Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
wäre ihr weit lieber gewesen, sie hätten einfach nur gemeinsam mit Dmitri und seinen Freunden zu Abend essen und dabei ganz zwanglos über Sanitärobjekte plaudern können. Doch da war noch die Sache mit den Lattenrosten und dem Haus. Nachdem sie mit der Schwindelei einmal angefangen hatte, musste sie wohl oder übel weitermachen, sonst hätte sie ebenso gut gleich Georg anrufenund ihm sagen können, dass sie kein Interesse mehr an der Firma hatte. Da sie sich selbst in diese dämliche Situation hineinmanövriert hatte, war es auch an ihr, alles so zu deichseln, dass die Intrige klappte.
Am besten fing sie mit dem Outfit an. Danach würde sie ihm dann die Geschichte mit den Lattenrosten erklären und ihn die Unterlagen lesen lassen. Und er musste, last but not least , natürlich erfahren, dass das Haus ab sofort ihm gehörte. Jedenfalls solange Dmitri und die anderen zu Besuch hier waren.
»Ich habe einen Anzug für dich besorgt«, sagte Samantha. Sie gratulierte sich immer noch im Stillen dazu, dass sie daran gedacht hatte. Und zwar von ganz alleine. Alles andere war auf Babettes Mist gewachsen ; Samantha hatte nur treu und brav ihre Vorschläge befolgt.
Eddie glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
»Einen Anzug?«
»Der vom letzten Mal hat dir nicht richtig gepasst. Dmitri ist es auch aufgefallen. Ich habe in deiner Wohnung ein Regal mit Klamotten gesehen, aber Anzüge waren nicht dabei. Außer dem, den du anhattest. Ich habe befürchtet …« Sie hatte befürchtet, dass er wieder in dem Ding erscheinen würde, hielt es aber für besser, nicht weiter darauf herumzureiten. »Ich habe dir halt einen besorgt. Für alle Fälle.«
»Ein Smoking für Eddie«, meinte er mit unüberhörbarem Sarkasmus.
»Nein, eigentlich eher ein ganz normaler Anzug.«
»Und du denkst, dass ich damit besser aussehe«, stellte Eddie ironisch fest.
Samantha verschränkte nervös die Hände. Das Ganze fing nicht gut an. Er nahm es weniger bereitwillig auf, als sie gedacht hatte.
»Ich habe ihn in meinem Schlafzimmer. Du kannst ihn da anziehen und ihn gleich anlassen.«
Eddie betrachtete sie skeptisch. »Woher willst du wissen, dass er mir passt?«
Weil ich deine Maße mit verbundenen Augen im Kopf habe, dachte Samantha. Ihre Wangen fingen an zu glühen. »Probier ihn einfach an. Er wird schon sitzen. Ein Hemd ist auch dabei.«
»Du hast einen Anzug ausgesucht, ohne meine Größe zu kennen?«
»Ich habe ein gutes Auge für Proportionen. Das bringt mein Beruf mit sich.«
Das war für Eddie ein Stichwort, bei dem er einhaken konnte. »Was machst du eigentlich beruflich?«
»Ich bin in der Sanitärbranche tätig. Bei Bruckner-Bad, vielleicht sagt dir das was.«
So viel hatte Eddie inzwischen auch schon herausbekommen.
»Ich wollte eher wissen, was genau du da tust.«
»Na ja, ich bin gelernte Betriebswirtin und mache alles, was in dem Beruf so anfällt. Marketing, Disposition, Akquisition – du weißt schon.«
Eddie wusste nicht, aber er hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als es zuzugeben.
Samantha ging voraus und stieß die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf. »Der Anzug liegt auf dem Bett. Wenn du dich umgezogen hast, müssen wir noch den Ablauf des Abends besprechen. Ich warte dann vorne im Salon.« Sie machte Anstalten, ihn allein zu lassen, doch Eddie hielt sie am Handgelenk fest. »Wieso im Salon?«, äffte er ihre vornehme französische Betonung des Worts nach. »Warum nicht hier? Hast du Angst, mich nackt zu sehen? Wir kennen uns doch ganz gut. Zumindest, wasdas angeht.« Er wusste selbst nicht, warum er auf einmal so wütend war. Lag es an ihrer Aufmachung, die unglaublich erotisch und dabei zugleich elegant war? An ihrem überheblichen Auftreten und den vielen Fremdwörtern? Oder an der unerwartet einfachen, aber rührend weiblichen Einrichtung ihres Schlafzimmers? Es hätte das Zimmer seiner Schwester sein können. Eine hell gemusterte Rosentapete, ein schmaler Sekretär aus wurmstichigem Holz, der aussah, als stammte er vom Trödel. Dazu ein selbst bemalter Bauernschrank, ein gedrechselter Klappspiegel aus den Fünfzigern und ein breites Bett mit einem weißen Himmel aus zartem Organza. Auf dem Kopfkissen saß ein ziemlich angeschmuddelter Plüschaffe. Er hatte ein eingerissenes Ohr und nur noch ein Auge.
Samantha war seinen Blicken gefolgt. Sie räusperte sich verlegen. »Den habe ich bekommen, als ich fünf war, von meinem Vater. Es war das letzte Geschenk von ihm. Er ist ein paar Monate später
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