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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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ihren Eltern hatte Brenda jedes Mal wieder eine Phase von Bulimie durchlebt; dies machte ihr deutlich, dass sie noch immer keinen direkten Kontakt mit ihrer Familie aushalten konnte, ohne sich sofort wieder in ihre früheren Methoden zu flüchten, die Spannung zu bewältigen.
    Gesund zu bleiben sieht sie mittlerweile als absolute Priorität an, aber sie ist nach wie vor überrascht, welch eine Herausforderung diese Aufgabe darstellt und wie schwach entwickelt ihre Fähigkeiten in dieser Hinsicht sind. In einem langsamen, schrittweisen Prozess hat sie ihr Leben durch eine Arbeit, die ihr Freude macht, aber auch durch neue Freundschaften und Interessen bereichert. Glücklich zu sein, sich wohl zu fühlen und ihre Ausgeglichenheit zu finden – das alles ist für sie noch so neu, so wenig vertraut, dass sie sich davor hüten muss, Probleme in die Welt zu setzen, die es ihr erlauben würden, sich wieder so verrückt wie früher zu fühlen.
    Brenda geht weiterhin zu den
Overeaters Anonymous
, zu Al-Anon und gelegentlich, wenn sie das Bedürfnis verspürt, auch zu einer Therapiesitzung. Sie ist weder so dünn noch so dick wie sie es einmal war. «Ich bin normal!», ruft sie manchmal laut aus und genießt es, über sich selbst lachen zu können. Dabei weiß sie, dass sie nie «normal» sein wird. Bei ihrer Essstörung handelt es sich um eine Krankheit, mit der sie ihr ganzes Leben lang fertigwerden muss, deren absolute Macht über Brendas körperliche und seelische Gesundheit jedoch gebrochen ist.
    Trotzdem ist ihre Genesung noch immer gefährdet. Es wird sehr lange dauern, bevor sie diese neue, gesündere Art zu leben als richtig und normal empfinden kann und nicht mehr als erzwungen. Durch zwanghaftes Essen oder die Fixierung auf eine für sie schädliche Beziehung könnte sie wieder beginnen, ihre Gefühle zu betäuben, zu vermeiden: Ein Rückfall ist noch immer möglich. Weil sie darum weiß, geht Brenda derzeit sehr vorsichtig mit Männern um und trifft beispielsweise ihre Verabredungen nur so, dass sie kein
Overeaters Anonymous
- oder Al-Anon-Meeting versäumt. Ihre Gesundheit ist ihr kostbar, und sie will sie nicht aufs Spiel setzen. Sie selbst sagt dazu: «Ich habe mir angewöhnt, auf Geheimnisse zu verzichten, denn dadurch bin ich überhaupt erst so krank geworden. Wenn ich also jetzt einen Mann kennenlerne und es so aussieht, als könnte daraus etwas werden, erzähle ich ihm gleich von meiner Krankheit und der Bedeutung der Anonymen Programme für mein Leben. Wenn er die Wahrheit über mich nicht ertragen oder nicht verstehen kann, dann halte ich das für sein Problem, nicht meines. Ich versuche nicht mehr, mich auf den Kopf zu stellen, um einem Mann zu gefallen. Meine Prioritäten liegen heute ganz woanders: Meine Gesundheit kommt an allererster Stelle. Denn nur wenn ich gesund bin, können auch andere etwas von mir haben.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Aus Liebe sterben
    Wir alle stecken voller Grauen, jeder Einzelne von uns. Wenn du heiratest, um dich dieses Grauens zu entledigen, wirst du doch nur erreichen, dass es sich mit dem Grauen eines anderen verbindet; dein Grauen und das des anderen werden die Ehe miteinander führen, du wirst bluten und dieses Bluten Liebe nennen.
    – Michael Ventura
‹Shadow Dancing in the Marriage Zone›
     
    K ettenrauchend, verkrampft, mit hochgezogenen Schultern, nach vorn gebeugt – so saß Margo im Wartezimmer. Das obere ihrer gekreuzten Beine schwang in schnellem Rhythmus auf und ab. Es schien dabei etwas Imaginäres zu treten. Sie starrte aus dem Fenster. Der Blick auf die rotgedeckten Häuser von Santa Barbara zwischen Meer und bläulich-violett schimmernden Hügeln ist atemberaubend schön, ganz besonders im Licht eines Sommernachmittags, das die ganze Szenerie mit sanften Rosa- und Goldtönen überzieht. Dieses Bild vermag dem Betrachter die typisch südländische Gelassenheit und Heiterkeit zu vermitteln – aber nichts davon spiegelte sich in Margos Gesicht wider. Im Gegenteil: Man sah ihr deutlich an, dass sie immer in Eile war.
    In meinem Büro, in das sie mir mit hastigen Schritten gefolgt war, setzte sie sich auf die äußerste Kante des Besuchersessels. Sie schaute mich durchdringend an. «Woher soll ich wissen, dass Sie mir auch wirklich helfen können? So etwas habe ich noch nie getan – ich meine, jemanden aufsuchen, um über mein Leben zu sprechen. Woher soll ich also wissen, ob es die Zeit und das Geld wert ist?»
    Hinter einer solchen Frage steht

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