Wenn Frauen zu sehr lieben
diesem Grund war sie überhaupt zu mir in die Therapie gekommen.
Der nächste Kandidat in ihrem Eheroulette war ein gewisser Giorgio. Er fuhr ein weißes Mercedes-Kabriolett und bestritt seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Kokain. Er war kein gewöhnlicher Dealer, sondern belieferte ausschließlich die feine Kundschaft von Montecito. Von Anfang an glich ihre Beziehung zu Giorgio einer Achterbahnfahrt, und schon bald schienen für Margo die Wirkung der Droge, mit der er sie so freizügig versorgte, und das Wesen ihrer Beziehung zu diesem undurchsichtigen, gefährlichen Mann unentwirrbar miteinander verflochten zu sein. Plötzlich führte sie ein mondänes, aufregendes Leben, das sie aber körperlich und seelisch aufrieb. Sie wurde launisch und ließ ihre Launen auch an den Kindern aus. Die ständigen Streitereien mit Giorgio eskalierten – oft kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen.
Nachdem sie sich bei ihrer Freundin endlos über seine Gedankenlosigkeit, seine dauernden Seitensprünge und illegalen Geschäfte beklagt hatte, war sie zutiefst getroffen, als Susie sie schließlich vor ein Ultimatum stellte: «Trenne dich von Giorgio oder brich deine Zelte hier ab.» Susie war nicht länger bereit, die ganzen Querelen mitanzusehen und sich Margos dauernde Beschwerden anzuhören; die ganze Sache tat weder ihrer Freundin noch den Kindern gut. Margo war wütend und stürzte sich in Giorgios Arme. Er erlaubte ihr und den Kindern zwar, in das Haus zu ziehen, in dem er die meisten seiner Drogengeschäfte abwickelte, gab jedoch deutlich zu verstehen, dass dies nur eine vorübergehende Lösung sei. Kurz darauf wurde er wegen illegalen Drogenhandels festgenommen. Giorgio und Margo heirateten noch vor der Gerichtsverhandlung, obwohl ihre Auseinandersetzungen zu diesem Zeitpunkt schon den Siedepunkt erreicht hatten.
Als Grund für die dritte Eheschließung gab sie an, Giorgio hätte sie praktisch zur Heirat gezwungen, denn als Ehefrau konnte von ihr nicht verlangt werden, gegen ihn auszusagen. Die Versuchung, doch als Zeugin aufzutreten, war nämlich durchaus vorhanden – angesichts des hitzigen Charakters ihrer Beziehung und der Beharrlichkeit des Staatsanwalts. Aber sobald sie verheiratet waren, verlor Giorgio sexuell das Interesse an ihr. Er sagte, er fühle sich in eine Falle gelockt.
Die Ehe wurde jedoch erst für ungültig erklärt, nachdem Margo Ehemann Nummer vier kennengelernt hatte: Er war vier Jahre jünger als sie und studierte; gearbeitet hatte er noch kein einziges Mal in seinem Leben. Nach der Katastrophe mit Giorgio hatte sich ihre Angst vor dem Alleinsein erheblich gesteigert, und so sagte sie sich, dieser ernsthafte Student sei genau der Richtige für sie. Margo arbeitete und verdiente den Lebensunterhalt für ihn mit – bis er sie verließ, um sich einer religiösen Kommune anzuschließen. Während dieser vierten Ehe war Margo in den Genuss einer recht großen Erbschaft gekommen. Den Geldbetrag stellte sie ihrem Mann zur Verfügung. Mit dieser Geste wollte sie beweisen, dass sie ihm treu ergeben war, ihm vertraute und ihn liebte (was er ständig in Frage stellte). Den größten Teil des Geldes brachte er in die Kommune ein; dann teilte er Margo unmissverständlich mit, dass sie in dieser Gemeinschaft nicht willkommen sei: Er erklärte ihre Ehe für gescheitert und gab Margos «weltlicher Gesinnung» die Schuld daran.
Diese Ereignisse hatten Margo tief verwundet; trotzdem suchte sie schon verzweifelt nach dem nächsten, dem fünften Ehemann. Wenn es ihr endlich gelang, den Richtigen zu finden, würde alles gut werden; davon war sie zutiefst überzeugt.
Vor mir saß eine verhärmte Frau mit dunklen Ringen unter den Augen, die große Angst davor hatte, mit ihrem Aussehen für Männer nicht mehr attraktiv genug zu sein. Sie hatte keine Ahnung davon, dass sie – einem bestimmten Muster folgend – ihr Leben lang immer wieder Beziehungen zu völlig unpassenden Männern eingegangen war, Männern, denen sie nicht traute, denen sie noch nicht einmal große Zuneigung entgegenbrachte. Mit der Wahl ihrer Ehemänner hatte sie bislang «Pech gehabt», das gab sie zu; ihr war jedoch nicht bewusst, dass ihre eigenen Bedürfnisse sie jedes Mal wieder in eine eheliche Katastrophe getrieben hatten.
Margos körperlicher Zustand war besorgniserregend. Neben beträchtlichem Untergewicht (sie verspürte nur selten Appetit, und Magengeschwüre machten ihr jegliche Nahrungsaufnahme zur Qual) wies sie eine
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