Wenn Frauen zu sehr lieben
Interessen.
9 . Werden Sie «egoistisch».
10 . Lassen Sie andere an Ihren Erfahrungen und Lernprozessen teilhaben.
Wir werden nun untersuchen, was jeder einzelne dieser Schritte bedeutet, was er erfordert, warum er notwendig ist und welche Folgen er hat.
1. Suchen Sie Hilfe.
Was bedeutet das?
Hilfe suchen – das kann zunächst alles Mögliche heißen, ob Sie ein einschlägiges Buch in der Bibliothek ausleihen (auch das mag großen Mut erfordern, denn vielleicht kommt es Ihnen so vor, als würden Sie dabei von allen anderen Menschen beobachtet!) oder sich bei einem Therapeuten anmelden. Vielleicht ist es der anonyme Anruf bei der Telefonseelsorge, wo Sie zum ersten Mal über das sprechen, was Sie so lange als Geheimnis bewahrt haben. Vielleicht wenden Sie sich an eine Einrichtung, die sich auf Ihre Art von Problemen spezialisiert hat, ob Sie nun Co-Alkoholikerin sind oder ein Inzestopfer oder ob Ihr Partner Sie prügelt oder was auch immer Ihr Problem sei. Vielleicht bedeutet Hilfe suchen für Sie, dass Sie herausfinden, wann und wo sich eine Selbsthilfegruppe trifft, und den Mut aufbringen, dorthin zu gehen. Vielleicht belegen Sie einen bestimmten Kurs an einer Volkshochschule oder gehen zu einem Beratungszentrum. Vielleicht bedeutet es sogar, dass Sie die Polizei anrufen. Hilfe suchen heißt im Grunde nichts anderes als
aktiv werden
, den ersten Schritt tun, Kontakt aufnehmen. Es bedeutet
keinesfalls
, dass Sie Ihrem Partner damit drohen: Ein solches Vorgehen dient gewöhnlich dazu, ihn zu erpressen, damit er sich zusammenreißt, um von Ihnen nicht öffentlich bloßgestellt zu werden. Halten Sie ihn heraus; sonst dient Ihre Suche nach Hilfe (oder die entsprechende Drohung) doch wieder nur Ihrem Wunsch, ihn zu ändern oder zu kontrollieren. Denken Sie daran: Sie tun diesen Schritt für
sich selbst
.
Was erfordert das?
Hilfe suchen heißt, dass Sie sich – zumindest vorübergehend – von der Vorstellung trennen müssen, Sie könnten allein mit Ihrer Situation fertigwerden. Sie müssen sich der Realität stellen, das heißt akzeptieren, dass sich Ihre Lebensumstände im Laufe der Zeit nicht verbessert, sondern verschlechtert haben, und Sie müssen erkennen, dass Sie trotz all Ihrer Bemühungen nicht in der Lage sind, Ihre Probleme zu lösen. Das heißt, Sie müssen sich selbst ehrlich eingestehen, wie schlimm es in Wirklichkeit um Sie steht. Leider finden wir häufig erst dann zu solcher Ehrlichkeit, wenn uns das Leben einen so schweren Schlag – wenn nicht sogar mehrere – versetzt hat, dass wir am Boden liegen und nach Luft schnappen. Dieser Zustand hält jedoch meist nicht lange an – und so versuchen wir, sobald wir wieder Luft bekommen, genau da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben: Wir sind stark, wir bestimmen, kontrollieren und nehmen alles selbst in die Hand. Geben Sie sich aber nicht mit kurzzeitiger Entlastung zufrieden. Wenn Sie schon bereit sind, das eingangs erwähnte Buch aus der Bibliothek zu lesen, dann sollten Sie auch den zweiten Schritt tun: Kontakt mit einer der Organisationen aufzunehmen, die Ihnen darin empfohlen werden. (Entsprechende Adressen finden Sie beispielsweise im Anhang dieses Buches.)
Wenn Sie sich bei einer Therapeutin/einem Therapeuten anmelden, sollten Sie herausfinden, ob er oder sie sich mit Ihrem Problem auch wirklich auskennt. Vielleicht sind Sie ein Inzestopfer; eine Therapeutin ohne spezielle Ausbildung und Sachkenntnis auf diesem Gebiet wird Ihnen bei weitem nicht so gut helfen können wie jemand, der
weiß
, was Sie durchgemacht haben und wie diese Erlebnisse Sie noch heute beeinflussen.
Suchen Sie jemanden auf, der die Familiengeschichte von Betroffenen auf ähnliche Weise hinterfragt wie dieses Buch. Meiner Ansicht nach sollten Frauen mit Therapeutinnen/Beraterinnen arbeiten. Zwischen uns gibt es eine wichtige Gemeinsamkeit: Wir wissen, was es heißt, eine Frau in dieser Gesellschaft zu sein; das schafft ein besonderes, tiefes Verständnis füreinander. Außerdem lassen sich so die fast unumgänglichen Mann-Frau-Spiele vermeiden; bei einem männlichen Therapeuten könnten wir allzu leicht in Versuchung geraten, uns auf ein solches Spiel einzulassen; leider ist auch der Therapeut häufig genug dazu bereit.
Aber eine Therapeutin zu finden reicht noch längst nicht. Sie muss – bezugnehmend auf die Faktoren, die in Ihrer Lebensgeschichte eine Rolle spielen – wissen, welche Behandlungsmethode für Sie am effektivsten ist; die Therapeutin muss zudem
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