm, Liegekomfort.«
    »Interessant«, sagte Dmitri nachdenklich. Er lächelte Samantha an. »Ich möchte mit Eddie sprechen. Bald.«
    Samantha starrte ihn konsterniert an. »Ja«, sagte sie schwach. Sie atmete durch, dann räusperte sie sich entschieden. »Und was unseren Auftrag betrifft …«
    »Wir reden, wenn Eddie dabei ist«, beschied Dmitri sie. »Am Samstag?«
    »D-diese Woche?«, stotterte Samantha.
    »Ja. In Eddies Haus. Wir reden über Lattenroste.«
    Samantha setzte ein starres Lächeln auf. »Und über die Bäder, nicht wahr? Wunderbar. Ich freu mich!«
    Dmitri nickte ihr lächelnd zu, dann ging er mit energischen Schritten zu der Drehtür, die aus der Halle nach draußen führte. Samantha starrte seiner massigen, von robustem Tweed umhüllten Gestalt hinterher, bis er außer Sicht war, dann taumelte sie rückwärts zu der Ledergarnitur, die ein paar Meter von ihr entfernt zum Ausruhen einlud. Mit einem lauten Ächzen ließ sie sich hineinfallen und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    Vom Empfangstresen kam eine Angestellte herüber. »Ist Ihnen nicht gut?«
    »Nein«, sagte Samantha.
    Die junge Frau fing an, die immer noch herumliegenden Blätter aufzusammeln. »Soll ich Ihnen ein Aspirin holen?«
    »Gegen dieses Problem hilft kein Aspirin.«
    »Ich hätte auch Migränezäpfchen da.«
    »Hilft leider auch nicht.« Samantha stand auf und nahm die eingesammelten Unterlagen entgegen. »Ich brauche einen Mann.«
    Die junge Angestellte wurde rot. »Ach so. Na ja. Ähm … Es kommt gelegentlich vor, dass allein reisende Damen, die hier im Hotel logieren, danach fragen … Wir haben da die Nummer einer sehr guten Agentur …«
    »Ich glaube, ich werde sie benutzen«, sagte Samantha niedergeschlagen. »Vielen Dank für Ihren guten Rat.« Sie klemmte sich die Mappe unter den Arm und marschierte davon.
    Die Angestellte blickte ihr verwirrt nach. »Aber die Nummer …«
    »Die kenne ich schon.«
    *
    Im Krankenhaus fühlte sie sich immer noch völlig konfus. Bis jetzt hatte sie keinen klaren Gedanken fassen können.
    Heute machte Onkel Herbert einen besseren Eindruck als bei ihrem letzten Besuch. Er war nicht mehr so blass, und auch sein Gesicht wirkte nicht mehr so eingefallen und verzerrt. Man hatte ihn von der Intensivstation auf die normale Station verlegt. Es gab noch ein zweites Bett im Zimmer, doch den Patienten, der darin lag, hatte Samantha bisher nicht zur Kenntnis genommen. Er schnarchte mit offenem Mund vor sich hin.
    »Das ist Willi«, sagte Herbert.

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