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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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Reihe weiterer stressbedingter nervöser Symptome auf: Sie war sehr blass (auf meine Frage hin bestätigte sie, dass sie an Anämie litt), ihre Fingernägel waren bis tief ins Nagelbett hinein abgebissen, und ihre Haare wirkten trocken und spröde. Sie gab an, unter Ekzemen, häufig auftretenden Verdauungsbeschwerden und Schlaflosigkeit zu leiden. Der Blutdruck war für ihr Alter sehr hoch, ihre Antriebskraft schien hingegen alarmierend niedrig zu sein.
    «Manchmal schaffe ich es nur mit äußerster Kraftanstrengung, aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Dieses Jahr habe ich mich schon so oft krankgemeldet, dass ich eigentlich überhaupt nicht mehr fehlen dürfte. An solchen ‹freien› Tagen tue ich nichts anderes, als zu Hause zu hocken und zu weinen. Diesen Anblick mag ich meinen Kindern nicht zumuten. Es ist daher eine große Erleichterung, wenn ich mich richtig gehen lassen kann, sobald sie in der Schule sind. Ich weiß einfach nicht, wie lange ich so noch weitermachen kann.»
    Sie berichtete, beide Kinder hätten Probleme in der Schule, wegen ihrer Leistungen und ihres sozialen Verhaltens. Zu Hause stritten die Mädchen ständig miteinander, und Margo verlor sehr leicht die Geduld mit ihnen. Noch immer griff sie häufig zu Kokain, um den betäubenden Rausch zu erleben, an den sie sich während ihrer Beziehung zu Giorgio gewöhnt hatte – einen Rausch, den sie sich bei ihren beschränkten finanziellen Verhältnissen und ihrer schlechten körperlichen Verfassung eigentlich nicht leisten konnte.
    Aber nichts davon beunruhigte sie so sehr wie die Tatsache, dass sie derzeit ohne feste Beziehung dastand. Seit ihrer Teenagerzeit war sie nie ohne Mann gewesen. Als Kind hatte sie gegen und um ihren Vater gekämpft; als Erwachsene tat sie – in den verschiedensten Variationen – dasselbe mit jedem ihrer Partner. Vier Monate war sie nun schon ganz allein, und nur ihre bisherigen Misserfolge ließen sie zögern, sich erneut auf die Suche zu machen, auch wenn sie es kaum ertragen konnte, auf sich selbst zurückgeworfen zu sein.
    Viele Frauen halten es aufgrund bedrückender ökonomischer Verhältnisse für notwendig, einen Mann zu haben, um finanziell versorgt zu sein. Für Margo galt dies nicht. Ihre Arbeit wurde gut bezahlt und machte ihr Freude. Keiner ihrer vier Männer hatte sie oder ihre Kinder finanziell unterstützt. Ihr Bedürfnis nach einem Mann hatte ganz andere Gründe: Sie war süchtig nach Beziehungen, die ihr schadeten.
    Margo war schon als Kind (gemeinsam mit ihrer Mutter und den Geschwistern) körperlichen und seelischen Demütigungen ausgesetzt gewesen. Finanzielle Sorgen, aber vor allem Unsicherheit und Leiden hatten das Familienleben geprägt. Die mit einer solchen Kindheit einhergehende seelische Überlastung hatte tiefe Spuren in Margos Psyche hinterlassen.
    Zunächst einmal litt Margo unter schweren latenten Depressionen, wie sie bei Frauen mit ähnlicher Familiengeschichte häufig auftreten. Neben dem Bedürfnis, in einer Beziehung die ihr vertraute Rolle einzunehmen, beeinflussten auch diese Depressionen ihre Partnerwahl: Margo fühlte sich zu Männern hingezogen, die unzuverlässig, verantwortungslos oder einfach kalt waren; einer missbrauchte sogar ihr Kind sexuell. In solchen Beziehungen gab es bis hin zu Gewalttätigkeiten eskalierende Auseinandersetzungen, es gab dramatische Abgänge und Aussöhnungen und dazwischen Phasen von spannungsgeladenem, angsterfülltem Warten. Womöglich gab es ernsthafte Probleme finanzieller oder juristischer Art. Dies alles waren Beziehungen, die hochdramatisch verliefen, chaotisch, aufregend, stimulierend.
    Das klingt sehr strapaziös und ist es tatsächlich auf lange Sicht; aber solche Beziehungen ermöglichen – vergleichbar mit dem Konsum von Kokain oder einem anderen starken Aufputschmittel – kurzzeitig Ablenkung von und Flucht vor der ständig lauernden Depression. Denn fast jede Art von Erregungszustand, ob positiv oder negativ, führt zur Freisetzung einer großen Dosis Adrenalin und verhindert dadurch zuverlässig das Hochkommen von Depressionen. Wenn unser Körper allerdings zu häufig starker Erregung ausgesetzt wird, erschöpft sich seine Reaktionsfähigkeit allmählich. Das Ergebnis: noch schwerere Depressionen, die nunmehr nicht nur seelische, sondern auch körperliche Ursachen haben. [4] Genau wie Margo erkranken viele Frauen schon an Depressionen, bevor sie als Jugendliche oder Erwachsene Liebesbeziehungen eingehen, weil sie in der

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